Jeep Cherokee:Bulliger Amerikaner

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Zwei Aggregate stehen beim Verkaufsstart im April zur Auswahl

(SZ vom 22.02.1997) Beim Thema Geländewagen scheiden sich immer wieder die Geister. Die einen sagen, sie schätzen die hohe Sitzposition - übrigens ein hoher Prozentsatz davon sind Frauen -, die anderen halten die hochbeinigen Vierradgetriebenen für das Überflüssigste auf Deutschlands Straßen. Da im Autogeschäft aber die Individualität mindestens ebenso groß geschrieben wird wie etwa in der Modebranche, gibt es für jeden Geschmack ein passendes Fortbewegungsmittel - für die meisten zumindest. Zumal ein Geländewagen auch auf befestigten Straßen durchaus seine Berechtigung hat - beliebt ist er zur Beispiel bei Menschen, die einen Anhänger mit ihrem Wagen ziehen müssen.

Mit einem Vertreter dieser Nische hatten wir eine erste kurze Begegnung: Den Jeep Cherokee lernten wir in seiner neuen Form - also dem 97er Modell - etwas näher kennen. Von außen hat sich alles in allen nicht viel getan, aber immerhin hat der Geländewagen neu gestaltete Stoßstangen hinten und vorne sowie einen dynamischeren Kühlergrill bekommen. Alles ist halt ein bißchen runder geworden - dem Zeitgeist folgend.

Trotz der leicht ausgestellten Radläufe und manch anderer Rundschleiferei hat der Cherokee beinahe nichts von seiner ursprünglichen Form verloren, die er schon bei seiner Einführung auf dem amerikanischen Markt im Jahre 1983 besessen hat.

Dem Zeitgeist folgend

Moderner ist auch der Innenraum des knapp 1,5 Tonnen schweren Wagens geworden. Die überarbeitete Armaturentafel wirkt mit den analogen Rundinstrumenten aufgeräumt und übersichtlich. Das Lenkrad, ebenso wie die Beifahrerseite serienmäßig mit einem Airbag ausgerüstet, steuert eine nicht zu direkte Lenkung, die dem Dahingleiten nach amerikanischer Manier sehr entgegenkommt. Das Handschuhfach verspricht von außen mehr, als es innen halten kann, was durchaus schade ist, da auch sonst dieser wirklich große Wagen wenig Platz für die alltäglichen Kleinigkeiten hat. Es gibt nämlich auch in den Türen keine Ablagefächer - allerdings kann man die Dosenhalter in der Mittelkonsole ruhig auch mal als Brillen- oder Taschentuchablage zweckentfremden.

Angetrieben wird der Jeep in Deutschland, wo er am 12. April zu den Händlern kommt, von wahlweise zwei verschiednen Motoren. Zum einen gibt es ein 2,5-Liter-Turbodiesel-Aggregat, das mit einer Leistung von 85 kW (115 PS) aufwarten kann. Für den Vierzylinder gibt Chrysler einen Durchschnittsverbrauch von knapp zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer an. Die Charakteristik des Turbodiesels paßt gut zum nicht allzu straff ausgelegten Fahrwerk des Geländewagens - übrigens steht der Vierradantrieb, Command-trac genannt, nicht permanent zur Verfügung, sondern ist zuschaltbar. Kominiert ist diese Motorisierung mit einem Fünggang-Getriebe.

Zuschaltbarer Allradantrieb

Als Alternative kann ein Sechszylinder-Motor mit 4,0 Liter Hubraum gewählt werden. Er überträgt die Kraft von 130 kW (177 PS) auf die Räder. Die Sechszylinderversion gibt es in Deutschland nur in der Kombination mit einer Viergang-Automatik, die mit dem permanenten Allradantrieb Selec-trac. Bei Bedarf kann auf Hinterradantrieb umgeschaltet werden. Die Automatik, die zwar das Schalten auf angenehme, weiche Art für den Fahrer übernimmt, wechselt aber unserem Geschmack nach etwas zu häufig die Gänge. Naturgemäß schluckt der bullige Amerikaner schon etwas mehr Kraftstoff als der kleinere Bruder. Die Werte liegen bei rund 15 Litern bleifreiem Normalbenzin auf 100 Kilometer.

Die Basisversion Sport des Jeep Cherokee umfaßt neben den Sicherheitsfeatures Airbags und ABS unter anderem auch elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Außenspiegel. Für den Vierzylinder gibt es neben der Sport-Version auch den Limited, der zusätzlich noch mit einer Klimaanlage, einer Lederausstattung und elektrisch verstellbarem Fahrersitz aufwarten kann. Die Sechszylinder-Variante gibt es nur in der komfortableren Limited-Ausgabe. Die Preise für den Jeep Cherokee werden bei rund 50 000 Mark für den Turbodiesel beginnen und bei rund 60 000 Mark für den 4,0-Liter liegen.

Der Jeep Cherokee ist ein Geländewagen, der seinen Namen durchaus verdient, denn - wenn man will und kann - bewährt sich der Wagen auch außerhalb befestigter Straßen gut. Dennoch wird er weiterhin ein eher seltener Geselle auf deutschen Straßen sein, aber Chrysler hat sich vorgenommen, im kommenden Jahr immerhin 18 000 Exemplare in Europa zu verkaufen.

Von Marion Zellner

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