Hyundai S-Coupé:Start mit eigenem Triebwerk

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Der Koreaner bietet gute Ausstattung im zu braven Design

(SZ vom 14.05.1994) Es ist eine alte Mär zu glauben, in den sechziger Jahren hätte sich die Automobilindustrie noch nicht mit dieser Vehemenz für einen guten Cw-Wert bei den Autos eingesetzt, weil die Tragweite dieser Zahl noch nicht erkannt war. Es war natürlich völlig anders: Sie erinnern sich an die wunderbaren Hochfrisuren, Haarteile wurden eingesetzt, kunstvolle Türme aufgebaut, alles mit Schwaden von Haarspray fixiert. Nun, wie hätten die Damen mit diesen Frisuren zum Beispiel in ein Hyundai S-Coupé gepaßt, das so windschlüpfig geschnitten ist, daß man selbst mit einer Kurzhaarfrisur à la 90er Jahre permanent am Dach anstößt. Ein Umstand, an dem auch Großgewachsene immer wieder Anstoß nehmen.

Überflüssiger Heckspoiler

Daß Coupés markanter und extravaganter sein dürfen, haben sich sicher auch die Designer bei Hyundai gedacht. Das Auto wirkt schlank, fast schon grazil. Von der Seite allerdings sind die Stoßstangen zu weit nach außen gezogen, sie sehen wulstig aus. Schöner wäre es auch gewesen, wenn man sich am vorderen Türholm den Einschnitt erspart hätte, der mehr Ähnlichkeit mit einer Kieme hat. Alles Kleinigkeiten, dennoch ist das Tüpfelchen auf dem i der Heckspoiler, der angesichts des leicht hochgezogenen Hecks überflüssig erscheint.

Das S-Coupé ist mit zwei verschiedenen Motoren lieferbar: einmal ein 1,5- Liter-Vierzylinder mit 65 kW (88 PS), der in 11,4 Sekunden von Null auf 100 km/h sprintet und eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h erreicht und zum anderen die Turbo-Version mit 85 kW (115 PS) und Werten von 9,5 Sekunden von Null auf 100 km/h sowie einer Spitzengeschwindigkeit von 195 km/h.

Mit diesem Triebwerk kommt Hyundai als erster koreanischer Hersteller mit einem selbst entwickelten und produzierten Motor auf den deutschen Markt. Das S- Coupé ist das erste Fahrzeug mit diesem Aggregat in Deutschland. Der vorne quer eingebaute Vier-Zylinder-Reihenmotor arbeitet mit Dreiventil-Technik. Die LS- Version, mit der wir uns auseinandergesetzt haben, ist durchzugsfreudig, wird allerdings im oberen Drehzahlbereich laut. Bei höheren Geschwindigkeiten vermittelt der Koreaner ein unsicheres Gefühl, der Wagen wird schwammig im Fahrverhalten. Das maximale Drehmonent der Saug-Version beträgt 128 Nm bei 4000/min. Die serienmäßige Fünf-Gang- Schaltung ist leicht zu bedienen, auch wenn es manchmal an der Präzision fehlt - gerade beim Rückwärtsgang.

Das S-Coupé ist ein Auto, das jeden ansprechen wird, der Wert auf eine relativ umfangreiche Ausstattung (ausstellbares Sonnendach, teilbare Rückbank, Servolenkung, elektrische Fensterheber, höhenverstellbares Lenkrad) legt, auch wenn einige Details fehlen (zum Beispiel die höhenverstellbaren Gurte), andere wiederum eher hinderlich sein können: Ist der Fahrer Raucher und trinkt gleichzeitig eine Dose Cola, nützen die Dosenhalter nicht viel, denn sie verdecken den Aschenbecher. Doch zum Preis von 24 990 Mark für die LS-Version, die zum Aufpreis von 1740 Mark auch mit Vier-Gang- Automatik zu haben ist, bietet Hyundai ein durchaus komfortables Coupé. Wer noch einmal 1900 Mark drauflegt, bekommt die GT-Version.

Von Marion Zellner

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