Mazda RX-7:Die Alternative unter den Sportwagen

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Das einzige Auto mit Wankelmotor verbraucht zwar viel Benzin, bietet aber auch Fahrspaß

(SZ vom 13.01.1993) Der Wankelmotor ist zwar eine deutsche Erfindung, aber am Ende waren es die Japaner, die den Kreiskolbenmotor zur vollen Reife und Alltagstauglichkeit entwickelt haben. Bei NSU hat man nach dem Wankel Spider und dem Ro 80 ebenso das Handtuch geworfen wie bei General Motors, doch im Hause Mazda glaubte vor allem ein Mann - Kenichi Yamamoto - an das Potential des kompakten Schnurrhubers. Die Karriere von Yamamoto-san, der vom Entwicklungschef zum Aufsichtsratsvorsitzenden aufstieg, war mit dem Entstehungsprozeß des Wankelmotors eng verbunden. Obwohl das Triebwerk, das ohne Ventile und Pleuel arbeitet, zunächst in punkto Zuverlässigkeit und Lebensdauer zu wünschen übrigließ, haben die Spezialisten von Mazda dem Rotationskolben-Treibsatz inzwischen nahezu alle Kinderkrankheiten abgewöhnt.

Nur am hohen Vollast-Verbrauch, einem wohl prinzipbedingten Schwachpunkt, hat sich nicht viel geändert. Der RX-7 genehmigt sich im Stadtzyklus 16 Liter, und auf der Autobahn kann man dabei zusehen, wie die 176 kW (239 PS) den 76-Liter-Tank leeren. Der Drittelmixverbrauch von 11,1 Liter auf 100 Kilometer degeneriert unter diesen Bedingungen zur Makulatur.

Das einzigartige Triebwerk beschleunigt den 1300 Kilogramm schweren RX-7 laut Werksangabe in 5,3 Sekunden von Null auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit wird mit 250 km/h angegeben. Das maximale Drehmoment von 294 Nm steht zwar erst bei 5000/min zur Verfügung, aber der kleinere der beiden Turbolader sorgt schon bei niedrigen Drehzahlen für hohe Durchzugskraft und ein spontanes Ansprechverhalten. Sobald der zweite, größer dimensionierte Lader zuschaltet, ist Kraft im Überfluß vorhanden. Doch Vorsicht - der RX-7 kennt keine Schlupfregelung und will vor allem bei Nässe mit Bedacht bewegt sein.

Der neue RX-7 verzichtet auf Halbheiten und präsentiert sich als reinrassiger, kompromißloser Sportwagen. In der interessant gestylten Karosserie ist Platz für zwei Personen mit kleinem Gepäck, das über eine hohe Ladekante gewuchtet werden muß. Das Cockpit ist körpernah zugeschnitten. Die vier Rundinstrumente mit den nostalgischen Chromrähmchen sind gut ablesbar, und auch die meisten Bedienungselemente gehorchen dem Gebot der Ergonomie. Die Ausstattung ist komplett. Zu den besonders erfreulichen Zutaten zählen die unabdingbare Klimaanlage, der Fahrerairbag, die Sitzbezüge aus Leder und das Schiebedach.

Die äußere Form des RX-7 ist ebenso attraktiv wie zweckmäßig. Der gute Cw- Wert (0.31) beweist, daß man dem RX-7 im Windkanal alle störenden Fugen und Kanten abgeschliffen hat. Obwohl Motor und Getriebe zu einer Einheit verblockt sind, ist die Achslastverteilung ausgeglichen. Gute Voraussetzungen also für ein neutrales Eigenlenkverhalten und für eine problemlose Beherrschbarkeit im Grenzbereich. In schnell gefahrenen Kurven gibt sich der RX-7 so neutral wie ein Schweizer Paß auf Rädern. Es ist allerdings viel Aufmerksamkeit und eine kundige Hand nötig, da man permanent schneller unterwegs ist, als man glaubt.

Komfort wird in den meisten Sportwagen kleingeschrieben - der Wankel- Mazda macht da keine Ausnahme. Er ist eng, laut und hart gefedert. Als Gegenleistung offeriert der RX-7 Fahrdynamik in Reinkultur. Die Schaltung des eng abgestuften Getriebes arbeitet präzise. Und die Bremsen packen kraftvoll zu. Der Geradeauslauf ist mäßig, und Spurrillen haßt der Mazda wie der Teufel das Weihwasser.

Der neue RX-7 ist nach dem Nissan Skyline GT-R und dem Honda NSX erst der dritte wirklich ernstzunehmende japanische Sportwagen. Das Wankel-Coupé ist ein unkonventionelles Auto mit Ecken und Kanten, aber es macht Spaß, es sieht gut aus und es hat mehr Charakter als die Konkurrenz. Der schnelle Mazda kostet - alles inklusive - 85 500 Mark; die für Deutschland vorgesehene Auflage beträgt rund 300 Einheiten pro Jahr.

Von Georg Kacher

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