Isuzu Trooper:Willkommen zurück

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Offroader hat sich erfolgreich allen modischen Trends widersetzt

(SZ vom 20.05.2000) Diese Entscheidung hat die Herzen seiner Fans im Sturm erobert: Der Trooper, jener schneidige Geländewagen von Isuzu, ist seit Februar wieder auf dem deutschen Markt angetreten. Vor Jahresfrist hatte er sich bei uns vom Dienst abgemeldet, bis jetzt die Schweizer Emil-Frey-Gruppe als Tochterunternehmen die Deutsche Isuzu Vertriebs GmbH neu gegründet hat. Der Trooper erkämpfte sich seit 1983, als er in Deutschland erstmals angeboten wurde, eine treue Anhängerschar: Immerhin ziehen heute noch 27 000 dieser Geländewagen-Urgesteine ihre Bahnen über Autobahn, Landstraßen, Wald- und Feldwege.

Kein Feinschliff wie ein Diamant

Wobei ziehen durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn der Trooper erfreut sich gerade als Zugpferd besonderer Beliebtheit. Diese Stärke hat auch die neueste Generation, Trooper 2000 genannt, behalten: Er darf bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast an den Haken nehmen. Auch sonst ist sich der alte Neue in vielen Eigenschaften treu geblieben: Er ist nach wie vor ein Schwergewicht, die kurze Version mit drei Türen bringt zwei Tonnen auf die Waage, der Lange mit fünf Türen noch 200 Kilogramm mehr. Doch trotz aerodynamischen Feinschliffs - der neue Trooper ist nicht mehr ganz so kantig wie seine Vorgänger - wirkt er im Vergleich zu einem Pkw immer noch so wenig filigran wie ein Ziegelstein zu einem Diamanten.

Das Gewicht und die hohe Karosserie, die dem Gegenwind beinahe so viel Angriffsfläche bietet wie eine Plakatwand, führen auch zu einem erhöhten Durst. Der V6, der aus seinen 3,5 Litern Hubraum locker 158 kW (215 PS) schüttelt, "begnügt sich", so Isuzu, mit durchschnittlich 15,0 Liter Normalbenzin auf 100 Kilometer. Im Alltagsverkehr dürfte sich der so motorisierte Trooper noch einige Schlückchen mehr gönnen.

Von Genügsamkeit sollte man in diesem Zusammenhang nicht reden - schließlich ist Trunksucht im Dienst kein Kavaliersdelikt. Doch der V6 hat gottlob noch einen Diesel-Bruder, der aus vier Zylindern und drei Litern Hubraum zwar nur 117 kW (169 PS) mobilisiert, der aber mit durchschnittlichen Praxis-Verbrauchswerten von etwa zwölf Litern (Isuzu gibt 10,9 Liter als Normverbrauch an) nicht gleich zum Liebling aller Tankwarte wird.

Nichts geändert haben die Japaner am traditionellen Aufbau des Trooper: Vorne gibt es Einzelradaufhängung, eine starre Achse verbindet die beiden Hinterräder und auf einem Leiterrahmen sitzt die 4,37 Meter (Dreitürer) oder 4,80 Meter (Fünftürer) lange Karosserie auf. Die hohe Sitzposition verschafft dem General am Steuer eine hervorragende Übersicht über die Autobahn, doch spontane Überhol-Attacken sollte er sich überlegen: Die von uns gefahrene Dieselvariante hatte jenseits von 130 km/h die Spontaneität einer Armee-Verwaltung und musste durch nachdrücklichen Marschbefehl an den rechten Fuß ("Rauf aufs Gas!") auf Trab bis maximal 160 km/h gebracht werden.

Dafür lässt sich der Diesel so schnell durch nichts aus der Ruhe bringen: Lange Steigungen durchmisst er mit stoischem Gleichmut und beim Aufgalopp an der Ampel macht sich das bärenstarke Drehmoment von rund 300 Nm, das schon bei niedrigen Drehzahlen bereit steht, positiv bemerkbar. Akustisch nagelt der Common-Rail-Diesel - im Leerlauf im Takt eines Dickschiffs - beruhigend vor sich hin. Zu wünschen lässt dafür - besonders im Stadtverkehr - die Wendigkeit übrig. Beim Einparken in enge Lücken macht sich unliebsam bemerkbar, dass man mit schwerem Gerät unterwegs ist. Das Fahrverhalten des Trooper darf insgesamt als gutmütig bezeichnet werden, nur in schneller gefahrenen Autobahnkurven lässt die Seitenneigung der Karosserie manchmal ein flaues Gefühl in der Magengegend aufkommen. Der Komfort an Bord ist in Ordnung, nur auf schlechten Landstraßen ähnelt er dem eines Feldbettes.

Dafür hat der Trooper Platz für jede Menge Marschgepäck: Egal, ob in einem Baumarkt ein Hochdruckreiniger gekauft werden soll oder das Familiengepäck samt dem der Schwiegermutter transportiert werden muss - es passen schier unendliche Mengen hinein. Das Ladevolumen des Langen umfasst bei normaler Rückbankposition fast 1200 Liter; wird umgeklappt, steigt es auf 2750 Liter. Die erlaubte Zuladung beträgt bis zu 765 Kilogramm.

Seitenairbags noch nicht lieferbar

So bleibt genügend Raum für eine komplette Ausstattung, die beim bis zu 100 km/h während der Fahrt zuschaltbaren Allradantrieb beginnt und bei den einklappbaren Außenspiegeln endet. Es ist alles an Bord, was das Fahren angenehm macht: Klimaautomatik, elektrische Fensterheber rundum, viele Ablagefächer und Lesespots. In punkto Sicherheit täte dem Trooper aber eine Nachrüstung gut: Zwar sind ABS und zwei Frontairbags vorhanden, aber Seitenairbags sind nicht lieferbar.

Der von uns gefahrene Trooper 3. 0 DTI kostet 71 895 Mark, dazu kommen 450 Mark für ein Radio und 178 Mark für Fußmatten. Das ist nicht wenig, aber ein konkurrenzfähiger Preis, der erwarten lässt, dass der Trooper seine Mission ("Erobere einen festen Platz auf dem Geländewagenmarkt!") erfüllen wird.

Von Otto Fritscher

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