Mit dem Smart in L.A.:Es geht auch kleiner

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Nach dem kleinen roten Krabbler renken sich die sonst so coolen Amis die Köpfe aus. Kaum ein Ampelstopp, an dem wir nicht Rede und Antwort stehen müssen: "What kind of car is it?"

Stephan Grundhoff

Kaum zu glauben, wie schnell der grauhaarige Senior auf einmal rennen kann. Gerade noch war er schlurfend den Hollywood-Boulevard entlang geschlurft. Als er den roten Zweisitzer zu sehen bekommt, ist er kaum mehr zu halten. Ungeniert reckt er sich in das geöffnete Cabriolet europäischer Produktion und plappert los. Ein ganzer Fragenkatalog schwallt aus seinem sonst sicher nicht allzu redseligen Mund: "What car is it? - What's the mileage? What, a Mercedes?" Nachhaltig beäugt er den farbigen Innenraum. Die bunte Innenfarbe sei nicht seine Sache, passe bei so einem Auto aber gut, meint er und ist immer noch erstaunt, dass der Smart Fortwo kein Elektroauto ist.

So skeptisch guckt unser Autor nicht immer - aber im Vergleich zum Feuerwehrwagen im Hintergrund ist er eben doch etwas klein. (Foto: Foto: Pressinform)

Ähnliche Erfahrungen hat Vinnie Mandzak, Starverkäufer bei Mercedes-Benz of Beverly Hills gemacht. Da, wo sich Promis der ersten und zweiten Garnitur sonst um AMG-Boliden prügeln, ist das Interesse am Smart besonders groß. "Ich hoffe, dass wir Anfang nächsten Jahres endlich die ersten Smarts bekommen", blickt Vinnie in die Zukunft, "die Promis hier sind ganz wild auf das Ding. Der kostet doch gerade einmal so viel wie eine Armbanduhr."

Der Smart schließt Freundschaften im Vorbeifahren

Mandzak und seine potente Klientel in Beverly Hills hoffen bereits auf eine exklusive AMG-Version. Denn gerade mit einem Power-Smart hätte man anders als mit Rolls, Bentley und Co. in Los Angeles die Schau im Kasten. Range Rover, Porsche 911 oder 7er BMW stehen hier an jeder Ecke. Wenn jemand die Blicke der Umgebung erntet, dann ist es der kunterbunte Smart.

Seit mehr als einem Jahr steht es fest: Smart kommt in die USA - Anfang 2008. Während der Vorgänger aus Marketing- und Sicherheitsgründen auf dem nordamerikanischen Kontinent nur in Kanada angeboten wurde, soll die zweite Smart-Generation ab kommenden Februar auch in den USA verkauft werden.

Seit knapp acht Wochen können sich Kunden in Amerika ihren Smart Fortwo reservieren. Klaus Maier, Vertriebsvorstand der Mercedes-Benz Car Group: "Die Resonanz ist überwältigend. Uns liegen bereits mehr als 13.000 Bestellungen vor, und das, ohne dass wir bisher große Marketingmaßnahmen unternommen hätten."

Dass es die Kraft einer Smart-Sportversion selbst im allzu hügeligen Kalifornien nicht braucht, zeigt der Tagesausflug mit dem Smart Fortwo Cabriolet eindrucksvoll. Munter geht es Berge hinauf und Hügel herunter, vorbei an Bel Air und der legendären UCLA. Der rote Flitzer entgeht auf seiner Tour weder einer Polizeistreife noch den beiden frisch generalüberholten Schönheiten an der Ecke Wilshire Boulevard / Ocean Drive. Der Smart kennt keine Berührungsängste, schließt Freundschaften im Vorbeifahren und einige europäische Touristen erkennen den Kleinstwagen aus DaimlerChrysler-Produktion auf Anhieb vor dem Chinese Theater.

"Die Einführung des Smart Fortwo Nachfolgers in den USA knüpft an den Erfolg in Europa an, wo sich bereits mehr als 770.000 Kunden für einen smart fortwo entschieden haben. Wir denken, dass jetzt der Zeitpunkt für eine Markteinführung in den USA gekommen ist", so Klaus Maier. "Das zunehmend wachsende Interesse für erschwingliche, Sprit sparende Kleinwagen bestätigt uns darin."

Der Smart wird an- und nicht ausgelacht

Nahe dem Wachsfigurenkabinett kommen ein paar coole Rapper aus einem Laden heraus, als der Smart die ersten Sterne auf dem Walk of Fame berührt. "How much is it?" tönt der scheinbar überrasche Anführer. Sein Handlanger hat den Smart vor ein paar Tagen bereits im US-Fernsehen gesehen. Als die Zahl 10.000 Dollar fällt, sind alle überrascht - die einen positiv, die anderen negativ.

Hier gibt es für das smarte Marketing in den nächsten Monaten einiges zu tun. Der Preiskampf in den USA ist deutlich härter als in Deutschland. Schließlich bekommt man Mittelklassefahrzeuge bereits für deutlich unter 15.000 US-Dollar. Zum letzten Mal am diesem Tage große Aufregung, als der Smart die Hoteleinfahrt passiert. Kein Gast des Beverly Wilshire hat noch Augen für den grandiosen Spyker Roadster - die Alltagsprobe in Los Angeles zeigt: Hier wird der Smart an- und nicht ausgelacht!

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