Nissan Primera:Ein bißchen anders

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Weltpremiere für 2,0-Liter-Motor und stufenlose CVT-Automatik

(SZ vom 24.07.1999) Die Primera-Ausgaben, die von September an bei den Nissan-Händlern stehen werden, sehen nicht nur - als Folge kosmetischer Eingriffe an der Fahrzeugfront - etwas anders aus als die Überreste des aktuellen Jahrgangs, sondern sie sind auch in Teilbereichen tatsächlich neu. Insgesamt 26 Monate haben sich die Ingenieure und Designer mit dem Mittelklassemodell beschäftigt und dabei mehr als 600 Änderungen umgesetzt.

Zu den grundlegenden Verbesserungen, die den Modelljahrgang 2000 kennzeichnen, gehört der 1,8-Liter-Vierzylinder, der Nissan zufolge die 2005 in Kraft tretenden Vorgaben der Euro-4-Abgasnorm erfüllt. Der neuentwickelte 16-Ventiler leistet 83 kW (114 PS) und mobilisiert schon bei 2800/min sein Zugkraftmaximum von 158 Nm. Den Durchschnittsverbrauch beziffert der Hersteller auf 7,3 Liter je 100 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei allen Karosserieformen - Stufenheck, Schrägheck und Kombi, von Nissan als Traveller bezeichnet - über 190 km/h.

Kein mitreißendes Temperament

Von den beiden anderen im Primera erhältlichen Motoren wurde der 1,6-Liter-Vierzylinder mit 73 kW (100 PS) unverändert in die Neuauflage übernommen. Leicht überarbeitet präsentiert sich hingegen das 2,0-Liter-Aggregat, das jetzt eine Höchstleistung von 103 kW (140 PS) zur Verfügung stellt und bei 4800/min einen Drehmoment-Höchstwert von 181 Nm hat. Daß sich der Charakter des Motors dadurch wesentlich geändert hat, wird allerdings niemand behaupten: Wer ihn zu einer flotten Gangart animieren will, muß häufig schalten und sollte dennoch keine mitreißenden Temperamentsausbrüche erwarten.

Gleichwohl verkörpert der Vierzylinder etwas Besonderes: Er ist der erste Motor dieser Hubraumgröße, der mit einem stufenlosen Automatikgetriebe, Hypertronic CVT genannt, zusammengespannt werden kann. Etwa 2700 Mark will Nissan für diese neuartige Kombination zusätzlich in Rechnung stellen. Weitere 500 Mark - oder die Entscheidung für das Primera-Topmodell mit dem Prädikat Elegance - sind fällig, wenn das CVT mit der Zusatzbezeichnung M-6 gewünscht wird. Die fünf Hunderter sind gut angelegt, denn in diesem Fall kann der Fahrer, wann immer er will, aus dem Automatikmodus in eine zweite Schaltkulisse wechseln. Und er kann mit Hilfe des kurzen Wählhebels von Hand die Gänge einlegen oder - exakt ausgedrückt - zwischen sechs fest vorgegebenen Übersetzungen hin- und herwechseln. Sie ähneln, wie Nissan erläutert und eine erste Begegnung bestätigt, "in etwa den Gängen eines manuellen Fünfganggetriebes mit sechstem Spargang". Zu schätzen lernt man die M-6-Technik auf kurvenreichen Straßen oder im Gebirge, weil sie es erlaubt, die Gangwechsel auf die Streckenführung abzustimmen.

Abgeschwächter Gummibandeffekt

Abgesehen von derartigen Situationen, in denen spontane Beschleunigung oder starke Motorbremswirkung gefragt sind, arbeitet das Nissan-CVT auch ohne menschliches Zutun tadellos. Den einst für stufenlose Getriebe ebenso typischen wie lästigen Gummibandeffekt - die stark verzögerte Reaktion auf Bewegungen des Gaspedals - haben die Konstrukteure soweit abgeschwächt, daß er nur noch selten als unangenehm empfunden wird. Neu am Primera-CVT - das Kürzel steht für Continously Variable Transmission (ständig variierende Getriebeübersetzung) - ist darüber hinaus, daß es den Kriecheffekt einer herkömmlichen Automatik bietet, der das Anfahren an Steigungen oder das Rangieren auf engem Raum erleichtert.

Mit CVT-Automatik verbraucht der Primera zwischen 8,5 (Schräg- und Stufenheck) und 8,7 Liter (Kombi) auf 100 Kilometer, also nur etwa fünf Prozent mehr als mit Handschalt-Getriebe. Nicht zuletzt wegen dieser Differenz hält Nissan die CVT-Technik für zukunftsträchtiger als mehrstufige Automatikgetriebe. Die Vorzüge, ergänzt Projektmanager Chris Lee, würden sich bei flächendeckender Einführung neuer Direkteinspritzer-Benzin- und -Dieselmotoren sogar noch klarer herausstellen.

Im Notfall bremst der Assistent

Sehr gründlich haben sich die Nissan-Ingenieure auch mit dem Fahrwerk beschäftigt, was dem Fahrkomfort gut bekommen ist. Zudem wird der Wagen künftig serienmäßig mit einem Brems-Assistenten ausgestattet, der in Notfällen selbst dann ein Höchstmaß an Bremskraft erzeugt, wenn ein ängstlicher Fahrer das Bremspedal zwar schnell, aber nicht bis zum Anschlag durchtritt. Obendrein ist der Primera künftig auf den Einsatz von Kindersitzen mit Isofix-Befestigung im Fond vorbereitet. Wie bisher kann beim Primera jede der drei Karosserievarianten mit jeder Motorisierung kombiniert werden. Wieviel die Modelle im einzelnen kosten werden, steht noch nicht fest; bekanntgegeben wurde lediglich, daß sie im Preisrahmen von 34 000 bis 47 000 Mark angesiedelt sein sollen.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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