Kilometerrekord:"VW ist für mich erledigt"

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Ein Duisburger fuhr mit seinem Golf mehr als eine Million Kilometer - ohne Austauschmotor. Damit hat er viel Werbung gemacht. Als Gegenleistung wollte er von VW ein neues Auto geschenkt. Kriegt es aber nicht.

Von Martin Kleinwächter

20 Jahre lang waren Hans-Dieter Gehlen (58) aus Duisburg und Volkswagen ein Herz und eine Seele. Gehlen war so zufrieden mit seinem VW Golf I (Baujahr 1983), dass er Ende September 2003, viel beachtet von den Medien, mit erstem Motor die Million Kilometer voll machte.

Hans-Dieter Gehlen in seinem 1.000.000-Kilometer-Golf (Foto: Foto: dpa)

Heute, nach einem halben Jahr, ist Gehlen enttäuscht: "VW ist für mich erledigt." Der Wolfsburger Konzern habe seine Erwartung nicht erfüllt, ihm im Gegenzug für die Aufnahme seines Rekordfahrzeugs in das VW-Museum einen Neuwagen zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht des Konzerns freilich hat Gehlen sich das selbst zuzuschreiben.

"Ich fühle mich gelinkt"

"Ich fühle mich gelinkt", sagt der pensionierte Buchhalter. Zwei Jahre lang habe er für VW die Werbetrommel gerührt, sei mit seinem Golf in etlichen Fernsehsendungen gewesen. Auch zahlreiche Zeitungen hatten darüber berichtet, wie der Vielfahrer (50.000 Kilometer pro Jahr) es geschafft hatte, eine Million Kilometer ohne Austauschmotor zurückzulegen.

Schon früh hatten die Medien - ganz im Sinne Gehlens - spekuliert, zur Belohnung winke womöglich der Tausch gegen einen neuen Golf V.

Am Nachmittag seines Rekordtages, am 29. September, fuhr Gehlen voller Erwartung nach Goslar. Da komme die Weltpresse, habe VW ihm versprochen. "Ich habe dann Vertretern der Lokalpresse dort Rede und Antwort gestanden", erzählt er heute enttäuscht. Als britische Journalisten auf ihrer Rundfahrt mit dem neuen Golf erschienen seien, habe er seinen Wagen aus dem Bild setzen müssen. Eine schlecht gemachte Urkunde habe es gegeben und - als Geschenk - ein Fahr-Spar- Sicherheitstraining. "Für diesen Quatsch wäre ich nicht gekommen", sagt Gehlen.

Ein Angebot, das ihm nicht gut genug war

Nach einem Brief an die Konzernspitze habe es dann ein telefonisches Angebot gegeben. VW wollte den Rekordgolf für 5000 Euro kaufen und ihm 25 Prozent Rabatt auf einen Neuwagen geben. Aber das war Gehlen nicht genug. "Alleine die Fernsehberichte über meinen Wagen ergeben - umgerechnet in Werbeminuten - einen Wert von über 350.000 Euro - Zeitungsartikel nicht mitgerechnet."

Als dann Journalisten über Gehlens Enttäuschung berichteten, habe ihm der Konzern sogar mit rechtlichen Schritten gedroht. Man könne ein höheres Angebot gegenüber den VW-Aktionären nicht vertreten, habe es aus Wolfsburg geheißen.

"Unaufgeforderte Werbeaktion"

"Wir haben Herrn Gehlen ein faires Angebot gemacht", hält VW- Pressesprecher Holger Thurm dagegen. Man müsse bedenken, dass der Duisburger unaufgefordert die Werbeaktion für sich und seinen Rekordwagen gestartet habe. Außerdem sei es kein partnerschaftlicher Stil gewesen, Forderungen über die Presse zu äußern, jedoch niemals konkret schriftlich gegenüber dem Konzern. So habe Gehlen das Angebot am Telefon angenommen, sich dann jedoch nicht mehr gerührt.

Hans-Dieter Gehlen weiß noch nicht, was er mit seinem alten Wagen machen wird. Irgendwann im Frühjahr will er sich davon trennen. Mittlerweile hat er rund 1.035 000 Kilometer zurückgelegt. Was den Nachfolger angeht, so ist er jetzt für alle Marken offen.

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