Honda VTR 1000 Firestorm:Ein Donnervogel trifft ins Schwarze

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Das flotte Motorrad mit wassergekühltem Zweizylinder-Aggregat verhält sich drehfreudig und zugleich spurstabil

(SZ vom 09.08.1997) Ein wahres Neuheiten-Feuerwerk brennt dieses Jahr Honda ab: Der weltgrößte Motorradhersteller brachte für die Saison 97 gleich fünf neue Modelle auf den deutschen Markt. Die größte Aufmerksamkeit wird aber weder dem schwersten noch dem schnellsten noch dem teuersten Fahrzeug zuteil, sonderm dem Modell VTR 1000: Das sportliche Zweizylindermotorrad trägt den Beinamen Firestorm, würde aber noch besser Thunderbird heißen (wenn es das denn dürfte). Denn der V2-Donner ist durchaus eindrucksvoll.

Nach den Ducati-Sport- und Markterfolgen fanden die Honda-Strategen heraus, daß man ebenfalls ein flottes Zweizylindermodell benötigt. Der wassergekühlte V2-Motor mit 90 Grad Zylinderwinkel zielt voll in Richtung Ducati und trifft ins Schwarze: Geniale Leistungskurve, typische Vibrationen (der angenehmen Art), mächtig Power. Der V2 schnorchelt, bollert und tönt, daß es eine Freude ist. Die Tempofreudigen unter den Motorradfahrern werden Spaß an der stürmischen VTR haben: Die Maschine spuckt Feuer, und das sowohl in jedem Gang als auch in jedem Drehzahlbereich. Sie vermittelt das Gefühl, als würden mehr als 98 PS dahinter stecken.

Auf gleich hohem Niveau liegen die Fahrwerkseigenschaften: Federung und Dämpfung des mit einem Alu-Rahmen und Alu-Schwinge ausgestatteten Motorrades sind gut abgestimmt, es gibt weder Pendeln bei der Höchstgeschwindigkeit (240 km/h) noch Lenkerschlagen. Flottes Kurvenfahren geht mit der VTR wie von allein: Sie lenkt leicht ein und ist spurstabil. Die insgesamt drei Scheibenbremsen sind gut dosierbar und sehr wirkungsvoll. Die Sitzposition ist gemäßigt sportlich, der Druck auf die Handgelenke noch erträglich. Zweipersonenfahrten sind möglich, aber nicht vergnüglich.

Weniger gefallen haben uns die wenig Rücksicht bietenden Spiegel und die relativ geringe Reichweite infolge des zu kleinen Tanks: Schon nach 200 Kilometern ist Sprit nötig, wobei der Verbrauch mit etwa 6,5 Litern keineswegs übertrieben ausfällt. Ansonsten ist Kritik kaum möglich: Die Ausstattung mit verstellbaren Hebeln und sehr gutem Licht ist prima, Details sind gut gelöst. Weil auch gegen das Design nur schwer was zu sagen ist, kommt ein positives Fazit zustande: Wer 18 320 Mark in ein reines Lustfahrzeug ohne großen praktischen Nutzwert stecken will, ist mit dem Donnervogel gut bedient. Freilich: Auch die Alternative von Suzuki in Form der TL 1000 S will bedacht sein.

Von Ulf Böhringer

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