Mitsubishi Canter:Auf Expansionskurs

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Die Arbeit am Steuer eines Lkw nähert sich Pkw-Komfort an

(SZ vom 11.12.1996) Seit Ende März firmiert Mitsubishi Trucks Europe (MTE) als europäischer Nutzfahrzeughersteller. Im portugiesischen Tramagal, 150 Kilometer nordöstlich von Lissabon, wurde das vorhandene Montagewerk Tramagauto übernommen und modernisiert, unter anderem mit einer neuen Lackieranlage.

Im vergangenen Jahr wurden dort 2600 Lkw des 1987 vorgestellten Typs Canter für den europäischen Markt montiert. Das jährliche Produktionsziel für den soeben präsentierten neuen Canter beträgt 15 000, wobei der europäische Anteil stufenweise auf 60 Prozent gesteigert werden soll. Nach Nissan, das in Spanien ein Nutzfahrzeugwerk betreibt, verstärkt nunmehr Mitsubishi seine Bemühungen, auf dem schwierigen europäischen Markt festeren Fuß zu fassen. Dazu müssen sich die Japaner, deren erster Canter in Deutschland nicht über einen Achtungserfolg hinauskam, einiges einfallen lassen.

Äußerlich sieht man dem neuen Fahrerhaus seine verbesserte Geräumigkeit an. Die Glasflächen wurden vergrößert, der Luftwiderstandsbeiwert um sieben Prozent gesenkt. Im Innern gibt es einen Einzelsitz für den Fahrer und eine Doppelsitzbank. Zudem wird eine Doppelkabine mit insgesamt sieben Sitzen und vier Türen angeboten. Zu Wartungsarbeiten ist die Kabine selbstverständlich wie heute üblich nach vorn kippbar.

Es stehen zwei Motoren und vier Radstände zur Verfügung. Der 3,5-Tonner wird von einem 2,8-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 94 PS/69kW bei 4000 Umdrehungen pro Minute angetrieben und entwickelt sein höchstes Drehmoment von 191 Newtonmeter bei 200 U/min. Solche Leistungsdaten passen auch zu einem Pkw oder Transporter. Der Canter 60 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von sechs Tonnen hat selbstverständlich einen stärkeren Motor. Es handelt sich um einen 3,9-Liter-Vierzylinder-Diesel mit Direkteinspritzung, Turbolader und Ladeluftkühlung, der 136 PS/100 kW bei 2900 U/min abgibt. Selbstverständlich erfüllen die Aggregate die Abgasnormen Euro zwei.

Beide Versionen werden mit Fünfganggetrieben von Hand geschaltet. Als Besonderheit bietet Mitsubishi schon beim vergleichsweise leichten Canter 35 eine serienmäßige Motorbremse. In einigen Versionen ist ein automatisches Sperrdifferential mit 57 Prozent Sperrwirkung eingebaut. Bei ersten Probefahrten zeigten sich die Canter-Motoren von ihrer gedämpften Seite. Die Arbeit am Steuer eines Lkw geht heute beinahe mit Pkw-Komfort vonstatten. Das ist auch den Mitsubishi-Entwicklern der neuen Canter-Generation gelungen. Unerfreulich waren lediglich die hakeligen Getriebe, die dringend der Nachbesserung bedürfen.

Von Bernd-Wilfried Kiessler

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