Opel und Wartburg:Die Legende vom neuen Wartburg

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Opel wolle die einstige Ost-Marke wiederbeleben, heißt es. Doch wahr ist daran nur, dass ein neues Billigmodell entstehen soll.

Jörg Reichle

Die Meldung klang ja auch zu schön, zumindest für Ost-Nostalgiker und Erinnerungsoptimisten: "Geheimplan von Opel: Wartburg kommt wieder." Das meldete Ende vergangener Woche das Fachmagazin Auto Bild. Um das Werk Eisenach zu retten, so das Magazin, wolle Opel die ehemalige Ost-Marke Wartburg wiederbeleben, deren Produkte einst als "der Mercedes des Ostens" galten und die bis 1991 im Automobilwerk Eisenach (AWE) gefertigt wurden.

Erb-Last: In Eisenach wurde bis 1991 der Wartburg 1.3 gebaut, mit einem Motor von VW. Ob dort bald auch ein Billigauto auf Basis des Opel Corsa entsteht, ist fraglich. (Foto: Foto: dpa)

Zu schön, um wahr zu sein. Richtig daran ist, dass Opel, die Marke zwischen Hängen und Würgen, um deren Schicksal gerade auf höchster Ebene verhandelt wird, tatsächlich ein Billig-Modell auf der abgespeckten Basis des derzeitigen Kleinwagens Corsa plant. Allerdings ist die Realisierung noch offen und hängt nicht zuletzt von den künftigen Partnern der GM-Marke ab.

Sollte dieses Auto, das vermutlich eine eigenständige Hochdachkarosserie haben wird, gebaut werden, wird es preislich deutlich unterhalb des Corsa rangieren - die Rede ist von ganz knapp unter 8000 Euro. Der Verkaufsstart ist nach Informationen aus Rüsselsheim für 2013 geplant. Ob der kleine Billig-Opel dann auch in Eisenach gebaut wird, steht derzeit keineswegs fest. Noch im Rennen der internen Ausschreibung seien, heißt es, auch die Standorte Zaragoza (Spanien) und Gliwice (Polen).

Während 2013 auch der Nachfolger des jetzigen Corsa vom Band rollen soll, wird das Billigmodell noch auf der jetzigen Plattform aufgebaut - ähnliche Strategien fährt man bei PSA mit dem Peugeot 206 und bei Renault mit dem alten Clio. Motorisiert soll der einfachste Opel ausschließlich mit einfachen Dreizylindermotoren sein - auch als Diesel. Direkter Gegner des geplanten Sparmodells dürfte dann die neue Kleinwagenfamilie von VW sein, deren erstes Modell allerdings bereits Anfang 2011 auf den Markt kommen wird.

Die erste Serie von Fahrzeugen mit dem Namen Wartburg entstand zwischen 1898 und 1903 in der damaligen Fahrzeugfabrik Eisenach. 1928 wurde die Fabrik zu einem Zweigwerk von BMW, 1946 zu einem Teil der sowjetischen Aktiengesellschaft Awtowelo. Der Betrieb wurde 1952 verstaatlicht und in VEB Automobilwerk Eisenach umbenannt. Gebaut wurden dort bis 1955 Sechszylinder-Limousinen, die noch aus der Zeit mit BMW stammten und das Modell IFA F9, das weitgehend baugleich mit dem DKW F9 der Auto Union war. Aus diesem Modell entstand der Wartburg 311. Letztes Modell aus Eisenach war der Wartburg 1.3 mit VW-Motor. Im April 1991 lief der letzte in Eisenach vom Band. Nach der Abwicklung durch die Treuhand begann Opel 1992 im modernisierten Werk mit der Produktion.

© SZ vom 11.05.2009/jw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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