Hyundai Coupé 2.7 V6:Unvernunft aus Tradition

Lesezeit: 3 min

Als sportlich-unvernünftiger Exot im Modellprogramm hat das Coupé Tradition bei Hyundai.

Michael Harnischfeger

Schon 1991, als die Koreaner nach Deutschland kamen, war ein 2+2-Sitzer am Start. Selbstverständlich ist das nicht, denn die Modellpalette bestand gerade einmal aus vier Autos, von denen drei in Blech gepresste Vernunfts-Limousinen waren - für jene Käufer, die sehr wohl auf technische Highlights, nicht aber auf Preiswürdigkeit verzichten wollten.

(Foto: N/A)

Mit mageren 84 PS und einer bieder-schlichten Karosserie war das S-Coupé zwar kein Aufreißer, doch bis 1996 fand es immerhin 14.000 deutsche Käufer.

Die Nachfolge-Generation, die dem Toyota Celica nacheiferte, fand bis heute etwa 7.000 Interessenten.

Nun also Coupé Numero Drei. Ein insgesamt wenig exzentrisches, aber gefälliges Design macht es schwer, den 4,4 Meter langen Flachmann auf Anhieb als Auto aus Korea zu identifizieren.

Von den Klarglasscheinwerfern bis zu den zwei verchromten Endrohren am Heck mischen sich scharfe Kanten und weiche Rundungen. Die Luftauslässe hinter den Vorderrädern und die daraus wachsende Sicke erinnern ein wenig an Ferrari.

Klein - eng - aber vom Feinsten

Der Innenraum verzichtet auf Details, die europäische Augen verschrecken könnten. Hier hat alles seine geradlinige Ordnung, die irgendwie an Wolfsburg erinnert.

Metallisch glänzende Rahmen um die Instrumente und die schimmernde Mittelkonsole sind die einzigen Farbtupfer, wenn man vom roten Bereich im Drehzahlmesser absieht. Die Sitze packen entschlossen zu für ausreichenden Seitenhalt, geben langen Beinen aber zu wenig Auflagefläche.

Wer ein elektrisch betätigtes Ausstelldach bestellt hat, muss den Kopf ein wenig schräg halten, denn sonst stößt er an den Schiebedachrahmen, wenn er größer als 1,85 Meter ist.

Offiziell ist das Coupé zwar ein Viersitzer, doch im richtigen Leben sind Jacken auf der Rücksitzbank besser aufgehoben als Menschen, da die Kopffreiheit wohl nur für Kleinkinder ausreicht. Der Kofferraum misst 312 Liter; nach Vorklappen der Rücksitzlehnen ist er auch lang genug zum Skitransport.

Die Motorisierung

Wie bisher ist ein Zweiliter-Vierzylinder im Einsatz, der mit 136 PS / 100 kW die Basismotorisierung darstellt. 206 km/h und 9,2 Sekunden von Null auf 100 km/h sind laut Hersteller möglich. Auf dem Papier klingt dies nicht gerade gewaltig, doch durch sein spritziges Wesen wirkt dieses Triebwerk durchaus sportlich.

8,4 Liter sollen für 100 Kilometer reichen, und erfreulicherweise dürfen die vom billigeren Normalbenzin sein. Damit begnügt sich auch das neue Top-Triebwerk, ein 2,7 Liter großer V-Sechszylinder mit 167 PS / 123 kW.

Er klingt gut und dreht gut, hat ohne Zweifel Kraft und läuft vibrationsarm. Doch seine Leistungsentfaltung ist so verbindlich, dass nirgendwo jener "zweite Wind" aufkommt, der doch irgendwie zum sportlichen Fahrgefühl gehört.

Dieser Motor ist serienmäßig an ein Sechsganggetriebe gekoppelt, das sich gut schalten lässt und passend abgestuft ist. Wer im sechsten Gang mit 170 km/h über die Autobahn rollt, kann sich ohne Anstrengung unterhalten, denn der Motor bleibt akustisch im Hintergrund, und auch Wind und Reifen spielen sich nicht vorlaut in den Vordergrund.

Auf dem Asphalt

Zum Kurvenräubern eignet sich das Coupé natürlich auch. Doch zu schlecht sollte die Straße nicht sein, denn derbe Unebenheiten irritieren den Fronttriebler dann schon: Der Vorderwagen wird unruhig, die Lenkpräzision lässt nach, und polternde Geräusche aus den Radhäusern zeigen, dass Hyundai auf dem Fahrwerkssektor noch nicht zur Spitzengruppe zählt.

Dies zeigen auch deftige Lastwechselreaktionen, wenn der Fahrer in verwegen angegangenen Kurven den Gasfuß lupft. Nun muss er mit einem ausbrechenden Heck rechnen, das sich, zumindest auf trockener Straße, aber sehr gut kontrollieren und sogar bewusst zum Lenken einsetzen lässt.

Umfangreiches Zubehör

Ein ESP (Elektronisches Stabilitäts-Programm) wäre in solchen Situationen hilfreich, doch damit kann Hyundai erst in zwei Jahren dienen. Immerhin: Front- und Seitenairbags sowie eine Traktionskontrolle sind serienmäßig an Bord.

Nach Art des Hauses ist der Serienausstattung ohnehin recht üppig, so dass es kaum noch Grund gibt, mehr als den Listenpreis zu bezahlen.

Der ist, gut vier Monate vor dem Verkaufsstart, noch nicht kalkuliert. Doch der deutsche Importeur will sich nicht weit vom Niveau des Vorgängers entfernen.

Das hieße dann knapp 20.000 € für den Vierzylinder und knapp 25.000 € für den Sechszylinder, der nicht nur zwei Zylinder zusätzlich, sondern auch noch einiges an Mehrausstattung zu bieten hat. Hier bleibt Hyundai also ganz vernünftig - auch beim an sich unvernünftigen Coupé.

Quelle: autocert.de

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