Nissan Primera 2.0 SLX:Wo ist oben - wo ist unten?

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Der Wettbewerb zwingt die Japaner zu Preissenkungen

(SZ vom 01.02.1995) Die goldenen Zeiten, als sich ihre Modelle wegen der günstigen Preise praktisch von alleine verkauften, sind für die japanischen Automobilhersteller längst vorbei. Auch die europäischen und amerikanischen Hersteller haben inzwischen gelernt, wie man die Firma abspeckt und die Kosten senkt - und sie haben die Japaner dabei teilweise überholt. Eine komfortable Ausstattung und ein etwas kräftigerer Motor trieben die Preise für japanische Mittelklasse-Limousinen in der Vergangenheit der 40 000-Mark- Grenze entgegen. Diesem Abdriften mußte Einhalt geboten werden - um nicht noch mehr Käufer und Marktanteile zu verlieren.

Ein Beispiel dafür liefert Nissan mit dem Primera. Die Modelle des Jahrgangs '95 sind nicht nur besser ausgestattet, sondern auch günstiger geworden: Für die 2.0 SLX-Version in der Stufenheck-Ausführung verlangt Nissan nun 33 145 Mark, rund 1500 Mark weniger als zuvor. Zum serienmäßigen Ausstattungsumfang zählen Fahrerairbag, ABS, Servolenkung und eine Wegfahrsperre mit einer fernbedienbarer Zentralverriegelung der Türen. Als Extras finden sich auf der Aufpreisliste ein Beifahrerairbag (600 Mark), eine Vierstufen-Automatik (2190 Mark) und ein Glas-Hub-/Schiebedach (1320 Mark). Nach außen differenzieren sich die neuesten Primera durch eine leicht retuschierte Karosserie, was vor allem beim chromgefraßten Kühlergrill, den 'Heckleuchten im Rauchglasdesign' und dem 'serienmäßigen Frontspoiler' (so der Pressetext - welch ein Fortschritt) sichtbar wird.

Wir haben uns ein bißchen eingehender mit der 2,0-Liter-Version beschäftigt, die 85 kW (115 PS) bereitstellt. Der 16V-Motor stellt ein maximales Drehmoment von 116 Nm bei 4000/min bereit. In der Praxis ist dieser Primera zwar kein Wunder an Durchzugskraft, aber für alle Lebens- und Straßenlagen ausreichend motorisiert. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h ist in 9,9 Sekunden möglich, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Der Kraftstoffverbrauch beträgt im Drittelmix 8,3 Liter unverbleiten Super-Kraftstoff auf 100 Kilometer.

Im Innenraum zeigt sich der Primera von der praktischen Seite: Alle Hebel und Schalter sind auf Anhieb zu finden und leicht zu bedienen. Allerdings strahlt das Interieur nicht gerade italienischen Chic, sondern Fernost-Plastik-Look aus. Die Platzverhältnisse sind ausreichend, aber nicht gerade üppig - wenn man einmal von dem großzügig dimensionierten Kofferraum absieht. Der Fahrersitz ist zwar höhenverstellbar und verfügt über eine Lendenstütze, aber dennoch ist die Auflagefläche für die Oberschenkel erheblich zu kurz geraten.

Der Primera ist in drei Karosserie- Varianten erhältlich: als viertürige Stufenheck-Version, als fünftüriger Schrägheck und als Traveller genannter Kombi. Beim Stufenheck zumindest täte man sich schwer, ihn auf einem vollgestellten Parkplatz auf Anhieb wiederzufinden, wenn man den genauen Stellplatz vergessen hat. Aber dafür sind die Preise wieder in Ordnung: Die Spanne reicht von 27 445 Mark für das Einsteigermodell 1.6 LX bis zu 43 245 Mark für den 2.0 GT. Und damit ist die Welt zumindest für die Autointeressenten in Ordnung - und wohl auch für die Hersteller, wenn sie wieder regen Zulauf finden.

Von Otto Fritscher

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