Mazda6:Die Leichtigkeit der Limousine

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Mazda knüpft mit seinem neuen Mittelklasse-Modell an erfolgreiche Traditionen an und gibt sich betont japanisch.

Jörg Reichle

Die Cote d'Azur im November. In der Bucht von St. Tropez bringt der Mistral das Meer zum Kochen, aber schon ein paar Kilometer weiter nördlich wärmen späte Sonnenstrahlen das bergige Hinterland der Küste. Wolkenloser Himmel, glühend rotes Laub und nirgends eine Menschenseele. Die reine Lust am Fahren. Von einer Kehre zur nächsten carvt der Mazda6, leichtfüßig, als beflügle ihn der unverhofft goldene Herbst.

Eine Limousine der guten Art

Man mag nicht glauben, dass die Limousine tot ist, wie allenthalben behauptet wird. Diese jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Wir haben lange nicht mehr solchen Spaß auf der Landstraße gehabt. Leichtes Einlenken, so präzise und schnell wie ein kluger Gedanke. Neutrales Handling, das nichts aus der Ruhe bringt, schon gar nicht wechselnde Kurvenradien oder das Auf und Ab der Seealpen-Topografie.

Da lernt man auch die verbesserten Bremsen schätzen und die neue Dynamische Stabilitätskontrolle (DSC). Der Zwei-Liter-Benziner trägt das seine zur Freude am Fahren bei, sauber assistiert vom leicht schaltbaren Sechs-Gang-Getriebe.

Außerdem stimmen die Dimensionen. Keine Familienschaukel ist das geworden, auch wenn der neue Sechser etwas zugelegt hat gegenüber dem alten. Sechs Zentimeter mehr Länge, 1,5 Zentimeter in der Breite, ein Hauch von Höhe und 519 Liter Kofferraum, das reicht für ein spürbares Plus an Platz fürs Reisen und ist doch nicht genug, um aus einem schlanken Auto ein fettes zu machen. Ohnehin hat der Neue 35 Kilo weniger zu schleppen.

Der Mazda6 hat ja für ein Importauto in Deutschland bemerkenswert Karriere gemacht. Vom Vorgänger wurden seit 2002 nicht weniger als 125.000 Exemplare verkauft. Und er erwarb sich einen Ruf besonderer Qualität: Unter anderem absolvierte er einen 100.000 km-Marathon der Fachzeitschrift AutoBild als einziges je getestetes Modell ohne Defekt. Die Zielsetzung für den Nachfolger konnte für Mazda also nur heißen, aus einem guten Auto ein besseres zu machen.

Eine aggressionsfreie Form mit einigen Schärfen

Auf jeden Fall ein japanischeres. Das war die Vorgabe fürs Design. Was man dort fand waren: "Yugen" (Harmonie mit der Natur), "Rin" (Spannung und Schärfe) und "Seichi" (Aufmerksamkeit fürs Detail).

Und was daraus wurde, zeigt nun die Limousine: eine bemerkenswert aggressionsfreie Form von ausgewogenen Proportionen, kombiniert mit einigen wenigen scharf gezogenen Linien. Und Liebe zum Detail, wie die neuen Leuchten zeigen, die Durchlicht-Instrumente oder das klare Innendesign mit dem Talent zur einfachen Ergonomie - wenn man einmal die Funktionsflut des Lenkrads übersieht. Ein freundliches Auto in jedem Fall, das einen sogar mit digitalen Grüßen empfängt und am Ende der Fahrt auch artig wieder verabschiedet.

Die Rückkehr aus der Atemlosigkeit der Alpensträßchen in die Ruhe der Ebene, ohne die Ambition, Tempo zu machen, enthüllt diese andere Seite des Mazda6. Auch seine Laufruhe, die besonders ohrenfällig mit dem größten der lieferbaren Motoren wird. Der aus dem bisherigen 2,3-Liter abgeleitete 2,5-Liter, eher ein kräftiger Tourenmotor, denn ein Sportaggregat, leistet 125 kW (170 PS). Dabei soll er knapp sieben Prozent weniger verbrauchen als der Vorgänger.

Weniger Durst verspricht Mazda auch für die anderen Triebwerke: den 2,0-Liter-Benziner mit 108 kW/147 PS (minus 10,3 Prozent), den 1,8-Liter mit 88 kW/120 PS (minus 11,7 Prozent) und schlussendlich den Zweiliter-Turbodiesel mit Partikelfilter, der 103 kW/140 PS leistet (minus 6,7 Prozent). Letzterer war bislang der meistgekaufte Mazda6-Motor in Europa und vermutlich wird das auch so bleiben.

Auch sonst hat Mazda kräftig nachgelegt. Der Sechser, den es in vier Ausstattungen gibt, hat nun auf Wunsch auch Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht oder Annehmlichkeiten der Neuzeit wie ein Reifendruck-Kontrollsystem, eine Bluetooth-gestützte Freisprecheinrichtung mit Sprachsteuerung, ein Audio-System von Bose und ein Navi mit Touch-Screen-Funktion. Letztere können auch über das Lenkrad bedient werden - aber das hatten wir ja schon.

So bleibt am Ende der ersten langen Ausfahrt die Erkenntnis, dass der Mazda6 zwar nicht die Neuerfindung der Limousine ist. Aber eine attraktive, freundliche Erscheinung mit lustförderndem Fahrtalent und der unaufdringlichen Eignung als zuverlässiges Reiseauto.

Die Preise beginnen bei 22.400 Euro. Am 16. Februar ist Verkaufsstart. Und im Frühjahr kommt der Kombi. Dann wird man sehen.

© SZ vom 24.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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