Peugeot 306:Ich schau' in klare Augen

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Transparente Scheinwerfer sind scheinbar das Zeichen der Zeit

(SZ vom 07.07.1999) In Frankreich gedeihen Löwen eher selten in freier Wildbahn - dafür fühlen sie sich auf den Boulevards der Städte und auf den Autobahnen ziemlich wohl. Allerdings müssen sie nicht selbst laufen, sondern werden von vierrädrigen Benzinkutschen auf dem Kühlergrill spazierengefahren. Das Markenemblem von Peugeot hat sich aber auch in Deutschland gut etabliert, wenngleich diese Firma den Rang des erfolgreichsten Importeurs in Deutschland Renault nie streitig machen konnte. Doch der Löwe döst nicht selbstgefällig in der Mittagssonne, sondern gibt sich angriffslustig. Mehr Dynamik ist das Ziel, und was man bei der Modellreihe 406 in diesem Frühjahr begonnen hat, setzen die Franzosen nun beim eine Nummer kleineren 306 konsequent fort.

Der Düsternis entwichen

Zu den Neuheiten des Modelljahrs 2000 zählt, daß die Löwenhaut nun durchgängig in einem Farbton gehalten ist. Bisher ver(un)zierten eine schwarze Frontschürze und schwarze Seitenleisten manche Modelle. Die Uni-Lackierung (Ausnahme: das Cabriolet) stärkt den sportlichen Charakter des 306, und noch ein zweites Accessoire macht das überarbeitete Modell frischer: Steht man vor dem Golf-Konkurrenten, blickt man nun nicht mehr in getrübte, sondern in klare Augen. Die Designer haben dem 306 nämlich nun Klarglasscheinwerfer verpaßt - ein Styling-Detail, das über alle Marken hinweg immer mehr in Mode kommt und tatsächlich gut aussieht.

Im Innenraum sollen neue Stoffe für mehr Wohnqualität sorgen, und die sportliche Note wird durch eine sogenannte Aluminium-Optik ins rechte Licht gerückt. Mit Kunststoff, der wie das Leichtmetall aussehen soll, aber diesen Anspruch leider nicht erfüllt, sind nun der Mittelteil des Armaturenbretts und die Instrumente eingefaßt. Aber was soll's: Der Innenraum wirkt trotzdem freundlicher, weil den großen, bisher schwarzen Kunststoffflächen etwas von ihrer Düsternis genommen worden ist.

Auch unter dem Blechkleid gibt es Neuerungen. Das Motorenprogramm wird um zwei Aggregate ergänzt: Zum einen kommt der neue HDi-Motor, der auch von Konzern-Schwester Citroën her bekannt ist, zum Einsatz. Zum anderen gibt es den bisher ausschließlich dem Cabriolet vorbehaltenen 2,0-Liter-Benziner mit 97 kW (132 PS) jetzt auch in den Karosserievarianten Dreitürer, Fünftürer, Stufenheck und Break, wie die Franzosen den Kombi nennen. Mit dem Benzinaggregat soll die relativ große Lücke, die zwischen dem 90-PS-Motor und dem Spitzenmodell S16 mit 119 kW (163 PS) klaffte, geschlossen werden, während der Selbstzünder mit Common-Rail-Technik die Dieselkompetenz des Hauses Peugeot demonstrieren soll.

Bei ersten kurzen Fahrten konnten beide Motoren zeigen, daß sie eine Bereicherung der Modellpalette darstellen. Während der Diesel seine Stärken vor allem beim Durchzugsvermögen ausspielt und dabei auch noch mit durchschnittlich 5,1 Litern auf 100 Kilometer sparsam bleibt, überzeugt der Benziner durch seine Kraftentfaltung, die diesen 306 in der Tat erheblich dynamischer macht als bisher. Mit dem 2. 0-16V XS, so die offizielle Bezeichnung, läßt sich eine Höchstgeschwindigkeit von 202 km/h erreichen, wobei der Spurt von Null auf 100 km/h in 10,4 Sekunden vollzogen werden kann. Der Kraftstoffverbrauch bleibt mit 9,1 Liter Super noch im Rahmen des Erträglichen. Diesen Motor wird es zukünftig auch in der Großraumlimousine 806 geben.

Dynamisch zum Vorteil der Kunden

Dynamisch will Peugeot auch die Preise entwickeln - wobei die Franzosen diese Entwicklung allerdings zugunsten des Autofahrers interpretieren: Diese müssen künftig etwas weniger investieren, um dafür laut Peugeot "mehr Auto" zu bekommen. Für das Basismodell mit dem 1,4-Liter-Motor mit 55 kW (75 PS) und der Présence-Ausstattung hat man den Preis von 25 750 Mark auf 24 900 Mark gesenkt, die neuen HDi-Modelle bleiben mit 29 500 Mark (XS-Ausstattung) und 29 900 Mark (Style-Version) knapp unter der 30 000-Mark-Grenze.

Der Nachfrageanschub, der sich daraus ergeben dürfte, ist allerdings auch notwendig, da der neue 206 bei dem 1993 vorgestellten und 1997 überarbeiteten 306 starke Konkurrenz im eigenen Haus macht. Konnten im vergangenen Jahr in Deutschland noch rund 29 600 306-Modelle abgesetzt werden, erwartet man bei Peugeot für dieses Jahr nur noch knapp 22 000 verkaufte Fahrzeuge. Dazu kommen - über alle Baureihen hinweg - 48 000 206-Modelle, 19 000 Autos der 406-Baureihe, 10 000 Exemplare des 106 und 3000 Vans des Typs 806.

Bei den 306ern erfreut sich der Kombi immer größerer Beliebtheit. Der Break-Anteil beträgt beinahe schon 40 Prozent. Alle 306-Modelle verfügen grundsätzlich über ABS, zwei Front- und zwei Seitenairbags, Nebelscheinwerfer und einen Regensensor. Da kann der Löwe immer rechtzeitig die Scheibenwischer einschalten.

Von Otto Fritscher

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