Land Rover Discovery:Bundesgrenzschutz als Vorreiter

Lesezeit: 2 min

Der geländegängige Fünftürer bekommt nun einen zivilisierten Turbodiesel unter die Haube

(SZ vom 20.01.1999) Wenn ein Produkt länger mehr oder minder unverändert auf dem Markt bleibt, kann das mehrere Gründe haben. Der positivste ist sicherlich, wenn sich das Konzept so gut bewährt, daß eskeiner Verbesserung bedarf. Eine andere Möglichkeit ist, daß der Hersteller weder Ideen noch Geld hat, um sein Produkt wesentlich zu modernisieren.

Beim Land Rover Discovery tritt ohne Zweifel der erste Fall ein, denn der geländetaugliche Fünftürer ist seit nunmehr neun Jahren beinahe unverändert ein fester, von den deutschen Kunden geschätzter Bestandteil in der immer größer werdenden Auswahl an geländegängigen, vierradgetriebenen Fahrzeugen.

Klassisch, aber nicht zu kantig

Nun fanden es die Engländer angemessen, den Discovery in einer überarbeiteten Version auf die Straße zu stellen. Vorneweg sei schon einmal gesagt, daß sich Rover erfreulicherweise beim Ändern der klassischen, nicht zu kantigen Karosserie sehr zurückgehalten hat. Daß die Karosserie um 15 Zentimeter länger und wenige Zentimeter breiter geworden ist, fällt kaum ins Auge, da müßte man schon den Meterstab als Beweis anlegen. Viel wichtiger ist Rover die technische Überarbeitung, die der Discovery erlebt hat. Zum bereits bekannten 4,0-Liter-V8-Triebwerk gesellt sich nämlich nun ein Turbodieseldirekteinspritzer mit Pumpe-Düse-Technik dazu. Somit ist der Land Rover Discovery der erste Geländewagen mit einem derartigen Aggregat unter der Haube.

Nageln gehört einfach dazu

Der Fünfzylindermotor schöpft seine Kraft von 102 kW (139 PS) aus einem Hubraum von 2,5 Litern. Dabei vermittelt der sogenannte Td5 durchaus den typischen Eindruck eines Diesels - Nageln beim Kaltstart gehört einfach dazu. Allerdings zeigt er sich nach einer gewissen Anlaufphase als zivilisierter Patron, denn die Motorgeräusche treten in den Hintergrund, und auch bei der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 157 km/h können die Passagiere noch gepflegte Gespräche führen.

Neben der Einführung eines neuen Motors hat Rover vor allem am Fahrwerk Neuerungen vorgenommen. Die Briten schaffen es, die bereits endlos scheinende Liste von Abkürzungen für technische Raffinessen im Automobilbau noch zu erweitern. Da sei zum einen ACE (Active Cornering Enhacement) genannt - eine Stabilitätskontrolle, die die Seitenneigung des Wagens etwa bei vehementer Kurvenfahrt reduziert. Dem steht SLS (Self-Levelling Suspension), der luftgefederten Hinterachse mit automatischer Niveauregelung, in nichts nach.

Dabei geben sich die elektronisch gesteuerte Traktionskontrolle ETC (Electronic Traction Control) und die Bergabfahr-Hilfe HDC (Hill Descent Control) auch nicht mehr viel. HDC bringt allerdings nur den Discovery-Besitzern etwas, die ihren 61 500 Mark teuren Td5 im Gelände bewegen. Alle Komponenten haben aber gemein, daß sie die Sicherheit beim Fahren verbessern und Fehler des Lenkers nonchalant ausgleichen.

Schwieriger Einstieg im Fond

Unabhängig davon, ob neue Discovery-Kunden all die technischen Kürzel auswendig wissen, sie können sich sicher sein, daß der Offroader im Innenraum auch Neues bietet. Im Kofferraum gehören nämlich nun zwei zur Seite geklappte Sitze zur Serienausstattung, die nach Bedarf in Fahrtrichtung ausgeklappt werden können. Die Sitzhöhe ist für Kinder völlig ausreichend und für Erwachsenen auf kürzeren Strecken zumutbar. Da auch hinten die Sicherheit vorgeht, können vom Autohimmel Kopfstützen heruntergeklappt werden. Ein Wort zum Platz in der zweiten Reihe. Bein- und Kopffreiheit sind gut bemessen, allerdings bleibt es ein Rätsel, warum der Öffnungswinkel der hinteren Türen so klein ist, daß selbst schlanke Menschen nicht ein- oder aussteigen können, ohne die Karosserie rundherum mit der Kleidung blank zu polieren. Ein paar Zentimeter mehr hätten dort wirklich gut getan.

Davon abgesehen ist aber die zweite Generation des Land Rover Discovery die konsequente Weiterführung eines bewährten Konzepts, was Rover hoffen läßt, daß sich heuer mindestens 2500 Menschen dafür entscheiden, einen Kaufvertrag für den Discovery zu unterschreiben. Dabei hoffen die Engländer auf die Vorbildwirkung, denn der deutsche Bundesgrenzschutz hat 350 neue Discovery geordert, die für die Grenzschützer im bekannten Uni-Grün lackiert werden. Ob der Bundesgrenzschutz für jeden fünftürigen Td5 61 500 Mark und für den V8i 63 500 Mark zahlte, ist nicht bekannt geworden.

Von Marion Zellner

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: