Mazda MPV 3. 0 V6:Mächtiger Minivan mit Mumm

Lesezeit: 3 min

Der Sechszylinder treibt den Siebensitzer zu guten Fahrleistungen

(SZ vom 12.04.1997) Darf es etwas mehr sein? Diese Frage stellen nicht nur Kaufleute, sondern auch viele Autokäufer. Der Drang zu mehr Innenraum, zu höherer Variabilität - aber auch zu größerer Motorleistung - manifestiert sich besonders im Segment der Großraumlimousinen, die ihre transporterbehaftete Vergangenheit immer mehr abstreifen. Diese Kreuzung aus Pkw, Kombi, Transporter und Kleinbus erzielt auf dem Markt Zuwachsraten, von denen andere Automobilgattungen nur träumen können. Klar, daß es sich kein Hersteller mehr leisten kann, keinen Minivan, wie die Amerikaner die Großraumlimousinen nennen, im Programm zu haben.

Kantiger als die Konkurrenz

In Deutschland ist auf diesen Zug erst relativ spät ein japanischer Hersteller aufgesprungen, der in den USA - dem Land mit dem höchsten Anteil an Minivans - schon seit Jahren erfolgreich mit einer Großraumlimousine vertreten ist: Mazda. Dieser Japaner nahm erst vor Jahresfrist den MPV ins deutsche Verkaufsprogramm auf - und hierzulande tut sich dieser Minivan noch schwer gegen die Konkurrenz. Denn schon bei einer ersten Begegnung merkt man dem Fahrzeug mit dem schlichten Namen an, daß es nicht ganz taufrisch ist: Der Multi Purpose Van (Vielzweckfahrzeug) sieht wesentlich kantiger als die Konkurrenz aus Wolfsburg oder Paris aus.

Dennoch zählt der MPV noch lange nicht zum alten Eisen. Seine Qualitäten liegen in dem wirklich großzügigen Raumangebot, das nicht zuletzt aus der eben nicht so gerundeten Karosserie und der für Minivans typischen Variabilität bei der Gestaltung des Innenraums resultiert. Und da wäre noch der Motor zu nennen, der in dem MPV überzeugen konnte: ein 3,0-Liter-V6-Aggregat, das seine Leistung von 109 kW (148 PS) dank des großen Hubraums locker bereitstellt.

In Deutschland ist der MPV wahlweise mit diesem Sechszylinder oder einem 2,5-Liter-Turbodiesel-Motor lieferbar, der 85 kW (115 PS) leistet. Wer reichlich Raum braucht, um darin viele Personen oder viele Güter zu transportieren, kann natürlich der Überlegung verfallen, auch die Motorisierung etwas großzügiger zu wählen. In der Tat überzeugt der V6 durch eine ausgewogene Kraftentfaltung, mit der man auch auf der Autobahn mit dem 1,7 Tonnen schweren Minivan zu den Zügigen gehört.

Der Vorwärtsdrang endet erst, wenn die Tachometernadel um die 200-km/h-Marke pendelt, was laut Datenblatt einer Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h entspricht. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h ist theoretisch in 13,9 Sekunden möglich - das ist kein überragender Wert auf dem Papier, aber die subjektive Vehemenz, mit der sich der Wagen in Bewegung setzt, ist schon beeindruckend.

Natürlich kann dieser V6 kein Sparweltmeister sein - dafür ist der Turbodiesel prädestiniert. Laut Werksangaben fließen durchschnittlich 12,6 Liter unverbleites Normalbenzin auf 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen, in der Praxis dürfte sich der Wert bei einem Gemisch aus Stadtverkehr und Autobahn auf knapp 15 Liter einpendeln. Der Turbodiesel verbraucht durchschnittlich 9,3 Liter. Wer mit diesen ökonomischen und ökologischen Nachteilen leben kann, aber auf Agilität Wert legt, ist mit dem V6 sicher besser bedient - in Deutschland ist der Turbodiesel dennoch die besser verkaufte Alternative.

Sitze für den Kapitän

In der Grundversion ist der MPV ein Siebensitzer: zwei Einzelsitze vorne, eine Dreierbank in der Mitte und zwei Sitze hinten. Doch nur die wenigsten werden diese Kombination tatsächlich ausnützen, so daß die Alternative die sogenannten Captain Seats sind. Darunter darf man sich vier Einzelsitze vorstellen, die im Fond durch eine schnell wegklappbare Dreierbank ergänzt werden.

Das Umklappen ist auch sinnvoll, denn wenn die maximale Zahl an Passagieren mitreist, ist der Kofferraum für deren Gepäck zu klein - das kann der Grand Voyager von Chrysler besser. Mit vier Sitzen bestuhlt, bleibt allerdings ein Gepäckraum, der die Utensilien für jedes Hobby fassen sollte. Wenn auch die mittleren Sitze ausgebaut sind, entsteht eine ebene Ladelänge von mehr als zwei Metern - bei einer gut großstadttauglichen Außenlänge von 4,67 Metern.

Zu den Nachteilen gehört, daß der MPV nur über normale Türen verfügt - Schiebetüren auf beiden Seiten sind einfach praktischer. Und mit 50 350 Mark ist er kein Sonderangebot. Für die CS-Ausstattung (Captain Seats plus Klimaanlage) sind gar 55 150 Mark zu bezahlen.

Von Otto Fritscher

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: