Porsche Boxster S:Geldwerter Vorteil

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Mehr Leistung, mehr Komfort, weniger Verbrauch: Porsche hat den Boxster dezent verbessert - zum alten Preis.

Michael Harnischfeger

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Auch der kleine Heckspoiler wurde neu geformt. Er fährt bei 120 km/h automatisch aus. (Foto: Fotos: autocert.de.)

Der 1996 eingeführte Boxster war ein Glücksgriff für die Zuffenhausener. Die Verkäufe lagen von Anfang an weit über Plan, so dass bald schon auch bei Valmet in Finnland gebaut werden musste, um die Nachfrage befriedigen zu können.

Heute laufen nur noch zwölf bis 15 Boxster pro Tag über die Montagebänder in Zuffenhausen, während über 90 in Finnland gefertigt werden.

Im aktuellen Jahr schwächelte zwar die Nachfrage in den USA ein wenig, doch dafür war eine kleine Indiskretion verantwortlich: Das geplante Facelift wurde zu früh publik, und damit erlahmte das Interesse am bald abgelösten Auto.

Der Neue wirkt neu, der Alte nicht alt

Das Facelift bezeichnet Porsche-Chef Wendelin als leichten Feinschliff, und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen, denn der alte, über 120.000 Mal gebaute Boxster sieht nun nicht plötzlich alt aus, doch das Neue am Neuen, es hat durchaus seine Wirkung.

An der Optik nicnts Neues

Die Optik kann man dabei getrost als Nebensächlichkeit unter den Tisch fallen lassen. Grau getönte Rückleuchtengläser, ein wenig anders geformte Schürzen an Bug und Heck sowie in Wagenfarbe lackierte seitliche Kühlluftöffnungen sind eigentlich nicht der Rede wert.

Dachpflege

Wichtiger sind die Pflegemaßnahmen am Dach: Ein zusätzlicher, vierter Verdeckspriegel ist da mit im Spiel, bessere Geräuschdämmung und - das vor allem - eine gläserne und damit beheizbare Heckscheibe.

Gefaltet, nimmt das Dach nicht mehr Platz in Anspruch als bisher, und auch das elektrohydraulische Auf und Zu dauert mit rekordverdächtigen zwölf Sekunden nicht länger.

Schnell und leise

Bei geschlossenem Dach wirkt der Boxster nun erheblich leiser als zuvor, bei Tempo 180 kann man sich noch unterhalten, ohne seine Stimmbänder überzustrapazieren.

Innen perfekter Sound

Radio hören ist ebenfalls mit mehr Genuss möglich - zumindest dann, wenn man sich für das aufpreispflichtige Bose-Soundsystem entschieden hat: Mit einem Mikrophon lauscht es ins Wageninnere, analysiert das Geräuschniveau und verändert die Frequenzen dergestalt, dass stets der eingestellte Sound aus den zehn Boxen kommt. 225 Watt Verstärkerleistung sorgen dabei für den nötigen Druck.

Neues Leitsystem

Ebenfalls neu: Ein Navigationssystem von Becker mit 16:9-Monitor, das durch gute Grafik, hohe Rechnerleistung und dynamische Routenführung gefällt.

Weniger Verbrauch, mehr Power und mehr Sound

Für Boxster-Fans sind dies oder der neue Cupholder allerdings nur nette Beigaben, nicht der Hauptgrund für die Kaufentscheidung.

Der liegt immer noch im - unverändert - agilen Handling des Roadsters und in seinen Motoren. Die atmen nun durch die weiter entwickelte Nockenwellenverstellung Vario Cam noch etwa effektiver und erhalten ihre Nahrung von einem neuen Motormanagement.

Das bringt ein wenig mehr Drehmoment und acht PS mehr Leistung. Der Basis-Boxster 2.7 kommt auf 168 kW (228 PS) und 260 Newtonmeter, der Boxster S mit 3,2 Litern Hubraum auf 191 kW (260 PS) und 310 Newtonmeter.

Das leichte Leistungsplus werden wohl nur diejenigen spüren, die das noch aktuelle Modell sehr gut kennen. Der versprochene Minderverbrauch von zwei Prozent ist sogar nur akademischer Natur.

Verbessertes Klang des Motors

Sofort registriert man indes den verbesserten Klang des Sechszylinder- Boxermotors, auf den die Entwickler viel Sorgfalt verwandten.

Korrekturen im Ansaugtrakt und am Endschalldämpfer geben dem Sound nun eine noch prägnantere Note, die nicht nur Fans verzückt horchen lässt. Vor allem über 5000 Touren, wenn der Boxster S mit größtem Nachdruck dem roten Bereich jenseits der 7000 Umdrehungen entgegenspringt, klingt es wie ein Posaunen-Ensemble, das den Klassiker "Best of Le Mans" intoniert.

Bei geöffnetem Dach möchte man nichts anderes mehr hören und rührt aus reiner Lust am Sound öfter im Sechsganggetriebe als nötig. Denn An Kraft fehlt es dem Boxster S nun wirklich nicht.

Um Kurven geht es schneller, als viele gucken können

Das zeigt sich nicht nur auf der Autobahn, wo man automatisch zu den Schnellsten der Schnellen gehört, sondern vor allem auf der Landstraße. Überholvorgänge schrumpfen zu kurzen Episoden, das Herausbeschleunigen aus Kurven geschieht auch bei 3000 Touren nicht ohne jenen Druck im Rücken, den Porsche-Fahrer so gern spüren.

Dass man sehr früh beginnen kann mit dem Beschleunigen, dafür steht das unveränderte Fahrwerk nach wie vor ein: Schon mit den serienmäßigen 17-Zoll-Rädern scheint der Boxster auf der Straße zu kleben, und mit den neuen 18-Zöllern, die die ungefederten Massen um mehr als zehn Kilogramm verringern, fährt der Roadster schneller um Kurven, als die meisten Menschen gucken können.

Sicher bremsen

Man muss schon sehr viel falsch machen, um einmal viel zu schnell zu sein, denn die großen Bremsen sorgen im Notfall für eine Verzögerung, als öffne sich ein Bremsfallschirm. Leichte Heckschwenks oder gar Übersteuern sind bei Trockenheit eigentlich kaum produzierbar.

Das aufpreispflichtige ESP, bei Porsche Stability Management (PSM) genannt, ist angesichts dieser Fahrsicherheit wirklich nur Sicherheitsnetz für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle.

Vieles ist besser, aber nicht alles perfekt

Alles gut also, alles besser? Im Grund ja. Nur eine auch höhenverstellbare Lenksäule hätte man sich gewünscht, um die Sitzposition noch perfekter einrichten zu können.

Etwas mehr Oberschenkelauflage hätte den teilelektrisch verstellbaren Sitzen gut getan, und obwohl der Qualitätseindruck im Cockpit nicht schlecht ist, setzen Audi oder BMW in diesem Punkt immer noch die Maßstäbe.

Alter Preis

Wer jetzt ans Meckern denkt, muss aber bedenken, dass Porsche den neuen Boxster exakt zum Preis des alten abgibt (2.7: 42.108 Euro, S 49.764 Euro).

Die vielen Verbesserungen sind also in der Tat zu 100 Prozent geldwerter Vorteil. Warum zeigt sich Zuffenhausen so wohltätig? Man müsse ja auch an den Wettbewerb denken und dürfe preislich nicht zu weit abdriften, erklärt ein Firmensprecher.

Da die Werkzeuge abgeschrieben seien, trage der Boxster auch ohne Preiserhöhung einen höheren Teil zum Ergebnis des Unternehmens bei als bisher. Das Geschäftsjahr 2001/2002, so lässt Wendelin Wiedeking durchblicken, werde mindestens auf dem Niveau des letzten Jahre liegen. Und das war das beste der Firmengeschichte.

Quelle: autocert.de

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