IAA- Interview:"Mobilität muss zu bezahlen sein"

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Bernd Gottschalk ist Präsident des Verbands der Deutschen Automobilindustrie. Jörg Reichle sprach mit ihm vor der IAA-Eröffnung.

SZ: Die IAA wird von Mal zu Mal größer. Was ist ihr Erfolgsrezept?

Bernd Gottschalk (Foto: N/A)

Bernd Gottschalk: Das Erfolgsrezept der IAA besteht darin, dass die Besucher hier nicht nur die neuesten Fahrzeuge hautnah betrachten können, sondern dass die Messe vor allem ein spannender Treffpunkt für Hersteller und Zulieferer ist - ein Marktplatz der Informationen. Nirgendwo sonst kann man sich so umfassend über neueste Trends in der Welt des Automobils informieren.

SZ: Was ist das große Thema auf der Messe 2001?

Gottschalk: Der Besucher wird erkennen, dass die IAA die gesamte Vielfalt der automobilen Welt auffächert: Das reicht von Technik- und Designtrends der neuen Produkte bis hin zur Standortbestimmung über Zukunftslösungen wie Wasserstoffantrieb oder Brennstoffzelle. Wichtig bleiben die Kraftstoffverbrauchs- und Emissionsreduzierungen.

SZ: Welche technischen Entwicklungen stehen im Mittelpunkt?

Gottschalk: Erstens die beeindruckende Dieseltechnologie. In Deutschland ist jedes dritte Neufahrzeug heute ein Diesel-Pkw. Zweitens nimmt die Elektronik im Fahrzeug einen immer größeren Raum ein. Ihr Wertschöpfungsanteil an den Herstellkosten pro Fahrzeug liegt heute bereits bei 22 Prozent, eine weitere Steigerung auf 30 Prozent lässt sich sicher prognostizieren.

SZ: Die Lage auf dem Automarkt in Deutschland ist mau. Erwarten Sie von der IAA Impulse fürs Geschäft?

Gottschalk: Das Auslandsgeschäft brummt nach wie vor. Im Inland haben die deutschen Hersteller im Jahresverlauf ein leichtes Plus erzielen können. Dieses Ergebnis ist nicht ganz befriedigend, aber auch nicht so schlecht, wie die August-Zahlen zeigen. Während die Automobilpreise nahezu konstant geblieben sind, wirken sich vor allem die gestiegenen Kraftstoffpreise sowie die Erhöhungen bei der Kraftfahrzeugsteuer, der Ökosteuer und der Kfz-Versicherung aus. Der Autofahrer zahlt heute rund 1.000 Mark pro Jahr mehr als vor zwei Jahren für seine individuelle Mobilität. Hier ist die Schmerzgrenze erreicht. Von der IAA erwarten wir psychologisch positive Impulse.

SZ: Gerhard Schröder eröffnet am Donnerstag die Messe. Was wünschen Sie sich vom "Auto-Kanzler"?

Gottschalk: Wir hoffen, dass sich der Bundeskanzler angesichts der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung dieser Branche erneut klar dafür ausspricht, dass Mobilität bezahlbar bleiben muss. Zweitens sollte von den Steuern und Abgaben, die der Autofahrer bereits heute trägt, ein erheblich größerer Teil in die Infrastruktur des Straßenverkehrs fließen. Und wir erwarten, dass die großen Fortschritte im Bereich der Dieseltechnologie nicht klein geredet werden.

SZ: Es gibt Pläne, die IAA nach Berlin zu verlegen. Wie ist der Stand?

Gottschalk: Wir haben uns mit der Stadt geeinigt, dass die IAA Pkw auch 2003 und 2005 in Frankfurt stattfinden werden. Danach sehen wir weiter.

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