Pontiac Firebird:Es riecht nach Abenteuer

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Der Feuervogel ist aber nach wie vor ein Macho geblieben

(SZ vom 14.07.1993) Er zählt zu jener Sorte von Typen, in die man sich entweder auf Anhieb verknallt, oder die man vors Schienbein tritt. Die lauwarme Zweckverbindung läuft nicht, ein verschämtes Mondscheingeplänkel auch nicht. Wo er auftritt, bebt die Erde, hämmert der Sound. Er riecht nach Abenteuer, lockt mit Freiheit. Ein verwegener Typ. Ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel, trotzdem vielen immer noch eine Sünde wert. Sein Spitzname: Feuervogel.

Jetzt verpaßten ihm seine Väter eine Frischzellenkur. 'Mit allen Feinheiten, die modernste Sportwagentechnologie gestattet', schwärmt Pontiac, steigt 'ein wahrer Phoenix aus der Asche auf dem Weg ins Jahr 2000' - gemeint ist der Pontiac Firebird der vierten Generation. Wenn sich auch die Geister an ihm scheiden, ein Blickfang ist der Ami-Sportler allemal. Dafür sorgt schon sein knapp fünf Meter langes Äußeres mit flacher Schnauze und keilförmig hohem Heck - sozusagen nach dem Motto: Mehr Schein als Sein. Irrtum: Pontiac verspricht kein pures Sportwagen-Feeling gegen einen horrenden Preis, sondern ein Komplettpaket zum Sonderangebot. Für 44 900 Mark rollt der Firebird von Herbst an mit ABS, Airbags für Fahrer und Beifahrer, Differentialsperre, elektrisch einstellbarem Fahrersitz, Fensterhebern, Tempomat, Klimaanlage und einem vom Lenkrad aus bedienbares Radio vor. Die Betonung liegt auf rollt. Denn gemessen an dem riesigen Hubraum (3,6 Liter), bringt es der kernig grummelnde V6-Zylinder nur auf 109 kW (148 PS). Sicher, das reicht immerhin für den Endspurt auf 207 km/h, doch wozu dann die künstlich hochgezüchtete Sportlerlunge?

Echtes Sportwagengefühl vermittelt Feuervogels großer Bruder Trans Am (67 150 Mark). Im direkten Vergleich beschleunigt der Trans Am - ausschließlich mit Viergang-Automatik - wie ein Kart zum Kinderwagen. Logisch, immerhin arbeitet unter der langen Kunststoffhaube ein mächtiger Achtzylinder mit 5,7 Litern Hubraum, aus dem die Ingenieure 201 kW (273 PS) kitzelten. Damit wird dem Vorwärtsdrang erst bei 239 km/h Einhalt geboten.

Beiden gemeinsam ist ein etwas knapp bemessener Innenraum, ganz nach alter Sportwagentradition. Wer will es einem Sportler verübeln? Dafür sitzt es sich im Sportwagengestühl erstaunlich bequem - zumindest auf der Fahrerseite. Des Beifahrers Komfort ist durch einen unsäglichen Buckel im Fußraum beeinträchtigt. Die Lösung: Die Ingenieure meinten, den Katalysator nirgendwo anders unterbringen zu können.

Aber Sportwagenfahren ist ohnedies vielfach Singles vorbehalten. Entsprechend fiel auch der Stauraum aus. Immerhin paßt ins abschließbare Handschuhfach die Kreditkarte, auf den beiden Notsitzen im Fond finden Aktenkoffer und Mantel Platz und der Kofferraum reicht fürs knappe Overnight-Gepäck.

Für den Europatrip zu zweit ist Pontiacs Sportler vielleicht nicht gerade der passende fahrbare Untersatz. Wenn es auch vom puren Fahrkomfort betrachtet - trotz der hinteren Starrachse - wenig auszusetzen gibt. Wer fährt denn damit schon über schmale, unebene Landpisten? Und Europas Highways passen sich ohnedies immer mehr den amerikanischen Verhältnissen an.

700 Firebird will General Motors noch in diesem Jahr in Deutschland verkaufen. Mehr als doppelt soviel sind im nächsten Jahr geplant. Und wetten, daß keiner davon geklaut wird. Denn beide Sportwagen verfügen über einen chipgesicherten codierten Zündschlüssel, der Dieben einen Fang unmöglich machen soll. Den Code halten Händler und Importeur an einem geheimen Ort fest.

Von Ina Reckziegel

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