Lancia Dedra Station Wagon:Die Deutschen kaufen anders ein

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Der Kombi ist ein praktisches Auto, das auch gut aussieht

(SZ vom 15.11.1994) Kombis erfreuen sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit: Nicht nur, weil sie einfach praktisch sind, sondern auch, weil sie als trendy für die Freizeitgeneration gelten. Besonders bezieht sich diese Feststellung auf die nobleren Varianten, die schon von ihrer Erscheinung her mehr darstellen wollen als reine Arbeitsgefährte. In dieses Segment zielt Lancia mit der neuen Kombi-Variante des Dedra, die - internationalen Gepflogenheiten folgend - Station Wagon genannt wird. Dabei war es gar nicht so einfach, die italienischen Bosse davon zu überzeugen, daß es für einen von der Limousine abgeleiteten Kombi überhaupt einen Markt gibt, denn auf dem Stiefel sind Kombis nicht so gefragt wie bei uns.

Der Grund sind die anderen Einkaufsgewohnheiten: In Italien wird vieles täglich frisch eingekauft, die paar Tüten passen locker auf den Rücksitz oder in den Kofferraum. Bei uns fahren viele samstags zum Supermarkt auf der grünen Wiese, stapeln die Einkaufswagen voll - und danach das Gepäckabteil ihres Kombis. Eine italienische Delegation überzeugte sich bei einem Besuch in der deutschen Fiat-Zentrale persönlich von diesem Einkaufsverhalten.

Das Basismodell der Dedra Station- Baureihe ist der 1.6 LE, der 30 650 Mark kostet und von einem 1,6-Liter-Motor mit 66 kW (90 PS) angetrieben wird. Sein Anteil innerhalb der Baureihe soll bei 30 Prozent liegen, gefolgt vom gleich stark motorisierten Turbodiesel, der 36 850 kostet. Der 1,6-Liter stand für erste kurze Fahrten noch nicht zur Verfügung. Zehn PS mehr, nämlich 100 PS oder 74 kW, leistet der 1.8 LE, der 31 450 Mark kostet. Damit ist man ausreichend motorisiert, um auch zügig unterwegs sein zu können. Einzige Macke dieses Triebwerks: Von 5000/min an wird es unangenehm laut. Die Verbrauchwerte im Drittelmix betragen für den 1,6-Liter 7,5, für den 1,8-Liter 8,0 Liter unverbleiten Superkraftstoff auf 100 Kilometer, während der Turbodiesel mit 6,3 Liter bescheidet.

Das Fahrwerk des Dedra ist eine gute Melange aus Komfort und Sportlichkeit. Der Wagen läßt sich auf Autobahnen und Landstraßen problemlos handhaben. Was uns besonders gefällt, ist das Interieur, das sich wohltuend von der - vor allem in japanischen Kombis gepflegten - Nüchternheit abhebt. Einzige Ausnahme: Das Lenkrad scheint etwas zu groß ausgefallen zu sein. Mit Stoffen und Holz können die italienischen Designer aber prima umgehen. Dabei handelt es sich aber gar nicht um Holzfurniere, sondern um Imitate, die mit Hilfe des Cubic Printing Systems hergestellt wurden. Unpraktisch ist hingegen die Entriegelung des Kofferraums von innen: Der Knopf befindet sich im Handschuhfach, 'aus Sicherheitsgründen', wie Lancia betont.

Die Platzverhältnisse sind klassenüblich: Vorne herrscht ausreichend Raum, während es im Fond etwas enger zugeht - etwa wie im Golf Variant. Der Kofferraum faßt knapp 450 Liter und läßt sich auf 1340 Liter erweitern, wenn die Rückbank umgeklappt wird. Damit ist dieser Lancia variabel genug, um die verschiedensten Transportaufgaben lösen zu können - und damit stellt er eine Bereicherung auf dem Kombisektor dar.

Von Otto Fritscher

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