Hyundai S-Coupé:Wo sind sie nur geblieben?

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Die Koreaner nutzen erfolgreich die Lücken, die die Europäer verschlafen haben

(SZ vom 05.12.1992) Wo sind sie nur geblieben? Die kleinen Coupés vom Schlage eines Fiat 850, eines Karmann-Ghia oder einer Renault Floride? Sie sind vom Erdboden verschwunden und auf Schrotthalden verrostet, nachdem ein paar europäische Automanager beschlossen hatten, daß sich die Käufer nur noch große (und profitablere) Fahrzeuge in die Garage stellen sollen. Und wie nicht anders zu erwarten, erkannten zuerst die Japaner, daß hier neue Marktlücken zu besetzen waren - wobei der Nissan 100 NX oder der Honda CRX schöne Beispiele für diese Erkenntnis sind.

Hyundai, der Newcomer des Jahres auf dem deutschen Automarkt, ließ sich diese Lücke nicht zweimal zeigen: Mit dem S-Coupé geht man eine nach etwas Besonderem lechzende Käuferschicht noch direkter - sprich: preisgünstiger - an. Allerdings lief der Verkauf des 'alten' Modells nicht so großartig an, zu hausbacken war die Optik, zu schlicht die Technik. Aber mit diesem Modell hatten die Mannen aus dem fernen Korea gleich ihre erste Lektion gelernt: Der günstige Preis alleine genügt nicht - der Wagen muß auch etwas schnuckelig aussehen.

Und so ist nun die zweite (überarbeitete) S-Coupé-Generation auch attraktiver geworden (wenn man einmal von der etwas gewöhnungsbedürftigen Heckpartie mit dem aufgesetzten Spoiler absieht) - und damit die Ziehväter von Mitsubishi auch lernen, daß die Koreaner zu den lernfähigsten Ingenieuren schlechthin gehören, haben die Hyundai-Techniker dem S-Coupé auch gleich einen eigenen Motor verpaßt, der mit seiner Bezeichnung Alpha auch klar zu erkennen gibt, daß dies nur der Anfang ist, dem bald die nächsten Motorengenerationen folgen werden.

Der Alpha-Motor verfügt über 12 Ventile und einen Hubraum von 1,5 Litern, und er leistet als Saugmotor 65 kW (88 PS), während die stärkere Turbo-Version 85 kW (115 PS) an die Vorderräder liefert. Die Verbrauchswerte sind moderat: Zwischen acht und zehn Litern bleifreien Normalbenzins fließen hier auf 100 Kilometern aus dem Tank.

Natürlich bereitet besonders die Turbo- Version - die immerhin 195 km/h erreicht - viel Fahrfreude. Für den normalen Alltagsverkehr genügt jedoch die 180 km/h schnelle 88-PS-Variante allemal, zumal der stärkere Bruder auch über ein relativ straffes Fahrwerk verfügt, das die Insassen stets über den jeweiligen Straßenzustand informiert.

Hyundai bietet für dieses Modell zwei verschiedene Ausstattungsvarianten an - bereits die ungewöhnlich komplette Basis-Version mit dem LS-Paket beinhaltet eine Servolenkung, elektrische Fensterheber und Außenspiegel sowie ein Hub-/Schiebedach. Der GT bietet zusätzlich Sportsitze, etwas Leder an Lenkrad und Schalthebel sowie Nebelscheinwerfer.

Die Preise sind fair: 24 390 Mark kostet die Basis-Version. Wer lieber mit einem Turbolader und 115 PS unterwegs ist, hat 25 990 Mark auf den Tisch des Händlers zu legen. Bleibt die Frage, warum die deutschen und die europäischen Hersteller diese Marktnischen immer wieder den Japanern - und nun auch den Koreanern - überlassen. Schließlich werden die Kunden eines solchen S-Coupés sich irgendwann einmal eine viertürige Limousine in die Garage stellen - und bei dem Preis- Leistungs-Verhältnis dann wohl wieder zu einem Hyundai-Händler gehen.

Von Jürgen Lewandowski

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