IAA:Die jungen Tiger kommen

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In Frankfurt stellen in diesem Jahr erstmals drei Autohersteller aus China ihre Produkte aus.

Von Michael Kuntz

Bei der seit 1897 alle zwei Jahre stattfindenden IAA stellen in diesem Jahr erstmals drei Autohersteller aus China ihre Fahrzeuge aus. Der Importeur Landwind Europe zeigt seinen mittelgroßen Freizeitwagen Jiangling Landwind SUV, der seit einem Monat in den Niederlanden erhältlich ist und der während der Automobilmesse auch auf den deutschen Markt kommen soll.

Der Brilliance Zhongua (Foto: Foto: pressinform)

Geely Motors, einer der so genannten ¸¸Jungen Tiger" aus China, bringt fünf Modelle, darunter einen Sportwagen.

Der Importeur Euro Motors stellt die Zonghua-Limousine aus. Das Mittelklasse-Auto wird vom BMW-Partner in China Brilliance Jinbei Automobile Co. hergestellt und für 18.000 Euro angeboten.

Guter Leumund

61,3 Prozent der deutschen Autokäufer glauben, dass chinesische Autohersteller in der Lage sind, konkurrenzfähige Fahrzeuge herzustellen, ergab eine Umfrage des Nürnberger Marktforschungsunternehmens Puls. 26 Prozent können sich vorstellen, ein Auto aus chinesischer Produktion zu kaufen. ¸¸Die Ergebnisse der Befragung sind verblüffend positiv und lassen erwarten, dass sich die Konkurrenzsituation auf den europäischen Automärkten in Zukunft noch weiter verschärfen wird", sagt Puls-Geschäftsführer Konrad Weßner.

Der Umfrage zufolge sind 46 Prozent der Käufer japanischer Autos wie Toyota und Honda bereit, auf ein chinesisches Modell umzusteigen. Nur 16,7 Prozent der Fahrer deutscher Premiummarken wie Mercedes, BMW und Audi halten dies für möglich.

"Blauäugige Einstellung"

Bei den in dieser Woche in Frankfurt zu sehenden chinesischen Autos ¸¸entspricht die Qualität eher einem südländischen Fahrzeug von vor zehn oder fünfzehn Jahren", findet Harald Leschke, Direktor Zukunftsdesign bei DaimlerChrysler. Das dürfte aber in fünf Jahren ganz anders sein, glaubt er. Dies werde dann auch die europäische Autoindustrie zu spüren bekommen.

¸¸Mich wundert immer, dass etwa amerikanische Hersteller ernsthaft glauben, sie könnten in China ihre Autos verkaufen, ohne dass die Chinesen mit ihren Fahrzeugen irgendwann auch den amerikanischen Markt überschwemmen", sagte der DaimlerChrysler-Designer der Fachzeitschrift Automobil-Produktion. Für Leschke ist dies ¸¸eine sehr blauäugige Einstellung".

Der chinesische Hersteller mit den ambitioniertesten Exportplänen für Europa bleibt in Frankfurt diesmal noch unsichtbar. Die Chery Automobile Co. plant den Absatz von 250.000 Autos pro Jahr, kündigten Chery-Manager bei der Auto-Show in Schanghai im April an. Das wären ungefähr so viele Fahrzeuge, wie in Europa zur Zeit in einem Quartal insgesamt abgesetzt werden.

Chery entwickelt Personenautos und Motoren mit Hilfe von Bertone sowie Pininfarina in Italien und der österreichischen AVL. Verkaufsbeginn soll im Jahr 2007 sein. Die Europäer haben also noch etwas Zeit, und bei der nächsten IAA in Frankfurt ist Chery ganz sicher dabei.

Deutsche tun sich schwerer

Umgekehrt tun sich die deutschen Hersteller zur Zeit schwer auf dem chinesischen Absatzmarkt, obwohl sie dort teilweise seit Jahrzehnten tätig sind. So machte Volkswagen dort zuletzt einen kleinen Verlust, zeigte sich aber jetzt optimistisch, dass dieses Jahr positiv abgeschlossen werden kann. Volkswagen stattete lange Zeit die Funktionärs-Elite der Volksrepublik mit Chauffeur-Fahrzeugen aus. Noch vor fünf Jahren fuhren auf Chinas Straßen zu 70 Prozent Dienstwagen, darunter auch größere Modelle von Volkswagen wie Passat oder Santana.

Zwanzig Prozent der Fahrzeuge auf den Straßen waren Taxen, und nur jedes zehnte Auto gehörte einer Privatperson. Dies hat sich seit 2000 deutlich gewandelt. Kleinwagen prägen heute das Straßenbild in China. Sie aber sind die Domäne der Autohersteller aus Japan - und einheimischer Marken.

© SZ vom 12. 9. 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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