hanseboot:Länge läuft

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Mit anziehender Konjunktur werden auch die Yachten immer größer - an diesem Wochenende begann in Hamburg die "hanseboot".

Klaus Bartels

Es lag am Hamburger Schmuddelwetter, dass vor 47 Jahren der deutsche Bootsbau zum Träger einer Messe wurde, die sich zur zweitgrößten Bootsausstellung Deutschlands entwickeln sollte.

1960 floppte die vom Deutschen Boots- und Schiffbauerverband (DBSV) organisierte Verkaufsausstellung unter freiem Himmel im Dauerregen. Grund genug, ein Jahr später eine Messehalle zu mieten. Die damals 75 ausstellenden Bootsbauer konnten immerhin 25.000 Besucher zählen. Die Hamburger Bootsausstellung, die später den Namen hanseboot bekam, entwickelte sich schnell zu einer internationalen Bootsmesse mit bis zu 166.000 Besuchern. Sie ist bis heute die Bühne des deutschen Bootsbaus geblieben, obwohl mittlerweile die Mehrzahl der 900 Aussteller aus dem Ausland stammt.

Die seit diesem Wochenende laufende hanseboot steht unter optimistischen Vorzeichen. Laut Konjunkturbefragung des DBSV bei seinen 440 Mitgliedsfirmen vermeldeten mehr als 90 Prozent der Firmen eine gleich gute oder bessere wirtschaftliche Situation als ein Jahr zuvor.

Die deutsche Bootswirtschaft - vom Paddelboothersteller über Hafenbetreiber bis hin zur Superyachtwerft - setzt zurzeit rund drei Milliarden Euro im Jahr um. Dabei ist sie auch immer ein Spiegelbild des allgemeinen Konjunkturverlaufs. Stehen die Zeichen auf Wachstum wie momentan, werden auch die Yachten größer. Fast alle bekannten Serienyachtwerften mischen mittlerweile in dem Segment mit Rumpflängen bis zu 15 Meter und mehr mit.

1200 Segel- und Motorboote sind zu sehen

Das Interesse an den großen Segelyachten wächst, denn moderne Technik sorgt dafür, dass sie sich einfach und von einer kleinen Crew segeln lassen. Mit Hilfe von elektrischen Winschen zum Segelsetzen und Trimmen, Bugstrahlrudern für Hafenmanöver und starken Dieselmotoren beherrscht heute eine Zweier-Crew wie ein Ehepaar Yachten dieser Größenordnung ohne Problem. Der Trend zu mehr Platz und Komfort wird auch bei den Motoryachten deutlich. Insgesamt sind rund 1200 Segel- und Motorboote in Hamburg zu sehen.

Die Swan 75 der finnischen Nautor-Werft ist mit ihrer Länge von 23,30 Meter größte Segelyacht der Ausstellung. Die 5,79 Meter breite Yacht mit einer Verdrängung von 38 Tonnen gilt wie alle Schwäne als Rolls-Royce unter Segel und präsentiert unter Deck mit Eignersuite und vier Gästekabinen Luxus und Komfort einer Superyacht. Die Swan, auf der eine Segelfläche von 280 Quadratmeter am Wind gefahren wird, kostet rund vier Millionen Euro.

Für besonders viel Aufmerksamkeit wird auch die neue Hallberg Rassy 54 aus Schweden sorgen. Die 16,74 Meter lange, 4,70 Meter breite und 26 Tonnen verdrängende Yacht der schwedischen Edelwerft stammt von Konstrukteur German Frers und ist für ein komfortables Leben auf dem Wasser entworfen worden. Ihre Segelfläche erreicht stolze 151 Quadratmeter.

Kleiner sind die Yachten der beiden großen deutschen Werften, Bavaria Yachtbau GmbH und Hanse Yachts AG. Sie stellen nahezu ihre gesamte Typenreihe an neuen oder überarbeiteten Segelyachten von 9,60 bis 16,30 Meter vor. Im komplexen Angebot der hanseboot - von Luxusyachten über sogenannte Cruiser/Racer aller Größen, mit denen Crews Chancen auf Regattabahnen haben, aber auch zu gemütlichen Ferientörns starten können - fehlen weder solide Decksalonyachten noch besonders günstige Einsteigerboote.

Eines davon ist die fünf Meter lange Fahrtenyacht Fan Balt 17 aus polnischer Produktion, ein sportlicher Kajütkreuzer für Tagestörns und Urlaub. Mit einem Gewicht von nur rund 550 Kilogramm ist das Segelboot einfach zu trailern und kostet segelfertig rund 13.000 Euro.

Gleich zwei der elf Messehallen füllt in diesem Jahr das besonders große Angebot der Motoryachtwerften. Als Besuchermagneten gelten beispielsweise die edlen englischen Sunseeker-Yachten. Gleich vier dieser stilistisch unverwechselbaren maritimen Schönheiten, darunter die imposante 19,60 Meter lange und 29 Tonnen schwere Luxusyacht Predator 62 und die dynamische Sunseeker Superhawk 43, sind zu sehen.

Die Eleganz 70 ist die größte

Erstmals wird in Hamburg die neue Fjord 40 Cruiser der Hanse Yachts AG ausgestellt, und für besondere Aufmerksamkeit wird auch die Premiere der betont kantigen Pinasse 46 von der Mittelmann Werft in Kappeln sorgen. Deren Design erinnert an den Typ der Marine-Pinasse und wurde für zügige Reisen im Küstenbereich vom Konstrukteur Georg Nissen gezeichnet.

Größte Motoryacht der hanseboot ist die 21,20 Meter lange Elegance 70 vom Bremer Exklusivanbieter Drettmann. Die 5,70 Meter breite und 50 Tonnen verdrängende Yacht aus Taiwan bietet Luxus auf zwei Decks und auf einer großen Flybridge. Die repräsentative Yacht erreicht mit ihren zwei 1360-PS-Maschinen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 30 Knoten.

Die hanseboot mit ihrem Standort an der Elbe zwischen Nord- und Ostsee hat einen besonders hohen Anteil an Besuchern mit eigenen Booten. Für sie ist mit der neuen Halle B 6 ein Mekka des Bootszubehörs und der Yachtausrüstung geschaffen worden.

Generell müssen die hanseboot-Besucher in diesem Jahr neue Wege gehen. Die Messe findet auf einem völlig umgestalteten Messegelände mit neuen Hallen, teilweise neuen Eingängen und einer auf 78.000 Quadratmeter vergrößerten Ausstellungsfläche statt. Geblieben ist der hanseboot-Hafen mit den großen Yachten, zu dem es kostenlose Busverbindungen gibt.

hanseboot: Messe Hamburg; 27. Oktober bis 4. November; täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr, Eintritt: Erwachsene 13 Euro, Kinder/Studenten 5 Euro; mehr Infos: www.hanseboot.de.

© SZ vom 27.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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