(SZ vom 21.06.2000) Auf technische Innovationen ist jeder Automobilhersteller stolz - vor allem dann, wenn die Neuheit einen Superlativ darstellt, mit dem man sich ungeniert brüsten kann. Vor 64 Jahren war das noch der erste Diesel-Personenwagen, den Mercedes-Benz damals bei der Berliner Automobil-Ausstellung gezeigt hatte. Die jüngste Errungenschaft aus den Hause ist der stärkste Dieselmotor der Welt für einen Pkw. Eingebaut haben die Stuttgarter ihren V8-Selbstzünder in die S-Klasse. Herausgekommen ist der S 400 CDI, der aus 4,0 Litern Hubraum eine Leistung von 184 kW (250 PS) schöpft. Diese Kraft macht den knapp zwei Tonnen schweren Wagen 250 km/h schnell und erlaubt einen Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in 7,8 Sekunden. Doch viel interessanter als die reinen Pferdestärken, ist der Wert des maximalen Drehmoments. Mit 560 Nm - und das schon ab 1700/min - kann auch der größte Drehzahl-Fetischist mehr als zufrieden sein.
Mit diesen Werten kann der S 400 CDI nicht nur zügig auf Langstrecken, sondern auch agil auf der Landstraße bewegt werden. Das komfortable Reisen wird unterstützt von einer samtweichen Automatik, von deren Schaltvorgängen die Passagiere nichts mehr spüren. Zu verdanken hat man das einer überarbeiteten serienmäßigen Fünfgang-Automatik, die speziell auf die hohe Leistung dieser V8-Limousine ausgelegt wurde. Aber auch die Agilität geht unter anderem auf den Schaltautomaten zurück, denn er wurde so konfiguriert, dass schon bei niedrigen Drehzahlen ein hohes Maß an Drehmoment bereit steht.
Die Geräuschentwicklung des Common-Rail-Diesels kann man als solche eigentlich gar nicht bezeichnen, denn nicht nur im gedämmten Innenraum, sondern auch von außen macht es einem das Triebwerk schwer, auf Anhieb die Kraftstoffart im Tank zu erraten. Dabei soll sich der mehr als fünf Meter lange Wagen mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 9,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer begnügen. Diese Werte werden zwar nur selten in der täglichen Fahrpraxis erreicht, doch auch wenn künftige S-400-CDI-Fahrer etwas mehr als zehn Liter Verbrauch haben werden, ist das noch ein sehr ansehnlicher Wert für einen so großen und schweren Wagen. Zu den Abgaswerten gibt Mercedes an, dass der V8-Diesel die Grenzwerte der EU-3-Norm unterschreitet.
Für den S 400 CDI, der von Sommer an bei den Händler stehen und dort ein Preistäfelchen mit der Summe 141 404 Mark tragen wird, bietet Mercedes alle für die S-Klasse üblichen Komfort- und Sicherheitsmerkmale an. Dazu gehören serienmäßig unter anderem eine Klimaautomatik, Stereo-Autoradio, Memory-Funktion für die Vordersitze und Leichtmetallräder sowie ESP und das große Airbagpaket mit zusätzlich Side- und Windowbags.
Natürlich bekommt man optional für die V8-Diesel-Limousine auch die elektronischen Zusatzausstattungen wie den Abstandsregelautomat Distronic, das aktive Fahrwerk ABC und das Chipkarten gesteuerte Zugangs- und Fahrberechtigungssystem Keyless-Go. Wem die S-Klasse für gut 141 000 Mark noch nicht groß genug ist, bekommt auch die längere Karosserievariante, die dann eine Außenlänge von knapp 5,16 Meter hat. Dafür werden allerdings dann noch ein paar Mark mehr fällig.
Mit dem CDI-Achtzylinder haben die Stuttgarter einmal mehr bewiesen, dass man sich mit einem modernen Diesel-Triebwerk schon lange nicht mehr verstecken braucht. Seit vielen Jahren hat sich der Diesel von den negativen Attributen lärmend, stinkend und extrem umweltschädlich verabschiedet. Schließlich hat der S 400 CDI wirklich nichts mehr mit dem Typ 260 D aus dem Jahre 1936 gemeinsam, der damals in Berlin mit seinen 45 Pferdestärken und seiner Höchstgeschwindigkeit von knapp 95 km/h für den Start der Pkw-Diesel-Karriere sorgte - außer, dass beide Fahrzeuge praktisch mit dem gleichen Kraftstoff betankt werden.
S wie Superlativ gilt schon seit der Einführung der S-Klasse: Für den S 400 CDI darf Mercedes das einmal mehr für sich beanspruchen.
Von Marion Zellner