Mini Cooper Cabrio:Maximaler Schnuckeligkeitsfaktor

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Schon der alte Klassiker war eine Liebe fürs Leben - und ganz allmählich füllt sich das Riesensparschwein für den Nachfolger.

Von Karl Forster

Der amtierende Werbespruch für das derzeit erfolgreichste Modell aus dem Hause BMW, für den Mini, heißt "Is it love?" "It's the love of my life" wäre angemessener für ein Auto, das wie kaum ein anderes die Sinne hüpfen lässt vor Begeisterung: für das Mini Cabrio.

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Noch nie hat das Messgerät für den Schnuckeligkeitsfaktor (also: abstellen an der Leopoldstraße und schauen, was passiert) größere Ausschläge erlebt. Wollte man all die Kommentare zusammenfassen, genügten drei Buchstaben: süß!

Es ist für jemanden, dessen mobiles Leben unter anderem durch vier Mini Cabrios der Originalversion von Alec Issigonis geprägt war, ein ambivalentes Gefühl, sich in ein Auto zu setzen, das seinem einstigen Lieblingsgefährt markttechnisch den Todesstoß versetzt hat. "Kommt mir nicht in die Garage!" war der feste Vorsatz, als BMW 2001 die neue Mini-Attacke startete.

Ziemliche Riesensau

Doch schon bald verweilten die Blicke immer länger und sehnsüchtiger auf den 3,63 Meter Blech. Und als die Kunde kam, im Werk zu Oxford würde demnächst die Oben-ohne-Version vom Band laufen, legte man sich ein Sparschwein zu, wohl ahnend, dass, wollte man es wirklich zielführend mit Geld füllen, eine ziemliche Riesensau notwendig sein würde.

Und dann sitzt man plötzlich, wenigstens für ein paar Tage, drinnen in der Lebensliebe. Und spürt schon nach Sekunden jene lange vermisste Heimeligkeit, jenes unverwechselbare Mini-Gefühl, das längst vergessene Bilder wieder ins Gedächtnis ruft: von Paddy Hopkirk, der 1964 mit dem Mini Cooper die Monte gewann. Vom roten Mini mit dem großen BMC-Aufkleber und der Blonden am Volant, die so schön war, dass der Beifahrer bei der kleinen Rallye die Konzentration verlor und das Team auf dem letzten Platz landete. Vom lachsfarbenen Wunderding, das Jahre später an der Münchner Ohmstraße stand mit einem Zettel an der Fahrertür: VB 15.000 Mark. Das erste Mini Cabrio. Eine Liebe fürs Leben.

Frühe Bastelarbeiten

Es gab sie ja nur als Sonderanfertigung damals, aufgeschnitten vom Autoteile-Hersteller Lamm, von den Oldtimer-Spezialisten R & R in Überacker bei Maisach und später als halbherzige Frischluft-Variante von Rover selbst. So war das Mini Cabrio nicht nur Ergebnis einer großen Dosenöffnungs- und Bastelarbeit, sondern auch ein fast singuläres Ereignis auf den Straßen.

Vieles erinnert nun daran, und es ist wohl vor allem die fast aufrechte Windschutzscheibe, die das Mini-Gefühl provoziert. Sie ist so niedrig, dass du dir beim Warten aufs Ampel-Grün fast den Hals ausrenkst. So muss es sein! Und wenn das Verdeck sich elektrisch zunächst zum Schiebedach öffnet und sich dann über die (heizbare) Heckscheibe zum Z faltet, wenn die Fenster elektrisch versenkt, wenn Sitzhöhe, Lordosenstütze und Lenkrad passend gemacht sind, fehlt nur noch die richtige CD, um das neue Mini-Gefühl zu perfektionieren. Wir empfehlen "Allman Brothers live" vom Atlanta-Festival 1971.

Es ist den Konstrukteuren und Designern von BMW also ein großer Wurf gelungen. Sie haben modernste Technik perfekt mit Tradition verbunden. Die Karosserie ist verwindungssteif, die Windgeräusche sind bei geschlossenem Verdeck auch bei fast 200 km/h sehr erträglich.

Wie mit Neopren in die Wanne

Ein Sicherheitspaket mit vier Airbags, Gurtstraffern, verstärkten Seitenschwellern, stahlgestütztem Frontscheiben-Rahmen und zwei Überrollbügelchen im Fond zeigen den Fortschritt vom Mini Cabrio damals zum Mini Cabrio heute. Und dass es, wie einst, offen recht bald die Haare zaust, mag nur Windschott-verweichlichte Cabriofahrer stören. Zwar gibt es auch für den Mini eines, aber das ist, als würde man mit dem Neoprenanzug in die Badewanne steigen.

Apropos Badewanne: Der Testwagen hatte geparkt einen heftigen Wolkenbruch zu überstehen. Dass es hierbei am Fahrerseitenfenster ziemlich nass reinging, erstaunt bei einem Fahrzeug der gehobenen Preiskategorie dann doch.

Durstiger Gesell

Und noch eines hat der Mini 2004 mit dem der sechziger, siebziger und achtziger Jahre gemein: den Durst. Damals wunderte man sich nur über häufige Tankfrequenzen, heute zeigt der Bordcomputer, dass bei Cooper-gemäßem Fahren die Durchlaufanzeige selten einstellig ist. Klar, man kann auch sparsam Mini fahren. Das liegt dann aber doch auf einer Ebene mit Windschott und Neoprenanzug.

Wer sich im oberen Drehzahlbereich bewegt, schafft locker Spitzenwerte jenseits der 25-Liter-Marke, und bei Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn stabilisiert sich der Wert auf stolze 17 und ein bisschen was Liter. Da könnte man schon fragen, ob solche Motorentechnik zeitgemäß ist. Aber wer, bitteschön, hat diese Frage je gestellt, wenn er in einem Mini Cabrio gesessen ist. Wer sein Sparschwein für solch ein Auto schlachtet, dem ist sowieso nicht zu helfen. Und das ist ja das Nette an ihm.

Mini Cooper Cabrio: 1,6 Liter; 85 kW (115 PS); max. Drehmoment: 150 Nm bei 6000/min; 0 - 100 km/h: 9,8 s; Vmax: 193 km/h; Testverbrauch: 9,5 Liter Super; EU4; Grundpreis: 20.000 Euro

© Süddeutsche Zeitung, 30. Juni 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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