Nissan Micra / Almera Viertürer / Almera Tino:Für Europa gut gerüstet

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Neue Benzinmotoren erfüllen die strenge D4-Abgasnorm / Elektronisches CVT-Getriebe für Kompaktvan serienmäßig

(SZ vom 16.09.2000) Von kleinen Autos erwartet man heutzutage nicht nur die annähernd gleiche Sicherheit wie von großen Modellen, sondern auch eine ebenso umfangreiche Komfortausstattung - und das Ganze zu einem möglichst niedrigen Preis. Die Quadratur des Kreises schaffen natürlich auch die Automobilhersteller nicht, doch sie versuchen sich diesem Ziel so weit wie möglich zu nähern.

Ein Rezept dafür ist in der Regel die Reduzierung der Entwicklungskosten. Synergien sind bei Herstellern heute schon an der Tagesordnung, zumal kaum noch ein Hersteller allein auf weiter Flur steht, sondern Tochter- oder Mutterunternehmen eines anderen Herstellers ist. So ist das auch bei Nissan, seit Renault bei dem japanischen Hersteller eingestiegen ist. Auch wenn das erste gemeinsame Produkt erst im Jahr 2003 für die Kunden zu sehen sein wird, so wartet doch Nissan nicht ab, bis es soweit ist. Denn bis der neue Micra mit gemeinsamer Basis von Renault Clio und Twingo auf dem Markt ist, kann noch eine Modellgeneration mit optischen und technischen Veränderungen dem beliebten Kleinen weiter Schwung verleihen.

Insgesamt macht der Micra des Modelljahres 2001 mit einer Länge von 3,75 Meter einen erwachseneren Eindruck. Unterstützt wird das von einer neu gestalteten Front- und Heckpartie. Auch innen fühlt sich der Micra moderner an. Die Materialien der Oberflächen wirken nicht billig und auch die Stoffe, sonst als reine Geschmacksfrage zu vernachlässigen, verdienen in diesen Fall eine positive Erwähnung. Unter anderem gelingt die Quadratur fast bei der Sicherheitsausstattung, denn sie umfasst schon bei der Basis unter anderem vier Airbags, Gurtstraffer und Isofix-Vorbereitung.

Zwei überarbeitete Motoren runden die Aufwertung des Micra ab. Die Leistung des Basis-Aggregats mit 1,0 Liter Hubraum wurde auf 44 kW (60 PS) erhöht. Das zweite Triebwerk erlebte eine Hubraumsteigerung auf 1,4 Liter. Die Leistung von 60 kW (82 PS) bleibt gleich. Beide Aggregate erfüllen die steuerbegünstigte D4-Abgasnorm. Gerade der stärkere Motor lässt den Micra zu einem flotten Kleinwagen werden, der sich angesichts der Überarbeitung nun auch leicht bei den Konkurrenten sehen lassen kann.

Auch wenn der kleine Micra die ersten Ansätze zur Quadratur zeigt, so sind es doch noch ein paar Punkte, die ihn verbesserungswürdig machen. Eines ist die Verarbeitung im Kofferraum. Lieblos und schlampig wirkt die dünne Filzabdeckung über dem Reserverad, die Anker der Abdeckung sollten keinem Dauertest unterzogen zu werden und leider entsteht beim Umklappen der Rückbank keine ebene Fläche. Bei einem Grundpreis von 19 500 Mark bekommt man auch schon andere Autos, die diese Mankos nicht mehr aufweisen - zum Beispiel von der tschechischen VW-Tochter Škoda.

Mit einem anderen Wagen will Nissan vor allem in den Osten Deutschlands weiter vorstoßen. Der viertürige Almera, die Stufenheckvariante des Kompakten, soll sich heuer noch 1000 Mal verkaufen. Wie es solche Modelle an sich haben, wirkt auch dieser Almera eher bieder, was aber seinem Absatz keinen Abbruch tun wird. Das Käuferpotenzial schlummert eben im Osten. Die künftigen Almera-Stufenheck-Fahrer erwartet ein solides Auto entweder mit einem 1,5-Liter-Motor zum Preis von 28 700 Mark oder mit einem 2,2-Liter-Diesel (34 500 Mark).

Der Benziner bewegt den 1,3 Tonnen schweren Wagen mühelos über alle Straßen und verschafft dem Kunden dank der erfüllten D4-Abgasnorm auch noch einen Steuervorteil. Nicht minder beweglich ist der Diesel (Euro 3) mit einer Leistung von 81 kW (110 PS). Allerdings gehört er noch zu den deutlich hörbaren Selbstzündern.

Dieser kernige Diesel kommt auch im Kompaktvan Almera Tino zum Einsatz. Der variable Van, der seit Juli auf dem Markt ist, wird zudem wahlweise von zwei Vierzylinder-Benzinern angetrieben, die bei 1,8 Liter und 2,0 Liter Hubraum 84 kW (114 PS) oder 100 kW (136 PS) leisten. Beim Tino kommt auch das so genannte Hypertronic-CVT-Getriebe zum Einsatz. Schon ab Werk wird es statt des Handschaltgetriebes bei allen Modellen ab der 2,0-Liter-Klasse eingesetzt. Im Gegensatz zum normalen Automatikgetriebe wählt hier - vereinfacht ausgedrückt - eine Elektronik die für den Streckenverlauf geeignete Übersetzung aus. Im Fahrbetrieb macht CVT zunächst dadurch auf sich aufmerksam, dass es bei der Beschleunigung deutlich hörbar aufheult. Ein Vorteil ist dagegen, dass das Nicken der Passagiere, wenn die Automatik den nächsten Gang wählt, völlig wegfällt. Die Preisspanne des Tino liegt zwischen 32 900 Mark für den Basis-1. 8 und 41 600 Mark für den besser ausgestatteten Elegance 2. 0 mit CVT.

Auch wenn Nissan erst in knapp drei Jahren sichtbar von der Zusammenarbeit mit Renault profitieren wird, so zeigt sich doch bei den Japanern, dass sie schon seit geraumer Zeit verstanden haben, sich für Europa gut zu rüsten. Die überarbeiteten Modelle Jahrgang 2001 sind ein Beweis dafür.

Von Marion Zellner

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