Kommentar:Unter die Räder geraten

Die Zahl der Verkehrstoten sinkt. Erfreulich - aber mit der simplen Einführung eines Tempolimits könnte sie noch weiter gesenkt werden.

Von Joachim Käppner

Das Phänomen ist keineswegs neu: Schon im 18. Jahrhundert war der dahinrasende Wagen eine zu Recht gefürchtete Erscheinung. Der Ausbau der Straßen hatte zu einer so merklichen Beschleunigung des Kutschenverkehrs geführt, dass das Wort "rädern" - bis dahin Synonym für eine perfide Hinrichtungsart - in "Adelungs Wörterbuch" neu definiert wurde als Vorgang, bei dem "man überfahren und von den Rädern eines Wagens zerschmettert wird".

Ein solches Schicksal hat im Jahr 2003, so das Statistische Bundesamt, 6606 Menschen in Deutschland das Leben gekostet - die Bevölkerungszahl einer Kleinstadt. Es gehört zu den Absonderlichkeiten dieses Landes, dass diese Nachricht sogar mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen wird: So wenige Opfer im Straßenverkehr gab es also noch nie.

Das einfachste Mittel

Dass ihre Zahl Jahr für Jahr sinkt, ist vor allem das Ergebnis der vorbildlichen Sicherheitstechnik neuer Autos. Tatsache ist aber auch, dass sich diese Zahl leicht noch weiter reduzieren ließe - freilich nicht durch immer neue Verkehrssicherheitskurse, wie sie der ADAC jetzt vorschlägt. Das einfachste Mittel dazu ist ein Tempolimit.

Die deutsche Autolobby und viele, die das Fahren mit Bleifuß für ein Grundrecht halten, haben kein Argument gegen den schlichten Umstand: Wo eine Höchstgeschwindigkeit gilt, gibt es weniger Unfalltote. Deshalb bleibt nun auf einem großen Stück der Berlin-Hamburger Autobahn ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde bestehen. Wenn das Urteil gegen den Karlsruher Autobahnraser eines gelehrt hat, dann das: Raserei ist kein Kavaliersdelikt. Sie kostet Menschen das Leben, und deshalb gehört sie von vornherein unterbunden.

© SZ vom 25.2.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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