Honda Civic Aero Deck:Ein echter Europäer

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Fünf Motoren stehen zum Verkaufstart am 9. Mai zur Wahl

(SZ vom 29.04.1998) Schon lange sind die Zeiten vorbei, als Automobilhersteller ihre Kombis nur als Lastenesel für Handwerker interpretiert wissen wollten. Trendkombi war der Begriff, der den Variants, Avants, tourings, Breaks und Caravans gegeben wurde - und die freizeitorientierte Gesellschaft war die Kundschaft, die sich die Hersteller auserkoren hatten.

Nun gibt es vom 9. Mai an bei den Händlern ein weiteres Modell der Kategorie Lifestyle-Kombi. Von diesem Zeitpunkt an will Honda nämlich den neuen Civic Aero Deck heuer noch 8000 Mal verkaufen. Der Aero Deck soll natürlich die in Deutschland so erfolgreiche Civic-Baureihe ergänzen. Und um es schon vorwegzunehmen: Bei einer ersten Begenung präsentierte sich der neue Honda-Kombi als würdiges Familienmitglied.

Mit modernem Blechkleid

Von außen fällt zuallererst das gelungene und moderne Blechkleid ins Auge. Die Front verrät die Herkunft, die Seitenpartie verläuft geradlinig und durchdacht; das hinterste Fenster gibt noch einmal einen schönen Kontrast. Der auf dem Civic Fünftürer basierende Kombi verfügt über eine Länge von 4,43 Metern, eine Breite von knapp 1,70 Metern und eine Höhe von 1,44 Metern - damit gehört er zur kompakten Mittelklasse.

Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein mit Teppich ausgekleideter Kofferraum, der ein Volumen von 415 Litern aufnimmt. Bei umgeklappter Rücksitzlehne erweitert sich der Stauraum auf 835 Liter. Dabei gibt es allerdings einen Wermutstropfen, denn um eine ebene Fläche zu erreichen, muß die rückwärtige Sitzbank - wie bei vielen anderen Modellen auch - nach vorne geklappt werden. Doch diese ist nicht wie die Rückenlehnen teilbar, so daß hierbei die teilbaren Lehnen nur dann (als zusätzlicher Sitz) sinnvoll sind, wenn nur die Lehne umgeklappt wird. Der Nachteil besteht wiederum darin, daß nun keine ebene Fläche entsteht. Auch wenn es ein Detail sein mag, Honda wäre gut beraten, dort nachzubessern, alleine schon, um mit den Wettbewerbern gleichzuziehen.

Im Innenraum setzt sich die klare Linie der Karosserie fort, das heißt, alle Schalter und Knöpfe sind - nach europäischem Maßstab - am rechten Fleck. Überhaupt macht der Aero Deck eher einen europäischen Eindruck als einen japanischen. Das war selbstverständlich Absicht - und von Honda auch von Anfang an so geplant. Der Kombi läuft nicht nur wie der Fünftürer im englischen Werk in Swindon vom Band, sondern er wurde auch dort gemeinsam mit den Verantwortlichen im sogenannten R&D-Center (Research und Developement) in Offenbach entwickelt.

Für den Antrieb sorgen beim Aero Deck Aluminummotoren mit fünf verschiedenen Leistungsstufen:

1. 4i: 1,4 Liter Hubraum, 55 kW (75 PS), Höchstgeschwindigkeit 162 km/h, Spurt von Null auf 100 km/h in 16,3 Sekunden, Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer (nach neuer EU-Richtlinie): 7,7 Liter Super;

1. 4i S: 1,4 Liter Hubraum, 66 kW (90 PS), Vmax 172 km/h, Spurt auf 100 km/h in 13,9 Sekunden, Verbrauch 7,7 Liter Super;

1. 5i S: 1,5 Liter Hubraum, 84 kW (114 PS), Vmax 190 km/h, Null auf 100 km/h in 11,5 Sekunden, Verbrauch 6,8 Liter Super;

1. 6i SR: 1,6 Liter Hubraum, 85 kW (115 PS), Vmax 188 km/h, von Null auf 100 km/h in 11,3 Sekunden, Verbrauch 7,9 Liter Super;

1. 8 VTi: 1,8 Liter Hubraum, 124 kW (169 PS), Vmax 215 km/h, Spurt auf 100 km/h in 8,8 Sekunden, Verbrauch 8,8 Liter Super.

Stärker ist nicht immer besser

Bei ersten Fahrten erwies sich die Basismotorisierung mit 75 PS als durchaus ausreichend für den knapp 1,2 Tonnen schweren Kombi. Sie ist zwar nicht gerade ein Durchzugswunder, doch treibt sie das Auto zügig voran. Naturgemäß kann die 90-PS-Variante alles ein bißchen besser, doch fiel sie durch ein lauteres Motorengeräusch auf. Wenn auch nicht bei der Leistung, so stellte sich doch die 115-PS-Version als stärkste Kombination heraus. Bei dieser scheint einfach alles zu stimmen. Der Antrieb hat genug Kraft, um schon bei niedrigeren Drehzahlen für ausreichend Vortrieb zu sorgen, bei notwenigen Überholmanövern stehen genug Reserven zur Verfügung.

Die fast 170 PS starke VTi-Version entpuppte sich als arg müdes Triebwerk, auch wenn die Papierform anderes glauben machen will. Im unteren Drehzahlbereich läßt es Drehfreudigkeit vermissen, und auch mit der Elastizität ist es nicht weit her. Jedenfalls scheinen die 115 PS die richtige Wahl zu sein, was sich auch Honda denkt, denn von dieser Leistungsstufe und dem 25 PS kleineren Bruder erwartet man die meisten Bestellungen. Bei Preisen ab 28 410 Mark für die Basis wird sich Honda damit auch nicht schwertun.

Von Marion Zellner

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