Peugeot 206 CC:Unter die Haube gebracht

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Die Auslieferung des Verwandlungskünstlers beginnt im März, bereits jetzt liegen 5000 Festbestellungen vor

(SZ vom 13.12.2000) Bei Sonnenschein und linden Lüften im ärmellosen T-Shirt durch schöne Landschaften zu flanieren, ist ein Genuss, doch wehe der Himmel bewölkt sich, das Thermometer sinkt, und es beginnt zu tröpfeln: Da wird nicht nur der Wunsch nach einem Kopftuch, sondern nach einer richtig wetterfesten Hülle wach. Für Cabrios gilt das Gleiche: Sobald Schmuddelwetter droht, wird das Stoffdach gerne gegen ein handfestes Verdeck, Hardtop genannt, ausgetauscht. Ganz ideal ist diese Lösung nicht, weil das Teil im Sommer nutzlos herumsteht und Platz beansprucht, den bei weitem nicht jeder Autobesitzer hat.

Allein das erklärt, warum Peugeot für den neuen 206 CC mehrere Monate vor der Markteinführung bereits 5000 Festbestellungen verbuchen konnte: Dieses Schönwetterauto verspricht einen Doppelnutzen, denn Cabrio und Coupé stecken unter einem Dach. Mit demselben Prinzip hat schon Mercedes-Benz den SLK-Roadster ganzjahrestauglich gemacht, und auch bei Peugeot gab es das schon mal - vor mehr als 60 Jahren: Damals bauten die Franzosen den 301 Eclipse, dessen Metalldach bei schönem Wetter im Kofferraum versenkt werden konnte.

Beim 206 CC, der auf den ersten Blick gefällt und durch Preise zwischen 33 400 und 40 500 Mark zusätzlich an Reiz gewinnt, ist diese Prozedur nach weniger als 30 Sekunden abgeschlossen, da eine elektrohydraulisch gesteuerte Kinematik dem Fahrer die Arbeit abnimmt. Seine Aufgabe beschränkt sich aufs Lösen der Hebel, die das Dach an der Karosserie fixieren, und einen langen Tastendruck. Am Straßenrand stehen bleiben, muss er beim Haube-Auf- und -Absetzen nicht: Das Manöver funktioniert auch, wenn der Wagen mit nicht mehr als 10 km/h dahinrollt. Beim Öffnen ist darüber hinaus zu beachten, dass das Rollo, das Dach und Gepäck trennt und so sicherstellt, dass die Haube ausreichend Platz vorfindet, an Ort und Stelle sein muss, sonst rührt sich gar nichts.

Das Kofferraumvolumen bei zusammengefaltetem Verdeck beträgt 150 Liter; machen die Passagiere die Luken dicht, können 320 Liter befüllt werden. Weiterer Stauraum findet sich vor und auf der so genannten Rücksitzbank, die so knapp bemessen ist, dass nicht einmal Kleinkindern ein längerer Aufenthalt zugemutet werden kann. Im Übrigen ist es gar nicht erlaubt, sie dort unterzubringen: Die Isofix-Kindersitzhalterung hat Peugeot in den Beifahrersitz integriert. Ein Ersatzrad sucht man vergebens; um Platz zu sparen, wird der 3,84 Meter kurze und 1,67 Meter breite Wagen mit zwei Reifenfüllpatronen bestückt, die Notlaufeigenschaften sicherstellen.

Wenn im März 2001 die Auslieferung in Deutschland beginnt, werden zunächst die Käufer der 100 kW- (136 PS) Variante bedient. Für den 2,0-Liter-Vierzylinder haben sich 70 Prozent der Kundschaft entschieden, die auch bei der Ausstattung nicht zum Knausern neigt: Acht von zehn Käufern ordern den Wagen mit Platinum-Paket. Das Beste, das Peugeot im 206 CC zu bieten hat, ist daran zu erkennen, dass Aluminium-Pedale, -Schaltknauf und -Luftaustrittsdüsen dezenten Glanz im Innenraum verbreiten, die Klimaanlage sich selbsttätig regelt, die beheizbaren Sportsitze mit Leder bezogen sind, die Windschutzscheibe wärmeabweisend und eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage serienmäßig an Bord ist.

All das entfällt in den Basis-Versionen, doch die wirklich wichtigen Dinge bleiben. ABS beispielsweise, die Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, die Audioanlage, die elektrischen Fensterheber, die elektrisch beheiz- und verstellbaren Außenspiegel oder die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, und die Klimaanlage kann auch einzeln - zum Preis von 2950 Mark - bestellt werden. Eine weitere Sparmöglichkeit erschließt sich, wenn man den 2,0-Liter-16-Ventiler durch die 1,6-Liter-Motor ersetzt und sich mit 80 kW (109 PS) begnügt. Allerdings kommt man dann nicht ganz so flott von der Stelle, und öfter schalten muss man auch. Den Durchschnittsverbrauch des hubraumstärkeren 206 CC beziffert Peugeot mit 8,0 Liter je 100 Kilometer; der 1. 6 schafft diese Distanz mit 7,0 Liter. Für beide Motoren gilt, dass sie derzeit noch nicht die Euro/D4-Abgasnorm erfüllen. Mit einer kleinen Kfz-Steuervergünstigung wird einem die Entscheidung für das schicke Cabriolet-Coupé - so die offizielle Werksbezeichnung - also leider nicht zusätzlich versüßt.

Viel Mühe haben die Peugeot-Konstrukteure darauf verwandt, dem CC zumindest in der Coupé-Konfiguration die Verwindungssteifigkeit einer Limousine zu verpassen. Das hat dazu geführt, dass die Karosseriestruktur des CC 50 Kilogramm schwerer ist als die des Dreitürers mit festinstalliertem Dach. Aufmerksame Beobachter werden auf schlechten Straßen gleichwohl hin und wieder ein leichtes Zittern registrieren und vielleicht ein bisschen am Fahrwerk herummäkeln, doch diese kleinen Schwächen werden den Siegeszug des französischen Verwandlungskünstlers nicht verhindern: Was zählt, ist sein günstiger Preis, sein ganz spezieller Charme - und ganz gewiss auch die Tatsache, dass er den Spagat zwischen Schönwetterzonen und Tiefdruckgebieten perfekt beherrscht.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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