Peugeot 206:Angriffslustiger Löwe

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Vom 10. Oktober an mit frischem Design und bekannten Motoren

(SZ vom 12.09.1998) Er ist kein Löwe, der schläfrig in der Mittagssonne vor sich hindöst, sattgefressen und zufrieden. Angriffslustig schaut er einen an, möchte man sagen, wenn man ihm in die Augen blickt. Seine Form wirkt dynamisch, und obwohl er noch nicht ausgewachsen ist, soll der Neue mit dem Löwenemblem auf dem Kühlergrill hohe Ziele erreichen. Peugeot hat seinem neuen Kleinwagen mit dem Zahlencode 206 ein deutlich dynamischeres Design mit auf den Weg gegeben als es sein Vorgänger 205 aufzuweisen hatte, der seit gut zwei Jahren auf dem deutschen Markt nicht mehr verkauft wird. Vor allem die Scheinwerfer prägen die Frontpartie des 3,82 Meter langen Autos: Sie sind beinahe dreieckig, und in Verbindung mit den Querstreben des Kühlergrills entsteht ein Gesicht, das man beinahe als aggressiv einstufen möchte.

Nicht nur die Frontpartie, auch die restlichen Linien haben die Peugeot-Designer markanter gezeichnet als bei seinem Vorgänger. Das Heck ist nicht mehr so glatt wie früher, und die Seitenansicht läßt vermuten, daß sich im 206 die Frontpassagiere wohler fühlen werden als die Hinterbänkler. So ist es dann auch, wenn man in den Kleinwagen, der vom 10. Oktober an bei den Händlern steht, einsteigt. Die Kopffreiheit ist sogar für Großgewachsene sehr gut, während der Verstellbereich der Sitzschienen und die Auflagefläche des Gestühls für Normalwüchsige konzipiert sind.

Tomate auf dem Armaturenbrett

Bei Anzeigen, Hebeln und Schaltern findet sich auch der Peugeot-Unkundige auf Anhieb zurecht, nur wenige Ungereimtheiten fallen auf: Warum hat man nur dem linken Außenspiegel ein asphärisches Teil spendiert? Neu ist das Display, das à la Twingo in der Mitte des Armaturenbrettes thront: Hier findet sich in der Basisausführung eine Uhr, die digitale Anzeige kann aber auch so feine Sachen wie ein Navigationssystem aufnehmen. Direkt vor diesem Display liegt eine knallrote Tomate: Jetzt ist der Schalter für die Warnblinkanlage da gelandet, wo er hingehört: griffgünstig in der Mitte positioniert und sofort erkennbar.

Zwei Karosserieversionen (mit drei oder fünf Türen), drei Motoren und vier Ausstattungsvarianten mit den Namen Spécial, Presence, Style und XS stehen zur Wahl. Die Motoren sind im Prinzip alte Bekannte. Basismotorisierung ist der 1,1-Liter-Vierzylinder mit 44 kW (60 PS). Der macht den 1. 1er 158 km/h schnell und ermöglicht einen Spurt von Null auf 100 km/h in 15,2 Sekunden. Den Durchschnittsverbrauch beziffert Peugeot auf 6,2 Liter Super. Hier die Werte für den 1,4-Liter: 55 kW/75 PS, Vmax 170 km/h, Spurt in 13,2 Sekunden, Verbrauch 6,6 Liter. Topmodell ist der 1,6-Liter mit 65 kW/89 PS: Er rennt 185 km/h schnell und sprintet in 11,7 Sekunden, der Verbrauch beträgt 7,0 Liter. Im nächsten Jahr wird ein neuer Common-Rail-Diesel folgen, ein Jahr später ist mit einem "Coupé-Cabriolet", wie es der neue PSA-Vorstandsvorsitzende Jean-Martin Foltz nannte, zu rechnen.

Bei ersten Fahreindrücken zwischen La Schlucht und Le Markstein erwies sich schon der 1,1-Liter als ausreichend stark. Er macht auch an Steigungen nicht schlapp. Das Fahrwerk ist deutlich weicher als beim 1,4-Liter. Die Lenkung arbeitet ungewöhnlich direkt, und an der Schaltung gibt es nichts auszusetzen.

Neuer Hoffnungsträger

Der 206 ist Hoffnungsträger Nummer eins bei Peugeot: Er soll das meistverkaufte Modell in Deutschland werden. Rund 45 000 Einheiten plant man für das nächste Jahr. Zur Serienausstattung gehören bei allen Modellen zwei Airbags, ABS, und Servolenkung. Extra bezahlt werden müssen die in die Sitze integrierte Seitenairbags (450 Mark), oder der modulare Beifahrersitz (170 Mark), dessen Lehne waagrecht nach vorne geklappt werden kann. Das Basismodell kostet 19 850 Mark, eine bei dieser Ausstattung wohl einmalige Preisgestaltung. Der 1,4-Liter schlägt mit 22 100 Mark zu Buche, und das 1,6-Liter-Topmodell liegt bei 24 100 Mark. Wer fünf statt drei Türen haben will, muß 1000 Mark Aufpreis bezahlen. Um den Abstand zum 106 zu wahren, werden dessen Preise gesenkt: Die Differenz beträgt 2500 Mark.

Kuriosität am Rande: Wer nicht gleich ein Schiebedach ordern will, kann problemlos eines nachrüsten lassen: Das Dach des 206 kommt nämlich ohne Querstrebe aus, so daß die Montage eines Sonnendachs leicht möglich ist. Also kein Löwe mit Dachschaden.

Von Otto Fritscher

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