Mazda 626:Musterknabe - frisch frisiert

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Der Japaner bietet umfangreichere Ausstattung, verbesserte Technik und fast unveränderte Preise

(SZ vom 24.12.1999) Wären alle Autos so zuverlässig wie die 350 000 Mazda 626, die seit 1983 in Deutschland zugelassen wurden, ließe sich mit der Pannenhilfe hierzulande nicht viel Geld verdienen. Autofahrer wissen Verlässlichkeit hingegen zu schätzen. Für sich gewinnen kann sie aber selbst ein Musterknabe nur, wenn auch sein Äußeres gefällt. Deshalb haben die Japaner den ihren frisch frisiert, nach der neuesten Mode eingekleidet und sich gleichzeitig bemüht, ihm seine kleinen Schwächen auszutreiben.

Die wichtigste Entscheidung der 626-Marketingstrategen war es allerdings wohl, die Ausstattungsumfänge der Neuauflage an die auf breiter Front gestiegenen Erwartungen der Autokäufer anzupassen: Für den Verkaufserfolg ist dieser Punkt vermutlich bedeutsamer als Eingriffe in die Fahrzeugtechnik. Einige hat man gleichwohl für notwendig erachtet. Die Leistung des 1,9-Liter-Motors der Basisversion etwa wurde um gut zehn Prozent auf 74 kW (100 PS) gesteigert und das maximale Drehmoment, das bei 4000/min abrufbar ist, von 145 auf 152 Newtonmeter erhöht.

Verbesserungen im Detail

Außerdem hat man das 626-Fahrwerk überarbeitet, die Lenkung direkter ausgelegt und versucht, den direkteinspritzenden Turbodiesel leiser zu machen - also jene Details verbessert, die am bisherigen Modell nicht so recht zu überzeugen wussten.

Die Maßnahmen haben gefruchtet, auch wenn festzustellen bleibt, dass der Mazda-Selbstzünder allen Bemühungen zum Trotz mit den Common-Rail-Motoren der Konkurrenz nicht mithalten kann. Er läuft bei weitem nicht so ruhig und gepflegt wie die modernen Diesel und kommt längst nicht so souverän voran, wie die Papierform erwarten lässt.

Angesichts dieser Tatsache fällt es nicht schwer, Mazda zu glauben, dass 85 Prozent der 626 mit Benzinantrieb geordert werden. Zudem muss der Kunde, der über 100-Turbo DI-Pferdestärken gebieten will, 3300 Mark mehr an den Händler abtreten als derjenige, der sich für den genauso leistungsfähigen 1,9-Liter-Benziner entscheidet. Die mit diesem Antrieb bestückte 4,59-Meter-Karosserie ist im günstigsten Fall, also mit Stufenheck und Basis-Ausstattung, zum Preis eines besseren Kompakt-Pkw - 33 990 Mark - zu haben, die Fließheck-Varaiante mit 34 590 Mark etwas teurer. In diesem Preis sind neben mittlerweile klassenüblichen Zutaten wie ABS, Front- und Seitenairbags und fünf Kopfstützen sogar ein paar Schmankerl eingeschlossen. Elektrische Fensterheber gehören zwar nicht dazu, wohl aber die Zentralverriegelung und die Klimaanlage, und obendrein verfügen alle 626 neuerdings über 195 R 15-Reifen, in Wagenfarbe lackierte Stoßfänger und - die sinnvollste unter diesen Neuerungen - eine automatische Sitzbelegungserkennung für den Beifahrersitz. Sie verhindert ein Auslösen der Airbags auf der rechten Fahrzeugseite, wenn dort der Platz nicht besetzt oder ein Kindersitz aus dem Mazda-Zubehörprogramm installiert ist. Außerdem warten alle Benziner - außer dem 1,9-Liter-Motor hat Mazda wie bisher zwei 2,0-Liter-Vierzylinder mit 85 kW (115 PS) und 100 kW (136 PS) im Angebot - mit einem Traktionskontrollsystem auf.

Auch bei den Ausstattungsniveaus können 626-Kunden wählen. Das eine mit der Bezeichnung Sportive, erkennbar an weiß unterlegten Instrumentenfeldern, ist an das stärkste Triebwerk im Sortiment gebunden, das andere, Exklusive genannt, lässt sich hingegen mit allen Motoren kombinieren. Serienstandard stellt es allerdings nur bei den beiden 2,0-Liter-Benzinern dar, ansonsten sind für die fernbedienbare Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, die Armlehne am Fahrersitz und Beifahrersitz, der durch Umklappen der Rückenlehne zum Ablagetisch wird, 2200 Mark zusätzlich zu zahlen.

Das Meiste von dem, was dann noch fehlt, kann zusammen mit dem Audio-System erworben werden. 2660 Mark stellt der Händler für das Touring-Paket in Rechnung, das neben der Beschallungsanlage und Ziereinlagen mit Holzdekor unter anderem auch noch elektrische Fensterheber in den Fondtüren, einen Tempomat, einen Bordcomputer und eine Klimatisierungsautomatik enthält. Selbst mit dem stärksten der verfügbaren Motoren und Top-Ausstattung, die alle verfügbaren Extras und die Vier-Stufen-Automatik an Stelle des standardmäßigen Fünfgang-Schaltgetriebes enthält, kostet ein 626 deutlich weniger als 50 000 Mark, nämlich - je nach Heckgestaltung - 46 880 oder 47 480 Mark. Abzusehen ist im Übrigen auch, wann die Neuerungen in den Kombi Einzug halten: Mazda hat dessen Neuauflage für das kommende Frühjahr angekündigt.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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