Lenz!:Frühlingserwachen - auch für das Auto

Lesezeit: 3 min

Einmal durch die Waschanlage und Sommerreifen aufziehen - das ist zu wenig, um den Wagen auf das Frühjahr vorzubereiten. Auch moderne Autos brauchen nach ausgiebigem Einsatz auf gesalzenen Straßen umfangreiche Pflege.

Vor allem gilt dies, wenn der Wagen noch lange halten und nicht bereits nach wenigen Jahren verkauft werden soll. Denn Rost ist immer noch ein Thema, und Schuld am Rost ist nicht selten das Streusalz des Winters.

Der Dampfstrahler sorgt für gründliche Reinigung. (Foto: Foto: dpa)

"Das Salzstreuen ist nach wie vor ein großes Problem im Hinblick auf die Korrosion", sagt Hubert Paulus, Technik-Experte beim ADAC in München. Zwar sei der Korrosionsschutz der Autos stark verbessert worden. Doch dass heute längst nicht mehr so viele verrostete Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind wie in der Vergangenheit, habe damit recht wenig zu tun.

Spätfolgen

"Die Schäden durch das Salz werden nach etwa zehn Jahren sehr deutlich", erklärt Johannes Hübner, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt. Laut Hübner werden ältere Fahrzeuge derzeit aber zunehmend nach Süd- und Osteuropa verkauft. Das hat zur Folge, dass das Straßenbild vor allem von den jüngeren und optisch einwandfreien Modellen beherrscht wird, während viele der älteren Gebrauchtwagen im Ausland rosten. "Denn rosten tun die Autos auch heute noch." Das Durchschnittsalter der in Deutschland zugelassenen Personenwagen lag laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Jahr 2003 bei 7,4 Jahren.

Empfindliche Dichtungen

Damit das Salz sein schädliches Werk gar nicht erst beginnen kann, sollte es so weit wie möglich von allen Teilen des Autos entfernt werden. "Nach der Fahrt durch die Waschanlage ist es in dem Zusammenhang ratsam, den Wagen noch einmal von Hand nachzubearbeiten", rät Hübner. "Dann sieht man auch Kleinigkeiten." So hätten viele Autos heute weit innen liegende Türdichtungen - in den Bereichen davor sollten Schmutz und Salzreste entfernt werden.

Drüber...

Hubert Paulus rät, den Lack auf kleine Steinschlagschäden oder Kratzer hin zu untersuchen. "Es kann zum Beispiel an den Türen immer wieder schnell zu Kratzern kommen." Das gilt übrigens auch für die Fronthauben.

Ist der Schaden so tief, dass bereits das Blech darunter zu sehen ist, muss umgehend der Rostgefahr vorgebeugt werden. "Für kleinere Schäden gibt es Reparatur-Sets, mit denen auch der Laie umgehen kann." Ist unter dem Lackschaden jedoch noch die Grundierung als Schutz für das Blech erhalten, kann mit einem Lackstift für Schutz und bessere Optik gesorgt werden.

...und drunter

Wichtig kann nach den Winterfahrten ein Blick unter das Auto sein. "Vor allem, wenn an dem Auto repariert wurde, ist zu kontrollieren, ob der Unterbodenschutz unbeschädigt ist", sagt Lothar Nicolas, Sprecher der Sachverständigenorganisation Dekra in Stuttgart. Wenn sich hier Schäden finden, kann es schnell zu Problemen kommen. "Das ist kritisch, weil sich an solchen Stellen der Rost festsetzen kann."

Motorwäsche

Wurden im Winter viele Langstreckenfahrten auf den Autobahnen unternommen, dürfte der Beginn der wärmeren Jahreszeit ein guter Zeitpunkt für eine Motorwäsche sein. "Auch im Motorraum kann sich unter anderem in den Falzen Salz ablagern", so ADAC-Techniker Paulus. Er rät, bei der Motorwäsche mit dem Dampfstrahler nicht zu nahe an Anlasser, Lichtmaschine oder Keilriemen heran zu kommen, um Probleme durch die Feuchtigkeit zu vermeiden. Und: "Auch Reifen können durch zu starken Druck aus dem Dampfstrahler beschädigt werden."

Abgesehen von der Rostvorsorge raten Automobilclubs und Experten, dem Wagen zum Frühjahrsbeginn auch innen eine gründliche Reinigung zu gönnen. Dazu gehört, die Scheiben zu säubern und - ganz wichtig! - Feuchtigkeit unter den Fußmatten zu beseitigen. Damit man nicht unnötig Kraftstoff durch überflüssigen Ballast verbraucht, ist der Kofferraum von Winterutensilien wie Schneeketten, Sandsäcken oder Spaten zu befreien. Auch der Skiträger gehört in die Garage und nicht auf das Dach, wo er den Luftwiderstand und damit auch den Verbrauch erhöht.

Langsam mit den Sommer-Pneus

Nicht zu voreilig sollten laut Deutschem Verkehrs-Sicherheitsrat (DVR) in Bonn die Winterreifen in die Sommerpause geschickt werden. Denn auch im März könne es immer noch Frost oder späte Wintereinbrüche geben. Und Winterreifen sind den Sommer-Pneus bei Temperaturen unter plus sieben Grad Celsius grundsätzlich überlegen - nicht nur auf Schnee und Eis. Besonders machen sich die Vorteile der wintertauglichen Profile bei Kurvenfahrten, dem Bremsen und dem Anfahren bemerkbar.

Ist dann doch die Pausenzeit für die Winterreifen gekommen, sind sie nach DVR-Angaben an einem trockenen und schattigen Ort am besten aufgehoben. Sind die Reifen auf der Felge montiert, werden sie am besten auf einer Palette liegend oder hängend aufbewahrt. Der Luftdruck ist während der Lagerzeit um etwa 0,5 bar zu erhöhen.

© sueddeutsche.de / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: