Honda Civic Coupé:Die Designer sind der Erfolgslinie treugeblieben

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Bei der Entwicklung des Dreitürers waren keine Experimente gefragt - so fehlen Akzente, die ein Coupé ausmachen

(SZ vom 05.02.1994) Coupés werden in Deutschland immer beliebter. Waren es 1989 noch 51 500 Exemplare, die hierzulande zugelassen wurden, stieg die Zahl im Jahre 1992 auf 95 000 Einheiten. Und selbst für 1993, in dem Jahr, in dem der Einbruch bei der Automobilindustrie bisher mit durchschnittlich 18,7 Prozent weniger Neuzulassungen am höchsten war, kamen immer noch 70 000 Coupés auf die Straßen.

Mit dem Coupé seiner erfolgreichsten Baureihe Civic versucht Honda, an diesen Trend anzuschließen. 3500 Mal will Honda das Civic Coupé, das bereits bei der IAA im vergangenen Herbst vorgestellt wurde, verkaufen; es soll auch dazu beitragen, daß Honda seinen Marktanteil von 1,8 auf zwei Prozent steigern will. Das Coupé sei ein Wagen für 'Junge und jung Gebliebene', sagte Frank Pfirrmann, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Honda.

Das Coupé, das in den Honda-Werken East Liberty in Ohio, USA, und Alliston in Ontario, Kanada, produziert wird, wirkt von außen etwas brav. Nicht, daß an der Form der Karosserie wirklich etwas auszusetzen wäre - die Stoßfänger sind vielleicht etwas zu wulstig -, aber es fehlt an markanten Akzenten, die bei einem Coupé ruhig sichtbar sein dürfen.

Doch sollte man sich von der äußeren Form nicht allzu sehr beeinflussen lassen, gelten doch auch beim Auto für viele potentielle Käufer die inneren Werte. Der Innenraum des Coupés ist übersichtlich und großzügig und bietet für Vorder- und Hinterbänkler gute Beinfreiheit. Schade ist allerdings, daß die Bequemlichkeit hinten dadurch wieder eingeschränkt wird, daß die Sitzflächen zu kurz geraten sind. Auch wären höhenverstellbare Kopfstützen für die hinteren Plätze angenehm. Für den Fahrer ist das Cockpit gut überschaubar, alle Schalter sind übersichtlich angeordnet, das servounterstützte Lenkrad ist griffig, und die drei Rundinstrumente sind mit weißen Zeichen auf dunklem Grund gut abzulesen. Daß die Höhenverstellung der Gurte fehlt, sei kein Manko, meinte Pfirrmann, da der Winkel der Gurte so steil sei, daß sie richtig säßen.

Zur Ausstattung des Basismodells gehören außer einer Zentralverriegelung das höhenverstellbare Lenkrad, Drehzahlmesser und ein Fünfgang-Getriebe. Der Kofferraum ist für ein Coupé mit 365 Litern Fassungsvermögen gut dimensioniert und kann durch die einteilig umklappbare Rückbank noch vergrößert werden. Die Landekante ist niedrig, und unterhalb des Kofferraumbodens, unter dem sich das Notrad befindet, steht noch zusätzlicher Stauraum für Kleinteile zur Verfügung. So reichlich der Kofferraum ist, so mager ist der Innenraum mit Ablagen ausgestattet. In den Türen befinden sich winzige Fächer, in die nicht einmal ein Atlas paßt; das Handschuhfach ist ordentlich, aber auch darüber gibt es keine Ablage, auf der etwa ein Paar Handschuhe oder ähnliches Platz fände. Die letzte Möglichkeit, den alltäglichen Krimskrams unterzubringen, ist die Stecktasche hinten am Beifahrersitz.

Drei verschiedene Modell-Versionen stehen im Civic Coupé den Käufern zur Verfügung: der 1,5 i mit 1500 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von 74 kW (101 PS), der 1,5 LSi mit der gleichen Motorisierung, aber umfangreicherer Ausstattung (Höchstgeschwindigkeit bei beiden: 190 km/h), und der 1,6 ESi mit einen 1,6-Liter-VTEC-Aggregat und 92 kW (125 PS) sowie einer Spitzengeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern. Der von Honda angegebene Verbrauch soll sich bei allen drei Modellen im Drittelmix auf 7,1 Liter pro 100 Kilometer belaufen, allerdings beim ESi mit Superbenzin.

Das Coupé liegt ruhig auf der Straße und läßt sich auch in den Kurven gutmütig lenken. Der LSi, der nur 1000 Kilogramm schwer ist, bietet die Kraft, zügig zu überholen, doch tut der Wagen sich schwer, bei starker Steigung aus dem zweiten Gang zu beschleunigen. Der sonst ruhig laufende Motor wird ab 4000/min zu laut und ruckelig.

Das Civic Coupé, das auch gegen einen Aufpreis von 1700 Mark mit Vier-Gang- Automatik zu bekommen ist, liegt zu den Preisen von 27 180 Mark für den 1,5 i, 29 180 Mark für den LSi und 32 180 Mark für den ESi günstiger als die Konkurrenz. Allerdings sind dafür Sicherheitskomponenten wie Airbags - sie sollen in diesem Jahr noch als Option kommen - und ABS nicht beinhaltet. Dennoch wird das Coupé dank seiner guten Fahreigenschaften und der relativ niedrigen Preise gerade bei Singles oder als Zweitwagen seine Abnehmer finden.

Von Marion Zellner

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