Opel Agila 1. 2 16V Comfort:Ziemlich geladen

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Das 20 145 Mark teure Auto ist nicht nur für Elektriker geeignet

(SZ vom 17.02.2001) Eigentlich sollte er nur die Folgen eines kleines Schmorbrandes in einer Verteilerdose beheben, doch der Elektrikermeister war schon vorher ziemlich geladen: Wieder mal statt eines gescheiten Auftrags nur Kleckerleskram reparieren und der Parkplatz vor dem Haus blockiert, noch dazu von einem Auto, dessen Identität nicht zweifelsfrei zu klären war: "Ist doch ein Japaner, oder?" fragte der Handwerker im Vorübergehen, aber unser "Jein" hielt ihn erst einmal von der Arbeit im Haus ab. Die Gene des Agila wurden zwar in Japan entwickelt, aber dessen muntere Frontpartie ziert der Opel-Blitz - er ist ein Halbbruder der zweiten Generation des Suzuki Wagon R+. Ohne die Schützenhilfe aus der Großfamilie von General Motors wären die Rüsselsheimer noch nicht so weit gewesen, um im Zirkus der Stadtflöhe (Neudeutsch Microvans) auftreten zu können.

Deren Aufgabe ist es, innen mehr Platz zu bieten, als die extrem kompakten Außenabmessungen auf den ersten Blick verheißen - und das Raumangebot muss sich auch noch flexibel auf die verschiedenen Transportaufgaben abstimmen lassen. Nach einer ersten Begutachtung des Schadens ("Des hamma glei!") entschloss sich unser Meister der Volt, nochmals den Agila zu inspizieren - unter dem Vorwand, Werkzeug holen zu müssen. "Wenn ich die Rückbank umklappe, passt schon eine ganze Menge Zeug hinein", stellt er zufrieden fest - aber nur dann. Wenn vier Passagiere mitfahren sollen, fasst das Gepäckabteil nur bescheidene 240 Liter, aber es lässt sich bis auf 1250 Liter vergrößern, ein respektabler Wert für ein nur 3,50 Meter langes Auto. "Und sogar ich kann da drin sitzen, ohne den Kopf einziehen zu müssen", vermutete der Zwei-Meter-Mann, der in den meisten Wohnungen Deckenlampen ohne Leiter montieren kann. Stimmt, denn der Agila ist 1,70 Meter hoch.

Damit die Handwerker stets pünktlich kommen, hat Opel dem kleinen Verwandlungskünstler recht muntere Motoren aus dem eigenen Regal spendiert: einen 1,0-Liter-Dreizylinder mit 43 kW (58 PS) und einen 1,2-Liter-Vierzylinder mit 55 kW (75 PS). Mit dem kleineren Aggregat kostet der Agila in der Basisversion 17 500 Mark, mit dem stärkeren Motor und der empfehlenswerten Comfort-Ausstattung 20 145 Mark - aber dafür ist ABS schon inklusive.

Auch auf der Autobahn lässt es sich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h mithalten, um mal einen Eilauftrag zu erledigen, und mit einer Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in 13,5 Sekunden lässt sich die Anfahrtszeit verkürzen. Doch für weite Strecken ist der Agila nicht prädestiniert: Der Langstreckenkomfort ist wegen des kurzen Achsabstands gering, bei höheren Tempi können die Passagiere dem Motor bei seiner Arbeit zuhören. Der Kraftstoffverbrauch beträgt durchschnittlich 6,5 Liter Super, das Aggregat ist schadstoffarm nach Euro 4.

Der Agila ist nicht nur für Servicebetriebe, sondern auch für Familien interessant, da er so ziemlich jede Ladung packt. In Japan gehört diese Autogattung der Microvans schon lange zum Straßenbild - bei uns dürfte sie noch beliebter werden.

Von Otto Fritscher

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