Opel Monterey:Rindsleder aus der Retorte

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Es gibt zwei Versionen zu Preisen von 46 200 Mark an

(SZ vom 27.06.1992) Erst vor kurzem hat Opel den Schritt in das Reich der Freizeitfahrzeuge gewagt und den Frontera in das Rennen um die Gunst der Käufer geschickt. Nun setzen die Rüsselsheimer noch eins oben drauf: Mit dem Monterey, der von Mitte Juli an zu den Händlern kommt, wollen sie künftig in der Off-road-Oberklasse mitmischen, in der sich etwa der Toyota Landcruiser, der Rover Discovery oder der Nissan Patrol tummeln. Der Monterey ist zwar ein neues Fahrzeug, hat aber einen Ahnen, von dem er abstammt: vom Isuzu Trooper - und unter diesem Namen wird der Monterey in den USA auch weiterhin verkauft.

Dennoch ist der Monterey mehr als ein renovierter Trooper. Mit neuer Technik, neuen Motoren, einer geänderten Karosserie und einer Ausstattung, die in der Topversion keine Wünsche offen läßt, ist der Monterey wie geschaffen für das Fahren nach Gutsherrenart: Die immer noch wuchtig wirkende Karosserie hält besonders in der viertürigen Langversion üppigen Platz für die Passagiere bereit - auf Wunsch können deren sieben mitfahren, wenn die beiden Klappsitze in der dritten Reihe installiert sind. Zwei Motoren stehen zur Auswahl, von denen jeder gut zum bulligen Outfit des jüngsten Opel-Sprosses paßt: ein 3,2-l-V6-Benzinmotor mit einer Leistung von 130 kW (177 PS) und ein 3,1-l-Vierzylinder-Turbodiesel, der 84 kW (114 PS) bereitstellt. Beide Motoren verfügen mit 260 Nm über das gleiche maximale Drehmoment - allerdings liegt es beim Diesel schon bei 2000/min im Vergleich zu 3750/min beim Benziner an. Natürlich ist das Reisen über lange Strecken die Domäne des Benziners - er beschleunigt kräftig und bleibt dabei geräuscharm, was man vom Turbodiesel nicht unbedingt sagen kann.

Normalerweise wird die Hinterachse des Monterey angetrieben - der Allradantrieb ist zuschaltbar. Auf ersten Fahrten im Bergischen Land bewiesen die vier innenbelüfteten Scheibenbremsen auf kurvigen Bergstraßen eine ausgezeichnete Standfestigkeit - schade nur, daß ABS in der viertürigen Basisversion aufpreispflichtig (1800 Mark) ist. Erst in der LTD genannten Ausstattungsvariante, die es nur für die Langversion gibt, ist ABS ebenso serienmäßig wie die elektrischen Fensterheber und die Wärmeschutzverglasung. Die LTD-Benzinversion kostet 54 900 Mark, der Turbodiesel 53 000 Mark. Der Monterey-Spaß fängt bei 46 200 Mark an: Soviel verlangt Opel für die RS genannte Kurzversion mit Dieselmotor, wer einen V6 unter der Haube haben will, muß 47 300 Mark bezahlen. Die viertürige Basisversion kostet nur 1400 Mark mehr. Inder Langversion ist der Kofferraum hinter der geteilt zu öffnenden Hecktür üppig, zudem können die Rücklehnen umgeklappt werden. Das außen angebrachte Reserverad schränkt allerdings die Sicht nach hinten ein. Die Verarbeitung ist solide, nichtsklappert und scheppert. Im Captain's Seat in der LTD-Ausführung läßt es sich weich über die Landstraßen schaukeln, so wie es die Amerikaner in ihren Trucks lieben. Dazu gehört natürlich auch die ausklappbare Armlehne. Die Sitzposition ist hervorragend, die Außenspiegel stehen wie Elefantenohren ab und lassen sich auf Knopfdruck elektrisch einklappen - ein Detail, das bisher der S-Klasse von Mercedes vorbehalten war.Außerdem hatten wir in unserem Testwagen eine Klimaanlage und eine Sitzheizung an Bord.

Rätselhafte Haltegriffe

Ein Rätsel geben die Haltegriffe auf: Für die Mitfahrer auf den Rücksitzen gibt es jeweils zwei, einen über und einen nebem dem Fenster, so daß sie etwa wie die Affen im Zoo an der Scheibe hängen und die Aussicht genießen könnten. Wir empfehlen aber dennoch das Anlegen der Sicherheitsgurte.

Der Turbodiesel wird von einem hörbaren Pfeifen des Turboladers begleitet. Bergfahrten erfordern eine häufige Betätigung des Schalthebels, was flink und leicht zu bewerkstelligen ist. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 170 km/h, den DIN-Verbrauch beziffert Opel im Drittelmix auf 11,3 Liter je 100 Kilomter. Der V6-Benziner, dessen Motorblock aus Aluminium gefertigt ist, genehmigt sich im Durchschnitt 14,4 Liter, dafür ermöglicht er eine um 20 km/h höhere Spitzengeschwindigkeit.

Der Monterey hat das Zeug, den etablierten Geländewagen am Zeug zu flicken - was der Isuzu Trooper schon wegen seiner für deutsche Verhältnisse exotischen Marke niemals konnte. Nun steht Opel auf dem Fahrzeug - eine Firma von der deutsche Qualität erwartet wird. Jeder der 2000 Opel-Händler kann den Monterey warten - eine weitere Voraussetzung für das Reüssieren auf dem Markt, der seit langem in den Händen der Japaner liegt.

Und dann ist da noch etwas, was nicht einmal der exklusive Range Rover bieten kann: Auf das Armaturenbrett aus Kunststoff wurden in einem Bindemittel Partikel von Rindsleder aufgespritzt. Mit dieser Technik lasse sich die Unempfindlichkeit von Plastik mit dem Duft des Leders vereinen, sagt Opel. Die Oberfläche fühlt sich zwar gut an - aber den Lederduft hat unsere Nase nicht geschnüffelt. Vielleicht lag es daran, daß wir Schnupfen hatten.

Von Otto Fritscher

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