Neue Unfallstatistik:Deutlich weniger Tote auf deutschen Straßen

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Zwischen Januar und Juni kamen in diesem Jahr 2637 Verkehrsteilnehmer ums Leben, 14 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2003. Als Gründe führten die Statistiker die hohen Benzinpreise, das vergleichsweise schlechte Wetter im Mai und Juni und vor allem die verbesserte Sicherheitsausstattung in den Autos an.

Von Marion Zellner

Wiesbaden - Die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Straßen ist weiter gesunken. Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden kamen zwischen Januar und Juni dieses Jahres 2637 Verkehrsteilnehmer ums Leben, 14 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2003. Damit setzt sich der positive Trend in der Unfallstatistik fort: Bereits seit den siebziger Jahren sinkt die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten kontinuierlich.

Im ersten Halbjahr 2004 kamen bei Unfällen 155.200 Menschen zu Schaden. (Foto: Foto: dpa)

Die Polizei registrierte im ersten Halbjahr dieses Jahres 155.200 Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen - sieben Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2003, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit.

Dabei wurden 201.500 Menschen verletzt, ein Minus von acht Prozent. 2637 Menschen wurden getötet, 14 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2003.

Der vergleichsweise höchste Rückgang mit 20 beziehungsweise 27 Prozent ist bei Rad- und Motorradfahrern zu verzeichnen. Zum Vergleich: Bei Pkw-Unfällen wurden neun Prozent weniger Menschen getötet.

Im Einklang mit der EU

Die Wiesbadener Statistiker vermuten, dass das schlechtere Wetter als im Vorjahr viele Motorrad- und Radfahrer vom Fahren abhielt. Außerdem könnten "kurzfristige Auswirkungen auf das Unfallgeschehen auch die hohen Kraftstoffpreise gehabt haben", sagte Rudolf Kaiser vom Statistischen Bundesamt.

Dazu passt, dass außerhalb der Städte deutlich weniger Menschen verunglückt sind. So wurden auf Landstraßen 13,2 Prozent weniger Verkehrsteilnehmer getötet, auf Autobahnen zwölf Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2003.

Die Statistiker führten als Begründung an, nicht unbedingt notwendige Fahrten seien wohl aus Kostengründen gar nicht erst angetreten worden. Dass sich die positive Entwicklung der Verkehrstotenzahlen in den ersten sechs Monaten auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird, halten die Experten des Statistischen Bundesamtes "für wahrscheinlich" - insgesamt wird für 2004 allerdings eine einstellige Prozentzahl erwartet.

Dass seit Jahren die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten sinkt, lässt sich nach Aussage von Kaiser langfristig vor allem auf die verbesserte Technik der Autos zurückführen.

Die Entwicklung passiver und aktiver Sicherheitssysteme habe dazu maßgeblich beigetragen. So schützen Sicherheitsgurte, Airbags und energieabsorbierende Karosserien Autoinsassen effektiver vor Verletzungen; das Antiblockiersystem ABS und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP verhindern beim Bremsen blockierende Räder oder bei zu schnell gefahrenen Kurven das Ausbrechen des Fahrzeuges.

Die rückläufigen Zahlen im Bundesgebiet spiegeln sich auch in den Bundesländern wider. Denn in allen Ländern sank die absolute Zahl der Verkehrstoten, mit Ausnahme von Hamburg, wo sie stagnierte.

Stärkster Rückgang in Bayern

Die stärksten Rückgänge verzeichnen Bayern (dort starben 98 Menschen weniger), Nordrhein-Westfalen (minus 51), Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen mit jeweils 44 Getöteten weniger sowie Rheinland-Pfalz (minus 37), Baden-Württemberg und Thüringen mit je 36 tödlich Verletzten weniger.

Betrachtet man die einzelnen Länder allerdings im Bundesdurchschnitt, der bei 32 getöteten Verkehrsteilnehmern pro einer Million Einwohner liegt, rangieren einige Länder deutlich darüber. So beträgt der Wert in Mecklenburg-Vorpommern 54, in Brandenburg 52, in Sachsen-Anhalt 46.

Weit darunter liegen die Stadtstaaten Bremen (sechs), Berlin (neun) und Hamburg mit zwölf.

Mit der kontinuierlichen Senkung der Zahl der Verkehrsopfer liegt Deutschland auf der Linie der EU: Die EU-Kommission hatte sich 2001 in ihrem Weißbuch zur Verkehrspolitik das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2010 die Zahl der Verkehrsopfer um die Hälfte zu senken.

Länder wie Schweden fordern sogar, die Zahl der Getöteten auf Null zu senken. Schweden, aber auch die Niederlande und Großbritannien gehören in der EU zu den erfolgreichsten Ländern bei der Verkehrssicherheit.

Vision Zero soll als Motivation dienen, die bereits erreichten positiven Entwicklungen nicht als Status Quo hinzunehmen, sondern am laut Verkehrsexperten "größten gesellschaftlichen Problem der EU" weiterzuarbeiten.

© SZ vom 24.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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