Neu: Chevrolet HHT:Zurück in die Zukunft

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Mit dem Retro-Modell HHR will Chevrolet sein amerikanisches Profil auf Europa-Maße bringen.

"Einfach cool", sagt Bryan Nesbitt, "sollte der HHR aussehen mit ausgestellten Kotflügeln, Chrom-Kühler, Trittbrettern und den runden Heckleuchten im Stil einer klassischen Corvette."

Grau, grau ist hier der Charme. Dafür sind alle Schalter dort, wo sie auch sein sollen. Übrigens: HHR steht für "Heritage High Roof". (Foto: Foto: Pressinform)

Der 38-Jährige kennt sich aus mit Retro-Autos, ihnen verdankt er seinen Aufstieg zum Design-Vizepräsidenten von General Motors. Nesbitt hat für Chrysler den PT Cruiser entworfen, der 2001 in den USA zum "Car of the Year" gewählt wurde. Noch im selben Jahr warb ihn GM ab, zunächst um Chevrolet auf Vordermann zu bringen. 4,3 Millionen Autos hat die Kernmarke des GM-Konzerns 2006 weltweit verkauft, allein in Europa konnte sie im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 340.000 Einheiten zulegen. So schnell wie Chevrolet wächst kaum eine andere Marke in Europa.

Cool und retro - auch eine Erfolgsformel

Hintergrund des rasanten Erfolgs ist die Verschmelzung von Daewoo mit Chevrolet: Seit 2005 werden die koreanischen Autos in Europa unter amerikanischer Flagge angeboten. Ein Etikettenwechsel, der sich offensichtlich auszahlt: Chevys kennt irgendwie jeder, die großen Pick-ups, Offroader und Vans gehören zum Inventar der amerikanischen Fernsehserien.

Hierzulande sind die XXL-Modelle mit durstigen Big-block-Motoren allerdings unverkäuflich. Also hat GM vor zwei Jahren die angeschlagenen Koreaner mit ihren Kompaktautos übernommen, um Chevrolet als globale Discountmarke auch in Europa zu etablieren. Bewährte Technik zum Sparpreis lautet die Devise - und der HHR (Heritage High Roof) bringt als erster Euro-Chevy made in USA ein wiedererkennbares Design mit.

Nachdem die Sportwagen-Ikone Corvette zur eigenständigen Marke aufgestiegen ist, sucht der Rest der Chevrolet-Familie nach Wurzeln in den Fünfzigerjahren: Eine Inspiration für den HHR war der 1949er Chevrolet Suburban: "Die alten Chevy-Modelle wurden auch 'Heavy Chevys' genannt, weil sie in Relation zu den Glasflächen viel Blech und eine hohe Gürtellinie besaßen", erklärt Bryan Nesbitt.

Der HHR ist also kein bloßer Trittbrettfahrer der Retro-Welle, sondern kaschiert das hohe Dach und uniforme One-Box-Design der Kompakt-Vans geschickt mit nostalgischen Elementen. Der Stilmix zwischen Van und robustem SUV ist bei dem Nischenmodell nicht schlecht gelungen. Zumal die Abmessungen europäisch kompakt sind: Ähnlich wie der PT Cruiser sieht der HHR größer aus, als er ist - mit 4,47 Metern Länge passt er auch in hiesige Parkplätze.

In den USA fährt der HHR schon seit zwei Jahren auf der Überholspur. Als Bob Lutz, der große alte Mann der amerikanischen Automobilindustrie, den Van in Auftrag gab, erklärten ihn seine Kritiker für verrückt. Höchstens 40.000 Kunden pro Jahr würden auf den Retro-Trend aufspringen, hieß es, deshalb könne sich der kompakte Transporter niemals rechnen. Dabei wird der HHR im Niedriglohnland Mexiko gebaut und nutzt die Delta-Plattform des Konzerns, auf der auch der Opel Astra steht. Doch Lutz behielt Recht: Mehr als 130.000 HHR liefen 2006 vom Band.

Durstig, maue Fahrleistungen, dafür billig

In Europa glauben die Vertriebsleute dagegen nicht an den ganz großen Hype. Ein Diesel, der perfekt zum Auto passen würde, lohnt sich nicht für die geplanten 4000 Stück pro Jahr. Also müssen wir uns mit dem 2,4-Liter-Benziner arrangieren, der den massigen Van nicht gerade zum Hot Rod macht.

Ein schwarzes Outfit wie in alten Gangsterfilmen lässt auf mehr Temperament hoffen, als die 125 kW/170 PS entwickeln. Bei 180 km/h hat die zähe Beschleunigung ein Ende, dafür zeigt der HHR durchaus amerikanische Trinksitten. Selbst beim harmlosen Gleiten verbraucht der großvolumige Vierzylinder mindestens zehn Liter, mit der altmodischen Vierstufen-Automatik sind es noch mehr.

Dagegen ist der Komfort durchaus langstreckentauglich, und das Gepäckabteil lädt ebenfalls zum Reisen ein. 392 Liter passen in den Kofferraum, werden die Rücksitze umgelegt sind es 747 Liter bis zur Fensterkante, maximal sogar 1634 Liter. Dabei lässt sich der Kofferraum mit einem stabilen Laderaumboden unterteilen, der auf halber Höhe eingehängt wird.

Der HHR kommt mit einer hochwertigen Serienausstattung nach Deutschland: Neben vier Airbags und ESP sind Lederpolster, Klimaanlage, Tempomat, CD-Radio und viel öffentliche Aufmerksamkeit im Preis von rund 22.900 Euro inklusive.

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