Mazda MPV:Ein amerikanischer Japaner

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Mit 3,0-Liter-Sechszylindermotor und Lenkradschaltung

(SZ vom 10.05.1995) Die Welle der Großraumlimousinen rollt - und der Hersteller, der bisher noch keine in seiner Modellpalette hatte, zaubert noch schnell eine hervor. So gesehen bei Mazda, als bei deutschen Händlern im vergangenen Herbst plötzlich die ersten Multi Purpose Vans (MPV = Vielzweckfahrzeug) auftauchten. 500 Exemplare hatte Mazda Deutschland flugs in Japan bestellt, wo der Minivan schon seit mehr als vier Jahren verkauft wird - wie auch in den USA. Dieses Kontingent ist bereits vergriffen, aber Mazda hat noch einmal 150 Stück bei der Zentrale bestellt. Wohl deshalb war der MPV auch auf dem Genfer Automobilsalon zu sehen, wo man sonst etwas betagtere Autos nicht so sehr ins Rampenlicht rückt.

Nicht, daß der MPV ein Ladenhüter wäre, aber vor allem dem Design und der nicht optimalen Raumökonomie merkt man an, daß er schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Mit der weitvorgeschobenen Motorhaube wirkt er wie ein Chrysler Voyager der ersten Generation. Doch die kantigeren Formen müssen angesichts der Verwechselbarkeit moderner Vans kein Nachteil sein. Handfestere Einbußen an Variabilität gibt es aber durch die fehlende hintere Tür auf der Fahrerseite. Die bis zu fünf Fondpassagiere können nur durch eine Tür auf der Beifahrerseite einsteigen und müssen sich durch einen schmalen Spalt zwischen der zweiten und dritten Sitzreihe quetschen. Wenn die drei Sitzreihen gebraucht werden, fehlt es auch an Gepäckraum.

Kommod haben es hingegen der Fahrer oder die Fahrerin: Automatikgetriebe und Tempomat lassen den MPV in Verbindung mit dem 3,0-Liter-V6-Motor zu einem schönen Gleiter werden. Der Wahlhebel für die Automatik ist nach amerikanischer Sitte hinter dem Lenkrad angebracht, was anfangs gewöhnungsbedürftig, dann aber recht bequem ist. Die Leistung von 113 kW (154 PS) ist mehr als ausreichend - was man allerdings auch vom Drittelmix-Verbrauch von 12,1 Litern bleifreies Normalbenzin sagen kann. 50 300 Mark verlangt Mazda für den MPV - viel Geld, wenn man auch noch 4000 Mark extra für eine Klimaanlage zahlen muß. Diese sollte bei einem amerikanischem Japaner inbegriffen sein.

Auf eine Klimaanlage kann man bei der zweiten Mazda-Neuheit '95 getrost verzichten: Den inzwischen beinahe zum Klassiker gereiften MX-5 gibt es nun in einer 36 950 Mark teuren Einsteigerversion mit einem 1,6-Liter-Vierzylinder, der 66 kW (90 PS) leistet. Bei einer ersten kurzen Begegnung konnten wir feststellen, daß sich auch damit Open-air-Vergnügen erfahren läßt - und daß der Miata nichts von seiner Faszination verloren hat. Wer partout mehr Leistung möchte, kann auf die bekannte 1,9-Liter-Variante mit 96 kW (131 PS) zurückgreifen; dafür sind dann 42 950 Mark zu bezahlen.

Die neue Basisvariante des MX-5 ist eine Reaktion auf die Roadster-Offensive von Fiat. Die Italiener zielen mit der Barchetta (ähnlicher Preis) in das gleiche Marktsegment. Wer in diesem Fall das Rennen macht - die Italiener oder die Japaner - bleibt vorerst offen. Aber vielleicht gibt es ja zwei Sieger, denn schöne und individuelle Cabrios kann es eigentlich nie genug geben.

Von Otto Fritscher

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