Honda CB 500:Gelungene Summe

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Als Einsteigermotorrad für weniger als 10 000 Mark geeignet

(SZ vom 15.06.1994) Ein konventioneller Doppelschleifen- Stahlrahmen, zwei hintere Federbeine, eine Bremsscheibe im Vorderrad, das von einer konventionellen Telegabel geführt wird, hinten 'nur' eine Trommelbremse - die Fahrwerksdaten sind genausowenig aufregend wie die Motorkennzahlen: ein halber Liter Hubraum, zwei wassergekühlte Zylinder in Reihenbauweise und eine Leistung von maximal 58 PS. Doch wenn man, wie im Falle der Honda CB 500 geschehen, diese unspektakulären Einzelteile geschickt aufeinander abstimmt, kann es zu einem Ergebnis kommen, das weit aufwendigere Konstruktionen übertrifft.

Eines der wichtigsten Konstruktionsziele für ein Einsteigermodell war Benutzerfreundlichkeit: Unkompliziert und einfach zu bedienen sollte die CB 500 sein, wartungsarm und auch langfristig zuverlässig. Über letzteren Punkt läßt sich hier keine Aussage treffen, die anderen Ziele wurden erreicht. Und zwei Jahre Garantie sind ein Wort.

Die Testmaschine, eine auf 1-A-Führerscheinbesitzer abgestimmte 34-PS-Variante, bewies eindrucksvoll, daß Motorradfahren mit 34 PS in einem handlichen Fahrwerk großen Spaß machen kann. Die Motorcharakteristik ist günstig: Niedrige Drehzahlen werden klaglos verkraftet, ab 2000 Umdrehungen darf beschleunigt werden. Die Leistung reicht auch für flotte Landstraßenfahrten völlig aus, weil sich im mittleren Drehzahlbereich genügend tut; als Spitzentempo werden 145 km/h registriert. Der Verbrauch von 5 bis 6,5 Litern Normalbenzin ist akzeptabel; ein Sparwunder ist die Honda allerdings in Relation zu ihrer Leistung nicht.

Kurvenfahren fällt leicht, Fahrwerksunarten kennt die CB nicht. Die Bremsen verrichten ihren Dienst unspektakulär, aber wirkungsvoll, was genauso für das Sechsganggetriebe, Kupplung, Federung und Dämpfung gilt. Licht, Schalter, Spiegel - alles o. k. Auch der Sound ist gelungen: gut gedämpft, aber doch charakteristisch. Die Sitzposition ist relativ sportiv, die Sitzhöhe von 78 Zentimetern kommt unerfahreneren Bikern entgegen. Keine Details, über die man in Lobeshymnen ausbrechen müßte, aber eben auch keine Mankos - sieht man von der zu dicht am Auspuff liegenden Soziusfußraste einmal ab. Die Tankform macht die Montage eines Tankrucksackes leicht, Koffersysteme werden von Honda und im Zubehörhandel angeboten.

Fazit: Die CB 500 ist ein 'rundes' Motorrad geworden. Für 9660 Mark erhält der Käufer kein Renommierstück, sondern ein Vielzweckfahrzeug mit ordentlichen Toureneigenschaften wie auch dem Spaßappeal für flotte Ausfahrten auf kurvenreichen Landstraßen. 'Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile' - die CB 500 zeigt die Gültigkeit dieser Weisheit.

Von Ulf Böhringer

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