Opel Monterey:Unser Mann für's Grobe

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Erstaunlich, was man aus vier Zylindern herausholen kann

(SZ vom 27.01.1993) Opel hat sich ja nun auch auf den Geländewagentrip begeben - wozu natürlich die Tatsache, daß man mit dem Haus Isuzu über einen etablierten Hersteller unter dem Dach des GM-Konzerns verfügt, einiges beigetragen haben dürfte. Aber was soll es: Auf dem Kühlergrill steht nun Opel, und auf dem Heck prangen die Namen Frontera und Monterey. Der Monterey, der in wesentlichen Teilen dem Isuzu Trooper entspricht und in Japan montiert wird, ist der größere der beiden Brüder: Mit seinen beachtlichen Abmessungen (Länge: 4,70 m / Breite: 1,74 m / Höhe: 1,84 m) hat er im normalen Straßenverkehr schon nahezu den Status eines kleinen Nutzfahrzeugs - und so dürfte er von seinen Erwerbern auch verwendet werden: als Fahrzeug, das zum Nutzen seiner Besitzer anzutreten hat.

Dementsprechend nüchtern und sachlich tritt der Monterey auch seine Arbeit an: Wenn man sich durch die großen Türen auf die hochliegenden Sitze geschwungen hat, liegt vor einem die weite Straße und ein nüchternes, sachliches Armaturenbrett mit teilweise unpraktischen Bedienungshebeln und Knöpfen - es macht jedenfalls keinen sehr großen Spaß, während der Fahrt dauernd nach einem Drehknopf für die Scheibenwischerbetätigung zu suchen.

Andererseits vermittelt die hohe Sitzposition eine grandiose Übersicht und ein gutes Gefühl der Sicherheit - auch dies sicher einer der Gründe für die große Beliebheit von Geländewagen.

Nach ein paar kurzen Diesel-Gedenksekunden übernimmt dann der 3,1-Liter- Dieselmotor die Herrschaft über den Wagen und seine Insassen. Da die 3,1 Liter Hubraum auf nur vier Zylinder verteilt sind, gebärdet sich dieses Triebwerk zumindest in der Warmlaufphase als vergleichsweise ruppiger Geselle - zudem verstärkte es in diesen Minuten durch große Rußwolken die latent vorhandenen Vorurteile gegen alle Selbstzünder.

Doch wenn sich der Ölkreislauf einmal erwärmt hat, und der Turbolader seine Arbeit aufnimmt, erwacht in dem Monterey ein nie erwartetes Temperament - hier sorgt ein Drehmoment von 260 Nm bei nur 2000/min für den Durchzug, den Fahrer im Gelände und an der Ampel zu schätzen wissen. Auf der Strecke selbst zehren natürlich das beachtliche Gewicht (der Monterey bringt knappe zwei Tonnen auf die Waage) und die Windschlüpfigkeit des Montblanc-Massivs an den 84 kW (114 PS), die der große Vierzylinder bei 3600/min bereitstellt - dazu kommen bei den maximal möglichen 150 km/h auch Verbrauchswerte, die der sprichwörtlichen Sparsamkeit aller Dieselmotoren Hohn sprechen. Der Monterey wird von seinen Besitzern aber weniger als Boulevard-Rider, sondern mehr als Arbeitstier gesehen, das mit einer Anhängelast von 2600 Kilogramm, einem riesigen Innenraum und einem akzeptablen Kaufpreis - je nach Modell zwischen 46 200 und 53 000 Mark - für alle Transportaufgaben gerüstet scheint. Wer das Aussehen eines amerikanischen Geländewagens mit japanischer Zuverlässigkeit bei einem deutschen Händler kaufen möchte, dürfte hier seine Mischung gefunden haben.

Von Jürgen Lewandowski

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