Partikelfilter:Nachrüstung bei älteren Autos kaum möglich

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Fahrer älterer Dieselfahrzeuge warten derzeit mit Spannung auf Entscheidungen aus Berlin.

Denn wenn endgültig beschlossen wird, was Bundesregierung und Bundesrat geplant haben, müssen sie womöglich bald aus einigen Innenstädten draußen bleiben.

Fahren oder nicht: Auf die Euro-Stufe kommt es an. (Foto: Foto: ddp)

Zumindest immer dann, wenn die Feinstaubbelastung ansteigt und die örtlichen Behörden ein Fahrverbot verhängen. Denn die Plaketten, die das Erreichen einer hohen Partikelminderungsstufe ausweisen, werden sie dann wohl vorerst nicht bekommen.

Die Besitzer moderner Dieselautos - solche mit serienmäßigem Partikelfilter - werden nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Berlin dagegen freie Fahrt haben. Auch Diesel, die in die Abgasstufe Euro3 eingestuft sind, erreichen mit einem Nachrüstfilter die höchste Stufe - und dürfen aller Voraussicht nach unbeschränkt fahren.

Bei den Plaketten ist nach Worten von VCD-Sprecher Gerd Lottsiepen allerdings noch alles offen: Setzt sich die Forderung des Bundesrats durch, gäbe es keinen Unterschied mehr zwischen Fahrzeugen mit so genannten offenen oder geschlossenen Filtern und Autos, die auch ohne Partikelfilter die Euro-4-Norm erfüllen.

Mangel-Ware

Zwar könnten - rein technisch - auch Diesel weniger sauberer Schadstoffklassen mit Partikelfiltern bestückt und ihre Abgase damit gereinigt werden. Bei den Herstellern und Zulieferern fehlen dazu aber noch die entsprechenden Teile. Zudem ist ungeklärt, ob auf diese Weise Fahrverbote abgewiesen werden können.

"Wer einen Euro-1-Diesel mit einem Partikelfilter aufrüstet, erreicht damit die Grenzwerte der Partikelminderungsstufe 2", erläutert Lottsiepen. "Ob man damit bei Feinstaubalarm noch in die Stadt fahren darf, ist aber ungewiss - denn es hängt von der jeweiligen Kommune ab."

Allgemein bessere Chancen haben seiner Einschätzung nach Motoren mit Euro-2, die mit Nachrüstfilter die Stufe 3 erreichen. Die Teile sind für diese Fahrzeuge bislang aber fast nicht verfügbar.

Ohne Förderung keine Produktion

So produziert etwa HJS in Menden (Nordrhein-Westfalen) vor allem für die neueren Volumenmodelle gemäß Euro-3 und Euro-4. Und Filter für ältere Diesel würden nur dann kommen, wenn eine steuerliche Förderung die Nachrüstung auch für Besitzer von älteren Dieselfahrzeugen attraktiv macht, heißt es in der Pressestelle.

Auch Konkurrent Twintec aus Königswinter konzentriert sich nach eigenen Angaben vorerst auf die Nachrüstung von Euro-3-Fahrzeugen.

Weil mit einer Nachrüstung aber der Preis steigt, sollten Kunden abschätzen, wie lange sie ihren Wagen noch fahren wollen. "Zu beachten ist auch, welchen Einfluss eine Nachrüstung auf den erhofften Wiederverkaufswert haben kann", sagt Gerd Lottsiepen: "Fakt ist: Rußschleudern haben in der Stadt keine Zukunft."

Auch Marktbeobachter Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen rät, Nachrüstung und Neuwagenkauf genau abzuwägen. "Als Grundregel gilt: Je älter das Auto, desto weniger Sinn macht die Nachrüstung." Lohnt sie sich nicht, empfiehlt er den Kauf eines Neuwagens mit Euro-4 und Partikelfilter.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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