Honda CR-V:Hinein ins Vergnügen

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Der 2,0-Liter-Motor des Freizeitautos erweist sich als zu durstig

(SZ vom 22.11.1997) Bei der Entwicklung von neuen technischen Konzepten hat sich Honda, wie die SZ kürzlich berichtete, einiges vorgenommen. Doch auch die Marketingstrategen des japanischen Herstellers haben die Meßlatte höher gelegt und eines der letzten Marktsegmente ins Visier genommen, in denen Honda noch nicht präsent war. Die Zahl der Sports Utility Vehicles wächst vor allem in den USA und Japan - aber auch in Deutschland erfreut sich diese Automobilgattung der Weihen des Zeitgeistes. Freizeitorientierte Gefährte, die mit großer Variabilität glänzen, den Komfort eines Pkw bieten, aber wenn es darauf ankommt, auch im Gelände bewegt werden können - so liest sich der Auftrag, den die Techniker bekommen, wenn sie ein trendiges Allradgefährt auf die Räder stellen sollen. Bei Honda hat der Neue den Namen CR-V bekommen.

Doch seltsamerweise für ein Gefährt, das Aufsehen erregen soll, konnten die Designer des CR-V ihre konservative Grundeinstellung nicht konsequent genug verstecken. Der 4,52 Meter lange und 1,68 Meter hohe Konkurrent zu Autos wie dem Toyota RAV 4 wirkt vom Design her optisch unentschlossen. Zwar meint Honda, der CR-V stelle "die Abkehr vom großen, schweren Geländewagen dar" und zeige die Entwicklung "hin zum leicht manövrierbaren Allradauto". Doch der CR-V ist eine eher biedere Erscheinung als ein von vielen optischen Spielereien verweichlichtes Fun-Auto.

Mit hochgesetzten Heckleuchten

Am markantesten wirkt noch die Heckansicht mit den hochgesetzten Leuchteinheiten. Das alles muß kein Nachteil sein, wenn die Funktionalität so ist, wie man dies von einem "freizeitorientierten Geländeauto", so Honda, erwarten darf. In der Tat ist das Raumangebot klassenüblich groß, es gibt Becherhalter, zwischen den Vordersitzen einen Klapptisch und als Gag einen im Kofferraum versenkten und herausnehmbaren Tisch. Positiv fallen die vielen Ablagen auf - nur die Beleuchtung der Fensterhebertasten, die an ungewohnter Stelle, links neben dem Lenkrad, angebracht sind, haben die Entwickler schlichtweg vergessen. Praktisches Detail: Die Glasscheibe in der Hecktür läßt sich nach oben öffnen.

Als Antriebsquelle dient ein 2,0-Liter-Motor mit 16V-Technik, der 94 kW (128 PS) leistet. Das ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 166 km/h und einen Spurt von Null auf 100 km/h in 12,5 Sekunden. Der Kraftstoffverbrauch beträgt nach Angaben des Herstellers durchschnittlich 10,2 Liter - doch dieser Wert ist im Alltagsverkehr nicht zu erzielen.

Zwar erweist sich der Motor als drehfreudig und kräftig, doch wenn das Leistungspotential genutzt wird und schnelle Autobahnfahrten auf dem Programm stehen, fließen mehr als 15 Liter Super durch die Einspritzdüsen. Ansonsten hinterläßt der Motor einen positiven Eindruck. Auch die Abstimmung des Fahrkomforts ist für einen Geländewagen gelungen. Nur die Feinabstimmung des Allradantriebs scheint nicht immer optimal zu sein. Honda setzt nämlich auf eine Elektronik, die dem Fahrer keine Wahl läßt, ob er mit Allradantrieb fahren will oder nicht. Normalerweise wird der CR-V über die Vorderräder angetrieben. Wenn dort Schlupf auftritt, schickt die Elektronik einen Teil der Kraft an die Hinterräder - also ein Fourwheel-System mit variabler Kraftverteilung. Was auf dem Papier gut klingt, führt in der Praxis oft zu scharrenden Vorderrädern.

Von null bis 100 Prozent

Technisch funktioniert das System, das Honda entwickelt hat und Real-Time-Four-Wheel-Drive nennt, so: Die Kraft wird im variablen Verhältnis zwischen null und 100 Prozent zwischen der Vorder- und Hinterachse aufgeteilt. Zwei Differentiale sind die Kernstücke dieses Allradantriebs, und zwei Öldruckpumpen regeln die Kraftverteilung. Bei normalen Fahrbedingungen arbeiten die vordere und hintere Hydraulikpumpe mit gleicher Drehzahl. Wenn die Vorderräder an Traktion verlieren, ändern sich auch die Drehzahlen der Pumpen. Das wiederum führt zu Änderungen beim Systemdruck. Kurz gesagt, wirkt dieser Druckunterschied auf die Kupplungslamellen, die zusammengepreßt werden und den Weg zur Hinterachse freigeben.

Die Ausstattung des CR-V ist mit ABS, zwei Airbags, Servolenkung, Zentralverriegelung, einem höhenverstellbaren Fahrersitz durchaus brauchbar. Auf der Aufpreisliste finden sich ein Automatikgetriebe (2000 Mark), ein Sonnendach (1500 Mark) und eine Klimaanlage (2750 Mark). 38 980 Mark verlangt Honda für den CR-V. Das Fahrzeug ist eine weitere Alternative für den freizeitbewußten Allrounder.

Von Otto Fritscher

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