Peugeot 406:Der deutscheste Peugeot aller Zeiten

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Die französische Marke will künftig mehr Profil zeigen - und der 406 ist ein erster Schritt

(SZ vom 30.09.1995) 'Wir behaupten, daß der 406 der deutscheste Peugeot aller Zeiten ist', verkündet Bernd Schantz, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland, zur Vorstellung der neuen Mittelklasse-Limousine und erläutert: 'Er besitzt alle Attribute, die im deutschen, sehr wettbewerbsstarken M2- Segment kaufentscheidend sind.'

Dazu zählt Bernd Schantz das 'elegante Styling' und meint die vollständig neue Karosserie des Peugeot 406. So sind die Proportionen der klassischen Stufenheck-Limousine anders gewählt als beim mittlerweile acht Jahre alten Vorgängermodell Peugeot 405. Sie folgen insbesondere durch den kurzen Hecküberhang deutschen Vorbildern aus München und Ingolstadt. Dadurch wirkt der 406 im Profil leichter und sportlicher.

Der 406 wird wie sein Vorgänger im Peugeot-Werk in Sochaux gebaut und vom 19. Oktober an bei den deutschen Händlern stehen. Gegenüber dem 405 wuchs der neue Peugeot 'für die Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern, die von der Oberklasse träumt, sich aus finanziellen Überlegungen aber in der Mittelklasse bedient' (Originalton Peugeot), auf 4,55 Meter Länge und 1,76 Meter Breite. Das sind 14 bzw. sieben Zentimeter mehr, die sich durch mehr Bewegungsfreiheit im Innenraum bemerkbar machen. Zudem wuchs der Radstand auf 2,70 Meter.

Mit komplettem Sicherheitspaket

Peugeot rüstet alle 406-Modelle mit Servolenkung aus, teilweise sogar mit Servotronic. Darüber hinaus besitzen alle Versionen vier Scheibenbremsen und ein Bosch-ABS neuester Generation. Und für die passive Sicherheit haben sich die Franzosen ebenfalls mächtig 'ins Zeug gelegt': Zwei Airbags sind für den deutschen Markt serienmäßig eingebaut, ebenfalls Gurtstopper und pyrotechnische Gurtstraffer an den Vordersitzen. Bemerkenswert auch, daß neben den beiden Dreipunktgurten auf den äußeren Fondsitzen sogar der mittlere Platz mit einem solchen ausgerüstet ist.

Vier Motorversionen und drei Ausstattungspakete bietet Peugeot an. Der aus dem 405 bekannte 1,8-l-Vierzylindermotor erhielt für den Einbau im 406 einen Vierventil-Zylinderkopf und zwei obenliegende Nockenwellen. Er wird aus Leichtmetall gefertigt und leistet nun 81 kW (110 PS). Damit kann der 406 eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h erreichen. Ein zweiter Benzinmotor mit 2,0 Liter Hubraum und 16 Ventilen stammt aus dem 306. Er leistet 98 kW (132 PS) und reicht für 203 km/h Höchstgeschwindigkeit. Aus dem Vorgängermodell stammt der 1,9-l-Turbodieselmotor mit 66 kW (90 PS) Leistung bekannt, der den 406 bis auf 178 km/h beschleunigen kann. Und schließlich ist das 2,1-l-Vierzylinder-Turbodiesel-Aggregat aus dem 605 im Angebot. Bekanntlich besitzt er insgesamt zwölf Ventile und leistet 80 kW (109 PS), die im 406 für eine Maximalgeschwindigkeit von 190 km/h reichen. Für die Wirtschaftlichkeit aller vier Triebwerke sprechen deren Durchschnittsverbrauchswerte im Peugeot 406: 8,4 Liter (1.8-16V) und 9,1 Liter (2.0-16V) Superbenzin pro 100 Kilometer bzw. 6,9 Liter (1.9) und 7,1 Liter (2.1-12V) Dieseltreibstoff pro 100 Kilometer.

Die Grundausstattung des neuen 406 heißt SL umfaßt bereits eine elektronische Wegfahrsperre und Merkmale von so hoher Wertschätzung wie ein axial und in der Höhe verstellbares Lenkrad, getönte Scheiben rundum, einen Pollenfilter für Heizungs- und Lüftungsanlage sowie eine praktische Ablage unter dem Beifahrersitz. Die gehobene ST-Ausstattung möchte mit Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, einer Lordosenstütze im Fahrersitz, hochwertigeren Veloursbezügen und einer Holzeinlage im Armaturenbrett verwöhnen. Die SV-Version stattet Peugeot darüber hinaus mit reichlich Holzdekor in den Türverkleidungen, Leichtmetallrädern und einem Regensensor an der Windschutzscheibe à la Mercedes-E-Klasse aus. Er schaltet den Scheibenwischer auf Wunsch automatisch ein und steht für die SL- und ST-Versionen als Extra zur Verfügung.

Insgesamt 1200 Fahrzeuge täglich möchte Peugeot ab 1996 produzieren. Seit Juni diesen Jahres läuft er bereits vom Band, und in Deutschland hofft man bis Jahresfrist noch auf 5000 verkaufte 406. Im nächsten Jahr sollen es dann 18 000 Stück werden. Dabei rechnet Peugeot mit etwa 35 Prozent Eroberungskäufern, die von Renault Laguna und Citroën Xantia 'überlaufen'. Auch im Revier der Opel Vectra und Ford Mondeo möchte Peugeot wildern. Gegenüber C-Klasse und Dreier- BMW setzt der Peugeot 406 seinen äußerst konkurrenzfähigen Preis von 33 000 Mark an aufwärts.

Mit den neuen Qualitäten des 406 führt Peugeot gleichzeitig einen neuen Markenslogan ein, der im Französischen 'Pour que l'automobile soit toujours un plaisir' lautet und im Deutschen 'Mit Sicherheit mehr Fahrvergnügen'. Zum Ausdruck bringen möchte der französische Hersteller einerseits, daß man die Sicherheit als neuen Entwicklungsschwerpunkt begreift und sich auch für künftige Automobilentwicklungen zur Fahrfreude auf Rädern bekennt. Darüber hinaus ist aber auch das Bemühen erkennbar, mehr Markenprofil zu zeigen, auch wenn es optisch erst zaghaft realisiert werden konnte. Insgesamt darf der neue 406 als erster Impuls in die angestrebte Richtung gelten. Er weckt Neugierde nicht nur auf die neue Limousine - was ebenso wichtig ist: Er weckt sie bei Menschen, die seit dem Aussterben der letzten Peugeot-Persönlichkeiten 204 und 404 nurmehr aalglatte Transportmittel mit dem Löwen im Emblem antrafen.

Von Jürgen Zöllter

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