MuZ Skorpion Tour:Hoffnungsträger aus Zschopau

Lesezeit: 1 min

Der 9600 Mark teure Einzylinder ist eigentlich konkurrenzlos

(SZ vom 28.09.1994) Sie ist der große Hoffnungsträger der ostdeutschen Motorradfabrik MuZ. Die mit einem 660-Kubikzentimeter-Einzylindermotor von Yamaha ausgerüstete Skorpion soll auf dem Markt ein unübersehbares Zeichen setzen: 'Seht her, wir Zschopauer können moderne Motorräder bauen!' Nach zwei Wochen Fahrerprobung der Variante Skorpion Tour - es gibt für einen Tausender mehr noch eine vollverkleidete Sport-Version - kann man guten Gewissens die Feststellung treffen: Prima, weiter so!

Daß der aus dem Enduromodell XTZ 660 entlehnte, wassergekühlte Yamaha-Motor seine Sache auch in der Skorpion gut macht, ist keine Überraschung: Einzylindertypisch zieht er zwar erst ab 3000 Umdrehungen, legt aber dann kontinuierlich zu. Vibrationen sind deutlich spürbar, doch nicht wirklich lästig. Die 35 kW (48 PS) sorgen für ausgesprochen munteres und vergnügliches Vorwärtskommen, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Der Verbrauch beträgt gut fünf Liter Normalbenzin.

Gut abgestimmtes Fahrwerk

Wesentlich zum hohen Fahrspaß trägt das inzwischen gut abgestimmte Fahrwerk bei: Die 192 Kilogramm schwere Skorpion ist ein richtiger Kurvenflitzer; ihre Handlichkeit auch auf engen und winkeligen Straßen beeindruckt. Dazu tragen mit Sicherheit die aufwendigen Metzeler-Sportreifen bei. Federung und Dämpfung stimmen sowohl im Ein- wie im Zweipersonenbetrieb; für Beifahrer ist genügend Platz vorhanden. Gut gefallen haben die beiden Scheibenbremsen.

Klare Pluspunkte sammelt die 9600 Mark teure Skorpion Tour bei der Ausstattung: Die Lenker- und Fußrasten- Verstellmöglichkeiten sind einzigartig, die um eine Zeituhr angereicherten Instrumente mit ihren weißen Skalen setzen Akzente. Die restliche Ausstattung ist klassentypisch, Schalter und Hebel sind ausgezeichnet bedienbar, das Licht reicht aus. Ärger kommt lediglich angesichts der sehr stark vibrierenden Spiegel und wegen des völlig ungenügenden Kettenschutzes auf. Ein serienmäßiger Gepäckträger wäre auch kein Luxus.

Im Marktsegment eines unverkleideten Einzylinder-Allroundmotorrads steht die Skorpion mittlerweile alleine da; die Japaner haben sich aus diesem Bereich zurückgezogen. Die MuZ-Konkurrenz tritt deshalb mit mindestens zwei Zylindern an; Hauptkonkurrenten sind die Suzuki GS 500 E und die Honda CB 500, dazu die Yamaha XY 600 und die Kawasaki Zephyr 550, beide mit Vierzylindermotor. Angesichts der guten Eigenschaften der Skorpion ist die Entscheidung pro oder contra MuZ einfach Geschmackssache.

Von Ulf Böhringer

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: