Jeep:Amerikanischer Held

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Vom General Purpose Vehicle zum vielseitigen Freizeitauto

(SZ vom 07.03.2001) Ein Unikum wird 60 Jahre alt: Seit 1941 wird der Jeep gebaut, heute prinzipiell gleich wie damals. Er ist der Ur-Off-Roader schlechthin und prägte ganze Generationen von Geländewagen. Amerikanische Militärs erarbeiteten 1938 einen Kriterienkatalog für ein Allzweckfahrzeug und verschickten ihn an 135 potenzielle Hersteller. Drei Antworten kamen: von Ford, Willys-Overland und Bantam.

Das Verteidigungsministerium hatte es eilig. Am flinksten war Bantam und erhielt den Erstauftrag für 70 Fahrzeuge. Ford und Willys konnten diesem Tempo nicht folgen. Doch der Erkorene überzeugte nicht bei den Tests, also waren Ford und Willys wieder im Rennen. Sie nahmen sich den Bantam zum Vorbild und präsentierten ihrerseits Vorschläge. Monate später kamen deren Prototypen, dem Bantam zum Verwechseln ähnlich, aber ausgereifter. Nach einem Großversuch und einem Dumping-Preisangebot von Willys erhielt die Firma aus Toledo/Ohio den Zuschlag für das General Purpose Vehicle, kurz GP. GP spricht sich englisch Dschie-Pie - daraus machten US-Soldaten den Jeep.

Es gibt noch eine weitere Anekdote zur Namensfindung. Eine Comic-Figur namens Eugene the Jeep tauchte ab 1936 in den Popeye-Cartoons auf. Eugene hatte übermenschliche Fähigkeiten, die amerikanische Soldaten auf den neuen Allzweckwagen übertrugen. Sicher ist jedoch, dass der Name Jeep erstmals am 20. Februar 1941 in einem Artikel der Washington Daily News erschien. Unter der Überschrift "Jeep creeps up Capitol steps" beschreibt ein Journalist seine Eindrücke von der Präsentation des Off-Roaders in Washington.

Im Juli 1941 erhielt Willys den Zuschlag zum Bau von 16 000 Jeeps, hatte aber nicht genügend Produktionskapazitäten und musste sich die Fabrikation mit Ford teilen. Schon kurz nach Kriegsende erschien der zivile Jeep als CJ für Civilian Jeep. Der kleine, leichte Vierradler wird bis heute in Toledo gebaut, wenngleich Willys lange nicht mehr existiert. Zunächst wurde Willys von der Firma Kaiser Frazer übernommen, die damit das Geschäft ihres Lebens machte. Denn kurz vor der Übernahme brach im Herbst 1950 der Korea-Krieg aus und das Verteidigungsministerium bestellte Jeeps en masse.

Nach Kriegsende reduzierte sich das Interesse wieder und Kaiser dümpelte dahin. 1970 kaufte AMC, die American Motors Corporation, Kaiser auf. Doch AMC war nicht finanzstark. Jeep ging 1983 an Renault und vier Jahre später an Chrysler. 1998 fusionierten dann Daimler-Benz und Chrysler zum transatlantischen Riesen.

Trotz dieser wechselvollen Geschichte blieb sich der Jeep treu, von den Kriegsvarianten und ihren zivilen Abkommen bis zum heutigen Jeep Wrangler. Die offene Karosserie war immer auf ein Kastenrahmenchassis geschraubt, die Achsen hingen an knallharten Blattfedern, lediglich die ursprünglich kleinen Motoren wurden immer großvolumiger. 1996 löste der rundum erneuerte Typ TJ mit Schraubenfedern den YJ mit dem Blattfeder-Fahrwerk ab und mit den runden Scheinwerfern erinnert er wieder an die Jeeps der ersten Tage.

Von Alexander Storz

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