Opel Astra TwinTop:Auf Linie gebracht

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Dank seiner dreiteiligen Dachkonstruktion ist der neue Opel Astra TwinTop das derzeit wohl schönste Bürger-Cabrio.

Johannes Riegsinger

Was wir alle wissen wollen: Wie läuft das Duell der Bürger-Cabrios? Ist der neue Astra TwinTop schöner als der VW Eos? Eigentlich ist das eine nicht zu beantwortende, weil von allerlei Geschmacks- wie anderen Befindlichkeiten beeinflusste Frage. Ganz schonungslos subjektiv aber sagen wir dennoch: Ja!

Der Opel Astra TwinTop (Foto: Foto: Opel)

Wo der Eos etwas zu viel Wohlstandsspeck auf den Rippen hat, zeigt der Opel seiner Konkurrenz wie's gemacht wird: drahtig-dynamische Nase vom Astra GTC, energiegeladener Linienfluss und ein kurzes Heck. Das Ganze mit viel Dramatik angerichtet und von einer so schön proportionierten Statur, dass selbst kleine Räder an diesem Auto gut aussehen. Und nur um das noch einmal zu betonen: Wir reden hier von einem BlechdachCabrio! Also einem dieser Vernunfts-Unvernunfts-Bastarde, bei denen man sich bisher das solide Klappdach immer mit einer missratenen Proportion und feistem Hintern erkaufen musste.

Nach dem eleganten Volvo C70 und dem repräsentativ-fülligen VW Eos ist der Opel Astra TwinTop - die Opel-Leute sagen übrigens mit einem Augenzwinkern gerne "TT" - damit das dritte Blechdach-Cabrio mit dreiteiligem Klappdach.

Die kurzen Teile helfen beim Einfalten ins Fahrzeugheck enorm, gegenüber den früheren Konzepten mit zwei langen Dachstücken bringt die Dreiteilung echte Vorteile in Sachen Package: kurzes Heck, mehr Platz auf den Rücksitzen.

Damit ist einerseits die schöne Linie gerettet, andererseits verringern sich die drastischen Raumnachteile des festen Dachs gegenüber einem Stoffdach. Während sich ein Stoffverdeck schlank hinter die Rücksitze legen lässt und so wenig Platz im Kofferraum erfordert oder gar die Rücksitze bis zur Alibi-Funktion beschneidet, wirken die Blech-Cabrios der ersten Generation gerade in dieser Hinsicht sehr sperrig.

Mit der zweiten Generation der dreiteiligen Klappdächer wird das alles nicht richtig gut, aber zumindest besser. So passt in den Kofferraum des geöffneten Astra TwinTop tatsächlich nicht nur eine Aktentasche, sondern mit 205 Liter Kapazität auch das kleine Reisegepäck (geschlossen 440 Liter).

(Foto: Foto: Opel)

Und um die Zugänglichkeit zum Kofferraum zu verbessern, lassen sich die eingeklappten Dachsegmente auf Knopfdruck um rund 25Zentimeter anheben. Außerdem geht der Neue zumindest auf Kurzstrecken sogar als echter Viersitzer durch, wobei dann die Vordersitze aber schon zwei Rastungen in Richtung Windschutzscheibe verlegt werden sollten. Geschlossen haben zumindest Großgewachsene im Fond ein dezentes Problem mit dem elegant zum Heck hin abfallenden Dach.

Komplexe Mechaniken erforderlich

Um aber die Verbesserungen durch dreiteilige Dachbauweise zu erzielen, ist ein heftiges Ingenieursduell entbrannt: Die drei Dachsegmente erfordern beim Wegfalten nämlich komplexe Mechaniken. Auch deshalb steigen die Klappzeiten wieder etwas, das elektrisch bewegte Dach des Astra TwinTop braucht spürbar länger als beispielsweise das Stoffdach des Konzernbruders Saab 9-3 um sich ins Heck zu bequemen.

Immerhin setzt sich die Dachbewegung bis zu einer Fahrt von 30 km/h fort und großes Kino entschädigt für diese Umstände: das surrt und schwenkt und klappt und wirbelt, erst bei der zehnten konzentrierten Beobachtung des Ein- oder Ausklappvorgangs meint man tatsächlich kapiert zu haben, was sich da hinter wen und über was sortiert. Dabei schaut die offene Mechanik doch reichlich schütter aus, beim Öffnen des Kofferraums schwankt die schwere Heckklappe bedrohlich auf den dünnen Hebearmen. Das ist allerdings nicht etwa - wie Spötter meinen könnten - ein typisches Opel-Merkmal, sondern sieht, ganz nebenbei, selbst beim Mercedes SL genauso aus.

Günstiger als der Wolfsburger Rivale

Mit einem Einstiegspreis von 23650 Euro ist der Astra TwinTop rund 2000 Euro günstiger als sein Wolfsburger Rivale, er wirkt prinzipiell sehr solide gemacht und kann angesichts seiner guten Basisausstattung mit Zugaben wie CD-Radio, Klimaanlage, Lederlenkrad, Bordcomputer und Tempomat seinen Preisvorsprung durchaus weiter ausbauen.

Feudal geht es ebenfalls. Von Telefon über Navigation und adaptivem Sportfahrwerk bis hin zu den mitlenkenden Bi-Xenon-Scheinwerfern bietet der Astra TwinTop echte Premium-Features. Vier Benziner von 77 kW (105 PS) bis 147 kW (200 PS) und ein 110 kW (150 PS) starker Dieselmotor kommen zum Einsatz, so wird der Opel bis zu 237 km/h schnell. Das Fahrwerk entspricht dem Astra GTC, damit ist eine solide Bandbreite von entspanntem Cruisen bis hin zu knackigem Gasgeben machbar, zumal der TwinTop zu den wirklich verwindungssteifen Exemplaren seiner Gattung zu gehören scheint.

Fazit: Ob Opel mit dem Astra TwinTop das schönste Kompaktklasse-Cabriolet anbietet ist wohl Geschmackssache - das preiswürdigste ist es aber definitiv.

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