Mercedes SLK:Alte Liebe neu entfachen

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Der agilste und sportlichste offene Mercedes überzeugt durch reichlich Detailverbesserungen / Die Preise bleiben nahezu konstant

(SZ vom 04.03.2000) Auf den SLK ist Mercedes zu Recht stolz, denn seit nunmehr vier Jahren läuft der kurze SL wie von selbst. An jedem Jahresende war er in der Dreierbande SLK, BMW Z3 und Porsche Boxster stets der Klassenbeste. Sein Erfolg lag wohl auch im Design: So stoppt noch heute der spektakuläre Dachmechanismus die Passanten beim Einkaufsbummel. In nur 25 Sekunden verwandelt sich der SLK vom Vollwert-Coupé in einen luftigen Roadster. Die große Nachfrage überraschte auch Mercedes: So halten sich nun erst nach einer Verdoppelung der Produktion auf 55 000 Roadster pro Jahr Angebot und Nachfrage die Waage.

Dass der SLK bislang nur mit vier Zylindern zu haben war, tat der Liebe keinen Abbruch. Dennoch sollen nun zwei neue (bereits bekannte) Motoren, darunter der V6-Zylinder mit 3,2 Litern Hubraum, und ein dezent aufgebügeltes Gewand die Zuneigung neu entfachen.

Dabei hat der SLK mit Sechszylinder das Zeug zum Roadrunner. Der kompakte und mit 170 Kilogramm extrem leichte V6-Motor treibt den kleinen Roadster wie einen hochkarätigen Sportwagen an. Dazu haben ihm die Motorentechniker und Akustiker Töne beigebracht, die sich der leise Musterknabe in der S- und E-Klasse nicht leisten dürfte. Im SLK röhrt dieser Motor nun stimmgewaltig wie einst Wagnertenor Peter Hofmann seine Rocksongs: provozierend laut - und dennoch klingt die noble Herkunft mit. Der Laufkultur des Sechszylinders tut diese Stimmkur jedoch keinen Abbruch: Wie bisher dreht der Motor mühelos und ohne Pause bis an den Begrenzer. Seine 160 kW (218 PS) beschleunigen den immerhin 1405 Kilogramm schweren Wagen in 6,9 Sekunden auf 100 km/h und erst bei 245 km/h bremst der Wind dann letztlich den Vorwärtsdrang.

Kaum langsamer ist der um vier Pferdestärken auf nunmehr 145 kW (197 PS) erstarkte SLK 230 Kompressor. Er beschleunigt in 7,2 Sekunden auf die auf deutschen Landstraßen gültige Höchstgeschwindigkeit und erreicht ebenfalls beachtliche 240 km/h. Den wenig charismatischen 2,0-Liter-Vierzylinder als Basismotorisierung erspart uns Mercedes hingegen in Zukunft.

Schalten mit Vergnügen

Der neue SLK 200 Kompressor vertritt den Anspruch eines Sportwagens weit würdiger. Der 123 kW (167 PS) starke Motor eignet sich zum genussvollen Dahingleiten bei niedrigen Drehzahlen ebenso wie für kurvige Bergstraßen im Drehzahlbereich der Maximalleistung - also um 5300 Touren. Dabei bleibt der Motor stets unaufdringlich und bescheiden im Hintergrund. Vielleicht etwas zu bescheiden - zumal die Mercedes-Kompressoren inzwischen auch das muntere Pfeifen von früher verlernt haben. Immerhin schafft auch der kleine 200er mühelos 228 km/h und sprintet in 8,2 Sekunden auf 100 km/h. Dass dabei fleißiges Schalten angesagt ist, stört mit dem neuen Sechsganggetriebe weit weniger als bisher. Das knackige, saubere Einrasten der Gänge über die im Vergleich zum Vorgänger 30 Prozent kürzeren Schaltwege bereitet jetzt ungleich mehr Vergnügen. Die alte Fünfgang-Handschaltung, die dem Fahrer wegen ihrer ellenlangen Wege vom Vierten in den Fünften immer eine kleine Verbeugung abnötigte, war gegenüber der schlüssigen Fünfgang-Automatik bisher die schlechtere Wahl. Die neue Schaltung harmoniert nun erstklassig mit der ernst gemeinten Sportlichkeit des Roadsters und empfiehlt sich deshalb bis hinauf zum 3,2 Liter als Alternative. Damit wird der SLK 320 zum stärksten handgeschalteten Mercedes. Die Sechsgangschaltung gehört bei allen SLK-Varianten zur Serienausstattung, der Automat mit Tippfunktion kostet 3712 Mark Aufpreis.

Das Fahrwerk liegt nach der Überarbeitung fünf Millimeter tiefer. Trotz neuer Stabilisatoren und angepasster Dämpfer ändert sich an der sportlich-harmonischen Abstimmung jedoch nur wenig: Wie bisher liegt der Fahrspaß eine Handbreit näher an der Straße als bei den meisten anderen Mercedes-Modellen.

Damit aus dem Spaß kein Ernst wird, verfügen jetzt alle SLK-Modelle serienmäßig über das Stabilitätsprogramm ESP, das im Gegensatz zur A-Klasse deutlich dichter am Grenzbereich das Kommando übernimmt. Nach der Überarbeitung umrundet der SLK enge Biegungen noch einen Tick direkter und bewegt sich dank der sehr direkten Lenkung auch um eine Spur leichtfüßiger. Allerdings sind die Unterschiede nicht wirklich groß: Wie bisher liegt der SLK satt, souverän und sportlich - ohne eine übertriebene Härte an den Tag zu legen.

Der verbesserte SLK teilt sich aber dem Fahrer nicht nur über Motor, Getriebe und Fahrwerk mit, sondern er steigert auch nach außen den Stolz des Neubesitzers durch eindeutige Signale. Am auffälligsten sind dabei die glühenden Ohren: Die in die Außenspiegel integrierten Blinker erben so nach und nach alle Modelle von der neuen S-Klasse. Dazu tragen die modifizierten Stoßfänger und Seitenschweller nun die Wagenfarbe und geben dem SLK zusammen mit den serienmäßigen Alufelgen ein lässig sportliches Erscheinungsbild.

Aber auch der neu gestaltete Innenraum wirkt nun gediegener: Die wenig authentischen Carbonblenden weichen mattem Aluminium oder wärmeren Edelhölzern (zum Aufpreis von 1160 Mark). Das neue Sportlenkrad, dieses Mal ohne zusätzliche Funktionstasten, liegt perfekt in der Hand. In ihm wiederholt sich eine der fünf, zum Teil sehr poppigen, Interieurfarben. Auch wurden die Sitze ergonomisch überarbeitet und geben jetzt mehr Seitenhalt.

Schwaben mit fairen Preisen

Bei der Preisgestaltung bleiben die Schwaben diesmal bescheiden: Der SLK 200 kostet jetzt 60 088 Mark und wird damit knapp 3000 Mark teurer - angesichts des neuen Motors, ESP, Sechsganggetriebe und Alufelgen ein faires Aufgeld. Der SLK 230 steht nun für 66 004 Mark beim Händler, während für das Topmodell SLK 320 77 604 Mark überwiesen werden müssen. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass nur der 320er serienmäßig eine Klimaanlage hat.

Dennoch zeigen nicht zuletzt die stabilen Gebrauchtwagenpreise, dass der SLK sein Geld wert ist. Außerdem ist er der fahrdynamisch agilste und sportlichste Serien-Mercedes - zumindest bis uns der geplante Supersportler SLR in drei, vier Jahren eines Besseren belehren wird. Bis dahin muss der überarbeitete SLK - der vom 18. März an bei den Händlern steht - diese Rolle übernehmen.

Von Michael Seitz

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