Lancia Delta 2.0 16v LS:Auf den Spuren des Alfasud

Lesezeit: 2 min

Ein kräftiger Motor mit einem zu hohen Benzinverbrauch

(SZ vom 05.01.1994) Man soll - so sagt der Volksmund - Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Dennoch fiel uns beim Anblick des neuen Lancia Delta weniger dessen kantiger Vorgänger ein, sondern ein Auto, das in den 70ern Furore machte: der Alfasud. Von der Optik her steht der Delta eindeutig in der Tradition des Sud, der mit seinem Auspuffsound positive und mit seiner Rostanfälligkeit negative Schlagzeilen machte - wobei besonders die rundliche Heckpartie des Delta Assoziationen an vergangene Designzeiten hervorruft. Doch unter dem gemeinsamen Dach von Mama Fiat sollten alte Rivaltiäten zwischen diesen beiden Marken vergessen sein, eine engere Kooperation und die gemeinsame Nutzung von Komponenten wie Motoren helfen stattdessen, kostengünstig zu produzieren.

Und diese Kosteneinsparungen sollen dann wohl zur Ankurbelung des Geschäfts an die geschätzte Kundschaft weitergegeben werden, denn der Delta 2.0 16v LS, mit dem wir uns etwas näher beschäftigten, ist mit seinem Preis von 35 500 Mark zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber immer noch wohlfeil, wenn man die Motorisierung und die Ausstattung bedenkt. Der Innenraum stellt ein hochwertiges, liebevoll zusammengefügtes Ambiente dar: Die Holzeinlagen in den Türen und im Armaturenbrett (keine Tropenhölzer!) sind sorgsam eingefügt, die hochwertige Verkleidung des Dachhimmels hat mit dem Plastikgeruch verströmenden Innenraum mancher Autos nichts gemein. Die Instrumentierung ist eigentlich schon überkomplett mit ihren vielen kleinen Rundinstrumenten. Wenn der Fahrer schon alles im Blick haben soll, hätten wir gerne auf das Voltmeter zugunsten einer Öldruckanzeige verzichtet. Zum serienmäßigen Ausstattungsumfang gehören elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Airbag und ABS - was in dieser Klasse leider noch nicht überall selbstverständlich ist.

Angetrieben wird dieser Delta von einem 2,0-Liter-Motor mit 16-Ventil-Technik, der 102 kW (139 PS) leistet. Der Vierzylinder geht mit dem für Lancia typischen Biß an die Arbeit und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 206 km/h. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h kann in 9,6 Sekunden vollzogen werden. Der Drittelmix-Verbrauch beträgt auf 100 Kilometer 9,2 Liter, in der Praxis pendelt er zwischen elf und dreizehn Litern - das ist eindeutig zu viel.

Wenn der Motor einmal ernsthaft gefordert werden sollte, wird ein typischer Nachteil der 16-Ventil-Technik deutlich: Um ein ordentliches Durchzugsvermögen aufzubauen, sind hohe Drehzahlen notwendig. Dazu muß häufig geschaltet werden - was mit der zwar leichtgängigen, aber relativ unpräzisen Schaltung nicht immer eine reine Freude ist. Der Innenraum des 4,01 Meter langen Delta ist auf langer Fahrt sicher nur für vier Erwachsene kommod. Der Kofferraum erwies sich als geräumig genug, um auch den allwöchentlichen Großeinkauf aufnehmen zu können. Zuvor muß allerdings Schwerstarbeit geleistet werden, denn zumindest bei dem uns zur Verfügung stehenden Delta ließ sich die Kofferraumklappe nur unter dem Einsatz äußerster Körperkräfte nach oben wuchten.

Von Otto Fritscher

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: