(SZ vom 03.02.2001) Wie schwer es ausländischen Automobilanbietern fällt, der deutschen Oberklasse-Konkurrenz auch nur ein winziges Stückchen Boden abzuringen, belegen die Xedos-9-Verkaufszahlen: Das Mazda-Flaggschiff ist bestimmt kein schlechtes Auto, doch zu sehen ist die komfortable Limousine auf Deutschlands Straßen so gut wie nie: Magere 370 Einheiten weist die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts für 2000 aus, ungefähr 600 werden nach Mazda-Planungen 2001 hinzukommen. Franzosen sprechen in einem solchen Fall von einer "quantité négligeable", einer vernachlässigbar kleinen Menge.
An diesem Mauerblümchen-Dasein werden auch die neu gestaltete Frontpartie und die zahlreichen technischen Verbesserungen nichts ändern, die Mazda der 4,88-Meter-Limousine angedeihen ließ. Denn der Xedos 9 bewegt sich in einem Marktsegment, in dem das Image einer Marke wichtiger ist als die Kombination von günstigem Preis, großzügigem Raumangebot und reichhaltiger Serienausstattung.
Für 63 040 Mark liefert Mazda von der Klimatisierungsautomatik über die Geschwindigkeitsregelanlage bis zu den elektrisch verstell- und beheizbaren Sitzen so ziemlich alles, was in anderen Autohäusern die Rechnung verlängert. Beim Xedos beschränkt sich die Liste der Extras auf ein Navigationssystem, Leder-Sitzbezüge und eine Metallic-Lackierung. Außerdem kann der Käufer noch eine oder mehrere Audiokomponenten - Kassettendeck, Mini-Disc-Player, CD-Spieler oder -Wechsler stehen zur Wahl - ordern, die zum serienmäßigen Radio in die Mittelkonsole gesteckt werden können. Denn das System ist erstmals modular aufgebaut und individuell zusammenstellbar.
Gänzlich frei von Schwächen ist der Xedos 9 dennoch nicht. Eine davon ist, dass die mit Vier-Stufen-Automatik ausgerüstete Reiselimousine längere Autobahnsteigungen nur mit Mühe im höchsten Gang bewältigt und so deutlich macht, dass sechs angenehm leise arbeitende Zylinder, 2,5 Liter Hubraum und 120 kW (164 PS) nicht viel wert sind, wenn das Maximum an Zugkraft - 212 Nm - erst bei 5000 Touren an die Räder gelangt.
Und dann wäre da noch der Wendekreis von 12,3 Metern: Er erklärt zwar, warum Mazda den Xedos 9 als Flaggschiff der Marke bezeichnet, doch es dürfte nicht allzu viele Autofahrer geben, die gerne Kapitän spielen - zumal dann nicht, wenn es gilt, den Wagen statt über das europäische Autobahnnetz, das sich in punkto Weitläufigkeit vielleicht ja noch mit den Schifffahrtsrouten der Welt vergleichen lässt, durch ein enges Parkhaus zu zirkeln.
Von Gerlinde Fröhlich-Merz