Land Rover wird umweltfreundlich:Stadt, Land, Strom

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Land Rover rüstet für die Zukunft: In London präsentieren die Briten einen Freelander mit Diesel-Hybrid samt elektrisch angetriebener Hinterachse.

Sebastian Viehmann

Land Rover hat eigentlich keinen Grund zur Klage. 226.395 Autos verkauften die Offroad-Experten im vergangenen Jahr rund um den Globus - ein Plus von 17,6% und der dritte Absatzrekord hintereinander. Aufstrebende Märkte wie Russland und China verzeichnen dreistellige Wachstumsraten. Dennoch muss sich ein Hersteller, der ausschließlich schwere Geländewagen produziert, in besonderem Maße den steigenden Spritpreisen und immer schärferen Abgasrichtlinien stellen. "Statt auf großvolumige Benzinmotoren setzen wir verstärkt auf Dieselaggregate und Hybridantrieb", sagt Land Rover-Sprecher Paul Entwistle.

Bislang habe man mit Hybridtechnik aber keine 100%-ige Geländegängigkeit garantieren können. Nun hoffen die Briten, die Lösung gefunden zu haben. Das Hybridsystem besteht aus einem Dieselmotor, einer elektrisch angetriebenen Hinterachse und einem integrierten Kurbelwellen-Startergenerator, der auch eine Sprit sparende Start-Stopp-Automatik ermöglicht. Als Kraftquelle dient eine Lithium-Ionen-Batterie unter dem Kofferraumboden. Der Prototyp des Antriebs wurde in einen Freelander eingebaut und ist Land Rovers Star auf der London Motor Show.

Die Technik wurde in einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Land Rover und dem "Energy Saving Trust" der britischen Regierung entwickelt. Die Ingenieure haben sich für einen Parallel-Hybrid entschieden. Das heißt, dass Elektro- und Dieselmotor entweder kombiniert oder auch getrennt voneinander das Auto antreiben können.

Land Rover verspricht sich von dem System eine Verbrauchsreduzierung zwischen 20 und 30%. Der Hinterachs-Elektroantrieb (abgekürzt ERAD - Electric Rear Axle Drive) besteht im Wesentlichen aus einem 288-Volt-Motor mit einer Dauerleistung von 25 Kilowatt und möglichen Leistungsspitzen bis zu 35 Kilowatt. Sofort beim Start des Motors liegt das maximale Drehmoment von 200 Newtonmetern an.

Gerade bei Fahrten im Gelände wird schließlich die hohe Leistung bei niedrigem Tempo verlangt. Die Kraft des Elektromotors gelangt über ein Untersetzungsgetriebe mit einem Verhältnis von 8:1 und ein Planetengetriebe an die Hinterräder. Eine Haldex-Kupplung innerhalb des ERAD-Systems erlaubt es, den Dieselmotor von der Hinterachse abzukoppeln, so dass über die Kardanwelle nur noch die Vorderräder angetrieben werden. Bleibt die Haldex-Kupplung im reinen Elektroantriebs-Modus geschlossen, dient der Elektromotor als Offroad-Kraftquelle für alle vier Räder. Die Kühlung übernimmt ein Hochdruck-Ölsystem, gespeist von einer separaten Elektropumpe.

Eine traditionelle Stärke des Land Rover-Allradantriebs ist das "Terrain-Response"-System, mit dem der Fahrer den Allradantrieb per Knopfdruck an unterschiedliche Geländebeschaffenheiten anpassen kann. Diese Variabilität soll auch beim Diesel-Hybrid erhalten bleiben. So übernimmt im Dynamic-Modus bei ruhigem Verkehr der Dieselmotor den Antrieb, und zwar allein auf die Hinterräder. Beim Überholen hilft der Elektromotor mit, um maximale Leistung zu erzeugen. Beim Anfahren im Modus "Gras/Schotter/Schnee" dagegen wird der Diesel nur bei Bedarf zugeschaltet, während im Normalfall allein der Elektromotor den Antrieb übernimmt.

Meilenstein in der Geschichte

Das "Sand"-Programm wurde für energiefressende Untergründe wie lockeren Sand entwickelt. Hier kommt der Dieselmotor zum Einsatz und erhält zusätzlich Unterstützung vom Elektromotor. In der Standardeinstellung "Eco" wechselt der Antrieb je nach Fahrsituation zwischen Elektro- und Dieselmotor. Im Stadtverkehr wäre somit je nach Ladezustand der Batterie ein rein elektrisches Fahren mit Hinterradantrieb möglich. Die Hybridantriebstechnik wurde bislang im Freelander erprobt, ist aber modular aufgebaut und soll mit vielen Modellen und Antrieben aus dem Land Rover-Programm kombinierbar sein. "Der ERAD-Hybridantrieb bedeutet einen Meilenstein in der Geschichte von Land Rover, denn damit nehmen visionäre Technikstudien den Weg in die automobile Realität", sagt Markenchef Phil Popham.

Vager Zeitplan

Weitere Technologien zur Verbrauchsreduzierung seien in Vorbereitung - für die Serieneinführung lässt Land Rover allerdings nur den vagen Zeitplan "innerhalb der nächsten zehn Jahre" verlauten. Den ziemlich bescheidenen Anfang macht 2009 eine Start-Stopp-Automatik beim Freelander mit Dieselmotor und Handschaltung. Hybridantrieb und eine "besonders ausgeprägte Leichtbauweise" sollen folgen, versprechen die Briten.

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